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Sonntag, 17. Juni 2012
– Kleiner Triebwagen auf großem Berg
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Dieses Jahr
feiert die Harzer Schmalspurbahnen GmbH das 125jährige Bestehen
der Schmalspurbahnen im Harz mit einem großen
Jubiläumsprogramm. Neben zahlreichen Bahnhofsfesten werden diverse
Sonderfahrten angeboten, einschl. Fahrten von Gasttriebwagen. Bei allen
der vielfältigen Sonderfahrten kann man als Auswärtiger nicht
dabei sein, aus dem Programm hatte ich mir zwei Schmankerl
herausgesucht. Neben einer Fahrt
mit dem NWE-Triebwagen T3 (welche letztlich aufgrund Triebwagenschadens
mit dem Fuchs-Triebwagen 187 012 und einer handvoll Teilnehmer
stattfand) fand der Triebwagen T42, ehemals VT 137 532 der Deutschen
Reichsbahn, mein Interesse. Der Triebwagen stammt von den Franzburger
Kreisbahnen und wurde nach Stilllegung der Strecken 1974 an den DEV
verkauft, der den Triebwagen weitgehenst im Reichsbahnzustand auf
seiner Strecke zwischen Bruchhausen-Vilsen und Asendorf einsetzt.
Fand die Fahrt mit dem 187 012 im Mai bei fast durchgängigem
Regenwetter statt – so war für heute ein örtliches
Zwischenhoch angesagt, welches für elf Stunden Sonne sorgen
sollte. Die Hinfahrt fand teilweise bei Regen statt – aber die
Vorhersage war so stabil, dass ich mir keine weitere Sorgen machte. Um
8 Uhr in Wernigerode angekommen, hingen noch dunkle Wolken über
dem Harz und der Brocken in Wolken. Damit geht auch dieser Tag in die
durchschnittlich 306 Tage im Jahr ein, wo der Brocken in Wolken
hängt. Dass die Sonne heute mitzuspielen gedenkt, zeigte sie
gleich bei Ankunft in Wernigerode, wo der T42 des DEV im Bw Wernigerode
noch auf seinen Einsatz wartet.
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Nach dem
Windbruch im Drängetal ist der Tunnel am Thumkuhlenkopf ein
Pflichtfotoort. Vormittags bescheint die Sonne das südliche Portal
bestens. Fast 40 Reiseteilnehmer aller Altersgruppen steigen aus dem
Triebwagen aus und verteilen sich auf der engen Ebene, der Ort des
Stehens will gut überlegt sein – es geht im Zweifel rund 100 Meter
abwärts und unten an der Straße findet sich so schnell keine
Bushaltestelle...
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Im
Thumkuhlental sorgte Ende der 1980er Jahre ein Waldbrand für
weites Schussfeld. Inzwischen hat der Harz die lange Jahre perfekte
Fotokurve wieder in Besitz genommen und die Länge der hier idealen
Züge sinkt rapide...
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Lag die
letzte Fotostelle noch rund 500 Meter über dem Meeresspiegel,
haben wir hier bereits 800 Höhenmeter erreicht. Zum Brocken
führt die Brockenstraße, welche jedoch für jeden
Kraftverkehr gesperrt ist – Ausnahmen bestehen ausschließlich
für die Versorgung des Brockens. Ideal für Fahrradfahrer, die
die Mühen des Brockenaufstieges per Zweirad nicht scheuen – die
Talfahrt ist umso schöner...
Da in der Regel die im Brockenverkehr ausschließlich eingesetzten
Dampfloks Tender voran talwärts gen Drei Annen Hohne fahren,
finden sich diverse Fotostellen zum Brocken kaum bei den Fotografen
wieder. Einerseits liegt das an der Nicht-Erreichbarkeit der Stellen
mit dem Auto, andererseits macht sich an dieser Stelle ein Tender voran
fahrender Dampfzug nicht wirklich gut. Von daher traf die hier seltene
Konstellation des Erreichens des Fotopunkts ohne Auto und das Verkehren
eines fotogenen Zuges perfekt zusammen.
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Entlang
einer der Wanderpfade im Brockengebiet wurde dieser Fotohalt eingelegt.
Viele enge Windungen macht der Brockenverkehr auf dem Weg zum 1.140
Meter hohen Brockengipfel. Besondere Einlage waren hier die nicht
fotografierenden Teilnehmer, die an dieser Fotosonderfahrt teilnahmen
und – während die Fotografen auf das passende Wolkenloch warteten
und rasch im passenden Moment ihre Fotos machten – irgendwas im
Bachlauf entdeckten, aus dem Zug an das Geländer der
Bachbrücke sprangen und nicht näher ergründetes
fotografierten – so war Fotosonderfahrt eigentlich nicht gemeint...
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Schließlich
erreichte der T42 erfreulich problemlos den Brockengipfel, die dunklen
Wolken des Morgens hatten sich verzogen. 99 7234 steht mit dem
Personenzug nach Wernigerode zur Abfahrt bereit. Noch am Tage zuvor war
die Lok im Bf Steinere Renne mit einem Schieberschaden liegen geblieben
und musste durch eine Ersatzlok ersetzt und von 199 861 zurück
nach Wernigerode geschleppt werden.
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Der Bahnhof
Brocken liegt 1.125 Meter über Meereshöhe, deutlich über
der Baumgrenze. Der Reisende kann bei Ankunft und guter Witterung eine
herrliche Fernsicht von zum Teil deutlich über 100 Kilometer
genießen.
Für den "Flachlandtriebwagen" T42 der früheren Franzburger
Kreisbahnen ist die heutige Tour ein beispielsloser Ausflug, weit unten
im Tal die Dörfer. Imposantere Motive findet der Eisenbahnfotograf
selten.
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Der Brocken
zeichnet sich durch die Reste und Nachfahren der Horchposten auf dem
einst direkt an der Grenze zum Westen liegenden Berg und durch die in
den Jahren der Teilung unberührte Natur aus, heute sind die
Funkanlagen ein Wahrzeichen des Brockens. T42 steht zur Rückfahrt
nach Wernigerode bereit – anschließend hieß es erstmal die
Anstrengungen der Fotohalte mit einem leckeren Wurstgulasch des
Brockenwirts ausgleichen...
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Die
Brockenbahn besaß bereits in früheren Jahren ein
Ausweichgleis am Goetheweg. Die 1961 für den öffentlichen
Verkehr gesperrte Bahn wurde im September 1991 zunächst
provisorisch wieder in Betrieb genommen und in der Folgezeit
endgültig saniert. Unverzichtbar ist dabei die Ausweichstelle am
Goetheweg, die die Zugdichte zum Brocken im Gegenverkehr verdoppelt –
für den Richtungsverkehr sind heute mehrere Blockabschnitte mit
Sicherung durch Lichtsignale installiert. Aus früheren Jahren
stammt dieser unnachgiebige Prellbock aus Beton. Während im
Hintergrund der talwärts fahrende Brockenzug dem nächsten Zug
zum Brocken Platz macht, entsteht dieses eher seltene Foto des
Gleisabschlusses des Ausweichbahnhofs Goetheweg.
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Nach
Weiterfahrt des talwärts fahrenden Dampfzuges kann auch der T42
wieder aus dem Ausweichgleis hervorkommen und wieder auf das
Streckengleis einfahren. Unübersehbar die nahende Baumgrenze.
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Im
Thumkuhlental finden sich diverse durch Windbruch entstandene
Fotostellen, von denen diese hier zu einem spontanen Fotohalt genutzt
wurde.
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Unmittelbar
am Betriebsbahnhof Drängetal liegt diese ebenfalls durch Windbruch
gelegene Fotostelle, wo der T42 nochmals einen Fotohalt einlegt.
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Im
Betriebsbahnhof Drängetal wartet der T42 die Kreuzung mit dem von
99 7234 bespannten Personenzug ab, ehe die letzte Etappe nach
Wernigerode startet. Manchmal wünscht sich der Fotograf auch die
passende Fotowolke, die natürlich dann nicht da ist, wenn man sie
braucht. Da heißt es dann am PC daheim aus den Pixeln der
RAW-Aufnahme das beste herauskitzeln – das menschliche Auge wird auch
2012 von Digitalkameras nicht erreicht.
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Das
westliche Portal des Thumkuhlenkopftunnels diente als Abschlussfotohalt
der Tour. Die Wolkenbildung verrät, dass Sonne im Bild kein
Automatismus war, sondern die eine oder andere Minute bei
zum Glück schnell ziehenden Wolken abzuwarten war.
Wenn dann just im Moment der Sonne ein Pilzsammler aus dem Zug steigt,
in aller Seelenruhe Pilze suchen geht und die Fotografen vor
Verwirrung nicht wissen, ob der da im besten Sonnenlicht was
vergessenes sucht und erstmal nicht meckern – dann aber merken dass
"der da im Bild" nur Pilze sucht und mit dem Eintreffen der Fotowolke
wieder in den Zug steigt... *Seufz*
Zum Glück kam die Sonne dann noch passend heraus und die Szene
sorgt letztlich nur eine abrundende Erheiterung – bei der es fast
schade ist, dies nicht extra abgelichtet zu haben...
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Zum
Abschluss der Tour hatte ich vor der Heimfahrt noch
ein Motiv in Hasserode auf dem Zettel – zum Glück spielte auch
hier die Sonne mit, "warten auf Sonne" geht hier nicht wirklich... Die
restlichen WSSB-Blinklichtanlagen der Bahnübergänge auf
dem Gebiet der früheren DDR müssen nach einzeln erteilten
Sondergenehmigungen kurzfristig durch neue Bü-Sicherungen mit
separatem Rotlicht ersetzt werden, da sie eigentlich nach der StVO und
dem Einigungsvertrag von 1990 bereits nicht mehr zulässig sind.
Der Bü Friedrichstraße in Wernigerode-Hasserode ist bei der
HSB der letzte Bü der Bauart WSSB. Die Markierungen für den
Umbau sind bereits gesetzt – in wenigen Wochen werden hier die
Umbauarbeiten begonnen haben. 99 7232 quert mit dem P 8939 zum Brocken
die Friedrichstraße, unsichtbar ist der am Zugschluss
angehängte Triebwagen P 8905 nach Eisfelder Talmühle.
Schwierig für den Fotografen ist diese Stelle. Bei genauer
Betrachtung ist die Wagenseite des Zuges bereits fast völlig
abgeschattet. Entsprechend günstiger wäre ein früherer
Zug. Der zuvor fahrende Zug fährt jedoch genau 1,5 Stunden zuvor.
Entsprechend würden die Fassaden der Harzer Häuser durch
Fast-Streiflicht kaum beleuchtet sein – von den zu diesem Zeitpunkt im
Schatten des Daches liegenden Blumenkästen rechts mal ganz zu
schweigen... Wahrscheinlich lag diese Stelle genau deswegen lange Jahre
im Desinteresse der Fotografen und gewann ihre Stärke erst vor
Ersatz der alten Bü-Sicherungstechnik. Eine genaue Erforschung der
Lichtwinkel im Verhältnis zu den Jahreszeiten stellt sich ohnehin
nicht mehr, mit ein wenig Phantasie weiß der Fotograf eh schon
heute wie es 2013 hier aussehen wird.
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Fotos
in Google Earth |
©
2012 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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