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Sonntag, 27. März 2011 –
Einen Tag beim Wilden Robert
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Die "Wilder
Robert" genannte Döllnitzbahn befindet sich zwischen Leipzig und
Dresden in einer industriell geprägten Gegend, in der nur wenige
touristische Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Die Strecke
Oschatz –
Mügeln wurde am 7. Januar 1885 als zweite Strecke eines einst 70
Kilometer umfassenden Schmalspurbahnnetzes in Betrieb genommen.
Während
die anderen heute noch betriebenen Schmalspurbahnen auf dem Gebiet der
ehemaligen DDR aufgrund ihres touristischen Wertes erhalten blieben,
wurde die Schmalspurbahn Oschatz – Mügeln – Kemmlitz ab 1975 nur
noch
für den Güterverkehr vorgehalten und bis zum Sommer 1990 mit
mehreren
Zugpaaren täglich befahren.
Mit der Wende und der Währungsunion 1990 änderten sich die
Grundlagen
für den Betrieb deutlich. Die Deutsche Reichbahn plante bereits
1991
den Betrieb vollständig einzustellen, durch eine Patenschaft von
"Pro
Bahn" (1993 in den neuen Bundesländern in den
Deutschen Bahnkunden-Verband [DBV] aufgegangen) und anliegender
Kommunen mit der Deutschen
Reichsbahn konnte die Bahn zunächst weiterbetrieben werden und
ging am
17. Dezember 1993 als erste Privatbahn in den neuen Bundesländern
als
Döllnitzbahn GmbH an den Start.
Am 27. März 2011 war Dampffahrtag mit der IV K 99 1574 der
Döllnitzbahn. Die Lok bespannte drei Zugpaare zwischen Oschatz und
Mügeln und zwei auf dem Abschnitt Mügeln – Glossen. Im Zug
galten die
regulären Tickets des MDV, verbunden mit einem Dampfzuschlag von
2,50
EUR. Im Bf Oschatz rangiert die 99 1574 auf Signal des Rangierleiters
an den bereitgestellten Zug.
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Seit der
Übernahme durch die Döllnitzbahn GmbH hat die Bahnlinie eine
bemerkenswerte Entwicklung
mit Höhen und Tiefen durchlaufen – im April 2006 konnte die
wiederaufgebaute Strecke
Nebitzschen – Glossen wieder in Betrieb genommen werden. Nachdem die
Deutsche Regionaleisenbahn (DRE) des DBV 2007 ihre verbliebenen Anteile
an der Döllnitzbahn an den Förderverein "Wilder Robert"
abtrat, sind
die weiteren Gesellschafter der Landkreis Torgau-Oschatz, die
Städte
Oschatz und Mügeln sowie die Gemeinden Sornzig-Ablaß und
Naundorf.
Weitere Instandsetzungsarbeiten folgten, zuletzt bis 2010 der
denkmalgerechte Neubau der Schuppenfront des Heizhauses Mügeln. An
der
Instandsetzung der Streckeninfrastruktur des derzeit gesperrten
Streckenastes nach Kemmlitz wird 2011 gearbeitet.
Nachdem das Land Sachsen 2011 umfangreiche Kürzungen bei den
Zuschüssen
für die Zweckverbände durchführt, steht der 1995
eingeführte
Schülerverkehr vor dem Aus – seit dem Entfall des verbliebenen
Kaolintransports 2001 die letzte wirtschaftliche Säule der
Döllnitzbahn. Findet sich bis Juli 2011 keine Lösung, steht
die
Döllnitzbahn GmbH vor der Insolvenz und damit die Grundlage der
Döllnitzbahn vor dem Aus.
Im Stadtgebiet von Oschatz ist die
Querung der Döllnitz die markanteste Stelle der Döllnitzbahn.
Die 99
1574 hat den Hp Körnerstraße verlassen, der Lokführer
der 99 1574
öffnet vor der Bergfahrt die Ventile der
Zylinderentwässerung, um das
Kondenswasser der noch kalten Zylinder entweichen zu lassen. Am
nebligen und kühlen Morgen des 27. März führt dieses
sogleich zu einer
fast vollständigen Umhüllung der Dampflok in Dampfwolken.
Eigentlich
hatte ich mir das Motiv anders vorgestellt, aber einen gewissen Reiz
hat auch diese Aufnahme...
Aufnahmen dieses Morgens an gleicher Stelle finden sich bei YouTube in einem
Video vom "schmalspurbahner",
Gastauftritte des Autors des
Fototagebuches bei den Minuten 1:41 und 3:00 inklusive...
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Am Ortsrand
von Naundorf gelegen ist der Bf Naundorf, mit Sandaufschüttung
für den
Schüler- und Touristikverkehr. Nicht immer müssen es
Betonfertigteile
sein... Zwei Fahrgäste steigen in Naundorf zu.
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Neben
einzelnen modernisierten Bahnübergangen ist der Bahnübergang
am Bahnhof
Mügeln noch mit mechanischer Sicherungstechnik ausgestattet. Der
Posten
hat seinen Arbeitsplatz in einer Wellblechbude und sichert mit drei
Vollschranken eine Straßeneinmündung.
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Querung des
Bü in Mügeln auf der Fahrt nach Glossen.
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Bei
Mügeln
lichtete sich allmählich der Nebel und die Sonne kam durch. Der
Zug hat Mügeln verlassen und fährt gen Oschatz.
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Praktisch
nichts hat sich in der Oschatzer Ortsdurchfahrt in den letzten 20
Jahren verändert. Die 99 1574 quert die Döllnitz vor der
Kulisse
Oschatzer Altbauten. Die den Hp Körnerstraße namensgebende
Theodor-Körner-Straße rechts im Bild ist nachwievor mit
Kleinpflaster
versehen.
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Mitte der
1990er Jahre wurde das Bahnsteigdach des Regelspurbahnsteiges Oschatz
zur Schmalspurbahn versetzt und dient hier nun dem Wetterschutz,
während die Bahnsteige der DB inzwischen in Einheitsbauweise neu
gebaut
wurden. Im Bf Oschatz sind die meisten Schmalspurgleise, der Schuppen
und die Rollwagenanlage längst stillgelegt. Die Anlagen für
den
Personenverkehr präsentieren sich dafür in sehr ansprechenden
Zustand. 99
1574 steht mit ihrem Zug nach Glossen im Bf Oschatz bereit.
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Die zweite
Fahrt wollte ich trotz des "vernebelten" Frühzuges nicht erneut an
der
Döllnitzquerung aufnehmen – sondern suchte mir im Stadtgebiet
Oschatz
ein neues Motiv. Entlang der Theodor-Körner-Straße
führt die
Döllnitzbahn durch Industriegelände. Vor der Kulisse des
heute als
Kulturzentrum "E-Werk" dienenden "Städtischen
Elektrizitätswerkes
Oschatz" hat die 99 1574 soeben den Hp Lichtstraße passiert.
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Die
Schulstraße in Schweta passiert 99 1574. Dem Fotografen, der sein
Auto trotz vernommener Rufe mitten im Motiv stehen ließ, obgleich
noch reichlich Zeit zum umparken gewesen wäre, sei an dieser
Stelle für sein Tun gedankt. Leider bemerkte ich später zu
spät, dass ich für den gleichen Fotograf eine Bremsung
hinlegte, um ihn nicht mit dem knallroten Miet-Smart das Motiv zu
versauen. Hätte ich das eher erkannt...
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Nach einer
Pause in Mügeln zum Auffüllen der Vorräte an Wasser und
Kohle durchfährt 99 1574 Altmügeln vor der Kulisse des
Schlosses Ruhethal.
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In
Nebitzschen verzweigen sich die Strecken nach Kemmlitz und Glossen. Die
Strecke nach Glossen und weiter in Richtung Wermsdorf wurde 1972
stillgelegt und später abgebaut. Die Strecke nach Kemmlitz wurde
noch bis zur Einstellung des verbliebenen Kaolintransports Ende 2001 im
Güterverkehr befahren – entlang der Trasse legten die
Anliegergemeinden auch neue Bahnsteige für den Touristikverkehr
an, weilcher nach Mängeln an der Infrastruktur jedoch seit einigen
Jahren stillgelegt ist. Die Strecke nach Glossen konnte bis April 2006
mit Hilfe
von EU-Fördergeldern wieder aufgebaut werden und ist heute
Endpunkt der Döllnitzbahn.
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Im Bahnhof
Glossen wurden Teile der früheren Gleisanlagen wiederaufgebaut.
Bis nach der Wende wurden über eine heute museal erhaltene
Feldbahn aus einem Steinbruch Quarzit und Kaolin zum früheren
Bahnhof Glossen gebracht und dort nach Stillegung der Bahn auf Lkw
verladen.
1994 gründete sich der Verein "Feldbahnschauanlage
Glossen e.V.", welcher die inzwischen stillgelegte Feldbahn mit
kommunaler Unterstützung wieder in Betrieb nahm –
einschließlich der Restauration der heute wieder an die
Schmalspurbahn angebundenen Verladeanlage.
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Zum
Wassernehmen ist die 99 1574 vor das Heizhaus in Mügeln gefahren.
Das Heizhaus erhielt 2009/2010 eine neue Schuppenfront, nachdem die
alten Durchfahrten nicht mehr den heute gültigen Normen
entsprachen und aus Arbeitsschutzgründen umgebaut werden mussten.
Bei dieser Gelegenheit wurden die Tore nach historischen Vorbildern neu
gebaut. Die links erkennbare vermauerte Durchfahrt zeigt die einst
übliche Durchfahrbreite. Über der mittleren Durchfahrt eine
Nachbildung des einstigen Füllstandanzeigers des
Wasserbehälters des Heizhauses.
Wenn man sich die durchgeführten und geplanten Projekte der
Döllnitzbahn anschaut, so irrealer erscheint die drohende
Stillegung der Döllnitzbahn. Doch eines ist klar, ohne Einnahmen
aus regelmäßigem Schienenverkehr lässt sich die Bahn
in dieser Form und mit 13 Arbeitsplätzen nicht am Leben erhalten,
die Dampflok erreicht Ende Mai das Ende der Kesselfrist.
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Am Oschatzer
Ortsteil Saalhausen passiert die 99 1574 auf der Fahrt nach Oschatz
einen Feldwegüberweg. Ein einzelner Reisender genießt auf
der Plattform die Fahrt mit der Dampfeisenbahn, stilecht anno der
1970- und 80er Jahre.
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Im Oschatzer
Stadtgebiet fährt die Döllnitzbahn an der Dresdener
Straße kurz vor dem Hp Körnerstraße entlang der
Döllnitz.
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99 1574 im
Oschatzer Ortsteil Saalhausen auf der letzten Fahrt des Tages gen
Mügeln. Hoffen wir, dass diese Aufnahmen auch künftig
möglich sein werden!
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