Am 13. Juni 1987 beging die Hamburger Hochbahn AG das 75-jährige Bestehen der Hamburger U-Bahn mit einem Tag der offenen Tür in der Hauptwerkstatt der U-Bahn in der Hellbrookstraße. Seinerzeit tickten die Uhren noch anders, die Welt war fast völlig analog und die HHA forschte seit rund acht Jahren an der Drehstromantriebstechnik, an dessen Ende die Konstruktion und der Bau des neuen Hamburger U-Bahntyps DT4 stehen sollte.
Als das Jubiläum begleitende Maßnahme verkehrte im Sommer 1987 der historische Wagen 220 aus dem Jahr 1920
zum HVV-Tarif auf dem Ring und im Frühjahr 1987 war der Wagen 11 aus dem Jahr 1911 – nummernmäßig der erste Hamburger U-Bahnwagen – nach dreijähriger gründlicher Aufarbeitung wieder in Betrieb gebnommen worden. Ein Rundgang über die Veranstaltung in 15 Fotos, die nach fast 35 Jahren nun digitalisiert wurden.

Ansprache

Nach einem Empfang im Hamburger Rathaus und Fahrt zur Hauptwerkstatt in Barmbek sprach der Senator für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft Volker Lange – mit auf dem Podest der Hochbahn-Direktor Prof. Dipl.-Ing. Hans Hermann Meyer und der Pressesprecher der HHA, Jens Wrage – ein Grußwort zum Jubiläum. Ob die beiden Damen im Vordergrund des zum Rednerpult umfunktionierten MT1 8032 genauso alt wie damals die Hamburger U-Bahn waren, ist heute nicht mehr nachvollziehbar – wäre bei dieser Position aber naheliegend.
Der nach der Bürgerschaftswahl vom 17. Mai 1987 nur noch geschäftsführend im Amt befindliche Verkehrssenator machte den Bramfeldern anlässlich seiner Rede Hoffnung auf den lange versprochenen U-Bahnanschluss von Bramfeld – die folgende Regierungsbeteiligung der F.D.P. mit dem neuen Verkehrssenator Wilhelm Rahlfs machte die Realisierung des Projekts hinfällig. Unter Wilhelm Rahlfs wurde das Verkehrsangebot des HVV ab 1988 deutlich reduziert, die städtischen Verkehrsunternehmen mussten zusätzlich innerbetrieblich sparen – was sich u.a. an einer reduzierten Beleuchtung der U-Bahn-Tunnelstationen und stillgelegten Fahrtreppen zeigte. 35 Jahre sollten die Bramfelder auf den U-Bahn-Baubeginn noch warten müssen – wenn der Baustart wie geplant im Jahr 2022 stattfinden kann.
T1 11

Zur Besichtigung ausgestellt war der nach rund 23-jähriger Abstellung und dreijähriger Restaurierung pünktlich zum Jubiläum fertiggestellte Wagen 11, welcher annähernd in den Auslieferungszustand von 1911 versetzt, aber passend zum Wagen 220 in der Farbgebung von 1916 lackiert wurde. Seinerzeit gab es noch die HHA-Hauszeitschrift „Fahr mit uns“, die dem Jubiläum eine Sonderausgabe widmete.
DT1

Die HHA betrieb über Jahrzehnte aus Personenfahrzeugen umgebaute Arbeitstriebwagen. Die AT4 und AT5 lösten bis 1982 die letzten T- bzw. TU-Wagen im Betriebsbestand der HHA ab. Rechts neben dem DT1 9064/65 der Kurvenschmierzug AT4 8042/43 und ganz rechts der Spritzzug AT5 8046/47, welcher bis Ende 2005 für die herbstliche Schienenreinigung vorgehalten wurde. Seitdem kommen keine umgebauten DT-Fahrzeuge mehr als Arbeitsfahrzeuge zum Einsatz. Bis zur ersten Hauptuntersuchung als AT-Fahrzeuge konnten die AT4/5 noch mit DT1 bzw. DT3 im Zugverband verkehren.
DT3

Weiter links waren die Fahrzeuge des U-Bahnbetriebs ausgestellt. Vom DT1 (hier der DT1 9064/65) über DT2 (DT2.5 9432/33) und DT3 (DT3 9715/16/17) zum Drehstromversuchszug DT3-DAT1 9981/82/83, welcher seit 1979 zur Erprobung der neuen Antriebstechnik diente.
DT3 Fahrschule

Als Pendelzug zum Bahnhof Barmbek wurde ein DT3 eingesetzt, hier kurz vor der Abfahrt. Links ausgestellt zwei beispielhaft beladene Loren aus dem Arbeitszugdienst.
HT2

Ausgestellt war auch der 1967 gebaute Hilfstriebwagen HT2 8031, welcher auf Probegestellen für die DT2.4 läuft. Das Fahrzeug ist nur selten im Netz zu sehen und wurde zwischen 2019 und 2021 bei den Fahrzeugwerken Miraustrasse (FWM) in Hennigsdorf grundlegend modernisiert.
PB1

Der Profilmesswagen PB1 8156 ist das einzige Fahrzeug, welches von den damals anzutreffenden Fahrzeugen – abgesehen von den Museumswagen 11 und 220 – noch heute praktisch unverändert im Dienst steht. Der 1964 gebaute PB1 läuft auf Drehgestellen der Reihe DT2.0, aus denen damals die Motoren und die Bremsausrüstungen entfernt wurden. Über eine Verschraubung ist der PB1 auf bis zu 18 Meter verlängerbar, mangels entsprechender Personenfahrzeuge wurde von der Verlängerungsmöglichkeit in späteren Jahren kein Gebrauch gemacht.
Im Hintergrund ist nicht nur der noch bis 1996 gebaute Kurzhauber von Mercedes-Benz interessant, damals begann gerade der Umbau der Werkstätten für die DT4-Instandhaltung.
DT2

In der Halle 1 befand sich die Unterflurradsatzdrehbank (UFD), mit der die Radsätze ohne Ausbau der Achsen aus den Drehgestellen neu profiliert werden konnten. Nach Anschluss des örtlichen Stellwerks an die Streckenzentrale Barmbek wurde ab 1989 entlang der S-Bahntrasse eine neue UFD-Halle errichtet.
Nach diversen Umnutzungen endete die Nutzung der alten Halle 1 Ende 2021 – in den kommenden zwei Jahren werden die beiden letzten über eine Schiebebühne
an die Richthalle angeschlossenen, originalen Werkstatthallen bis auf die Dachbinder abgerissen und nach aktuellen Normen neu errichtet. Hier steht der – abgesehen von der 1981 eingebauten Türsicherungseinrichtung – technisch noch weitgehend originale DT2 9194/95 mit einem Drehgestell auf der Radsatzdrehbank.
DT2

Da zunächst nur 30 Fahrzeuge vom Typ DT4 finanziert werden konnten, die gerade für die Neubaustrecken und den Ersatz der DT1-Fahrzeuge reichten, kam die HHA ab 1984 nicht umhin die Bestandsfahrzeuge für einen weiteren Einsatz von ca. 20 Jahren zu ertüchtigen. Zunächst waren die DT2.1 und DT2.2 nicht zur Ertüchtigung vorgesehen, 1986 begann man am jüngsten DT2.2, dem 9202/03, mit einer probeweisen und auf 10 statt 20 Jahre ausgelegten Ertüchtigung. Bei diesen Fahrzeugen verzichtete man auf den Austausch der Fahrzeugfronten und deckte lediglich den unteren Bereich der Front mit einem Blech ab.
Der 9202/03 wurde erst nach Inbetriebnahme der ersten Serienfahrzeuge fertiggestellt, hier steht der im Innenraum noch nicht angefasste B-Wagen 9203 bereits mit dem neuen Frontblech in der Richthalle.
DT2

In der Lackierhalle war der frisch ertüchtigte und erst rund 14 Tage später abgenommene erste DT2.2, der 9144/45, zu sehen. Der im 1988 zur Eingliederung der DT4 eingeführten neuen Nummernschema auf die Nummer 621 hörende DT2 blieb noch bis 1999 im Dienst.
DT2

Alle fünf zwischen 1962 und 1966 beschafften DT2-Serien unterschieden sich voneinander. Die beiden Serien DT2.1 und .2 unterschieden sich nur durch längere Wagenkästen, um im Türbereich mehr Stehfläche zu erhalten.
Die weiteren drei Serien erhielten jeweils andere Triebdreh- bzw. Laufgestelle. Die Einzelwagen der Serien DT2.1 und .2 waren werkstattseitig trennbar und konnten dadurch in der Richthalle einzeln behandelt werden. Ab der noch mit Megifederdrehgestellen ausgestatteten Serie DT2.3 verzichtete man auf die Trennbarkeit.
DT2

In den 1950er Jahren kamen die Megi-Federn auf, die den Drehgestellen ihre unverwechselbare Form gaben. Bei der HHA erhielten die DT1 und die DT2.1 bis DT2.3 diese Drehgestelle, ehe der DT2.4 neue von KHD entwickelte Drehgestelle erhielt – diese führten zu einer deutlichen Laufunruhe, so dass die Serie DT2.5 wieder völlig neu entwickelte Drehgestelle erhielt, deren Grundbauform bis heute bei allen U-Bahnfahrzeugen der HOCHBAHN zum Einsatz kommt.
DT2

Bei den DT2.1 und DT2.2 wurde die Ertüchtigung mit einer Grundüberholung (GÜ) verbunden, die direkt im Anschluss an die Ertüchtigung durchgeführt wurde. Hier ist der DT2 9192/93 fertig ertüchtigt zur Ausführung der Grundüberholung aufgebockt. Die Türen wurden danach in der Lackiererei noch abschließend lackiert.
DT3 DAT2

Drei Jahre nach Fertigstellung des ersten Drehstromversuchszuges vom Typ DT3-DAT wurde der mit den Serien-DT3 nicht kompatible DT3-Prototyp 9600/01/02 ebenfalls als Drehstrom-Versuchsträger ausgerüstet, der DT3-DAT2 unterschied sich deutlich vom 9981/82/83 und hatte eine andere Akustik. Im Wechsel fuhren die beiden DT3-DAT noch bis 1988 auf der U1, ehe die Fahrzeuge 1989 mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme der DT4 abgestellt wurden.
DT3 DAT1

Das damals fortschrittlichste Fahrzeug der HHA: Der DT3 9981/82/83 war 1971 der letztgebaute DT3 und wurde nach dem Umbau zum Drehstromversuchsfahrzeug seit August 1983 zwischen den Hauptverkehrszeiten auf der U1 als zusätzlicher Zug eingesetzt. Ab 1984 kam auf der U1 der DT3-DAT2 9600/01/02 dazu, dieser war im Vergleich zum DT3-DAT1 deutlich unregelmäßiger im Einsatz.
Nach der Abstellung 1989 war der DT3-DAT1 einige Jahre abgestellt, er ging 1995 als Übungsfahrzeug zur Feuerwehr und wurde nach Rückgabe im Jahr 1999 im folgenden Jahr verschrottet.
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