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1988 fieberte die
Hamburger Hochbahn AG
auf ihr neues U-Bahnfahrzeug hin – nach rund 18
Jahren Beschaffungspause sollte mit dem DT4 eine neue
Fahrzeuggeneration für die U-Bahn in Betrieb gehen. Erstmals
komplett
leittechnikgesteuert, mit Drehstromantrieb und
rückspeisefähig. Der DT4 wurde technisch im Prinzip
völlig neu gedacht und das Design
ging ebenfalls neue Wege.
Erstmals seit dem DT1 wurde das Fahrzeug wieder lackiert, zur besseren
Raumnutzung bei wieder klassischer 2+2-Bestuhlung wurde der DT4
unterhalb der Fensterkante breiter gestaltet. Anlässlich einer Tagung
bestand am 14. Mai 1988 die Möglichkeit, das seit den DT2 traditionelle
Herstellerwerk für die Personenfahrzeuge der HHA, Linke-Hofmann-Busch
in Salzgitter-Watenstedt, zu besuchen.
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Der erste
DT4, der DT4 101, steht hier in der Fertigungshalle in der Endmontage.
Kaum zu glauben, dass der DT4 nur 14 Tage später feierlich an die HHA
übergeben werden sollte. Im Juni 1988 fand auf dem Messegelände in
Hamburg die Internationale
Verkehrsaussstellung (IVA) statt, wo der DT4 eines der
Highlights sein sollte. Der Gruppenführer ließ keine Zweifel an der
Fertigstellung des DT4 zur IVA und er sollte recht behalten – der DT4
101 stand pünktlich auf dem Ausstellungsgelände an der Sternschanze.
Allerdings war er technisch noch nicht fertiggestellt und verließ
Hamburg nach der IVA wieder in Richtung Salzgitter, wo er bis Mitte Oktober 1988 endgültig fertiggestellt wurde.
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Einer
der fahrerraumlosen Wagen des DT4 101, vermutlich der 101-3, stand
abseits der anderen Wagen bei den im Bau befindlichen Triebwagen der
Reihe Tw6000 für Hannover.
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Der
zweite Endwagen des DT4 101 stand wieder im Gleis der anderen beiden
Wagen, wartete aber noch auf die Hochzeit von Drehgestellen und Wagen.
Gut zu erkennen ist, dass die Ausrüstung des Fahrerraums noch fast
völlig fehlt.
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Dagegen machen die Wagen 101-1 und -2 (sofern die Baureihenfolge nicht andersherum war)
von der Kurzkupplungsseite schon einen fast fertigen Eindruck. Beide
Fahrzeughälften eines DT4 sind für sich autarke Einheiten,
denen am Kurzkuppelende lediglich der Fahrerraum und die Schaku fehlt.
Für Rangierzwecke kann eine Fahrzeughälfte in der Werkstatt
alleine gefahren werden.
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Neu
waren für die HHA neben den wassergekühlten Motoren der
Triebdrehgestelle auch die Luftfederungen der Drehgestelle. Hier das
Laufgestell mit den für Hamburg typischen außerhalb des
Gestells liegenden Drehpunkten und entsprechenden Längslenkern, um die Wagenkästen in den engen Hamburger Kurven
weniger als bei klassischen Jakobsdrehgestellen überhängen zu lassen.
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Die
Scheinwerfer – aus dem Lkw-Bau übernommen – sind im DT4 101
bereits eingebaut, an den Geräteräumen wird derweil im
Hintergrund kräftig gearbeitet.
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Zwischen
den beiden Wagen eines Halbfahrzeugs wird die benötigte Frischluft
angesaugt, der Blick auf dieses Wagenende ist durch die gemeinsame
Nutzung des Laufgestells nur selten möglich.
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Den
Zugzielanzeiger ohne Rollband hat der DT4 101-1 bereits bekommen,
entgegen erster Versuche im DT3-DAT2 ab Herbst 1983 und Animationen der
DT4-Gestaltung bekam der DT4 zunächst wieder klassische
Rollbänder, da diese zu dem Zeitpunkt noch kostengünstiger
waren und in Hamburg im U-Bahnnetz kein Bedarf an sich ändernden
Zielen absehbar war.
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Auffällige Änderung war die neue Scharfenbergkupplung vom Typ 330,
die beim DT4 keinerlei Luftverbindungen herstellt. Die
Sicherheitsschleife wird elektrisch über den Zugbus hergestellt.
Zu Anfang war man der Ansicht, dass diese Kupplung keinerlei Fettung
benötigt. Nachdem diverse Kuppelprobleme auf mangelnde Schmierung
zurückzuführen waren, werden die Kupplungen im Betrieb wieder
gefettet.
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Auch
im fliederfarben gestalteten Innenraum wurde vieles unkonventionell
gestaltet. Die Sitze wurden ergonomisch neu gestaltet. Die in den
ersten drei Serien noch gepolsterten Sitzpolster wurden neu geformt,
die Rücklehne nach unten deutlich eingekürzt. Im
späteren Betrieb wurde diese Lücke in der
Kreuzunterstützung oft kritisiert, ab der zweiten Serie wurde
ersatzweise das Sitzpolster im hinteren Bereich hochgepolstert. Neu
waren im Fahrzeugbau auch die Sprinkleranlagen, welche in den 1980er
Jahren nach mehreren Fahrzeugbränden von der HHA entwickelt und im
DT2 9432/33 erprobt wurden. Sie kommen noch heute weitgehend
unverändert beim DT5 zum Einbau.
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Der
DT4 102 befand sich noch weitgehend im Rohbau. Die Wagenkasten waren
gespachtelt und final grundiert, die beiden hinteren Wagen im
Fensterbereich bereits grau lackiert.
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Ein
weitgehend fertig montiertes DT4-Triebdrehgestell. Bei dem im
Hintergrund sichtbaren Rohbau könnte es sich um ein
Niederflurmittelteil eines der damals im Bau befindlichen GT-E für Würzburg handeln – diese waren ab 1989 die ersten (teil-)niederflurigen Straßenbahnwagen, wobei nur das Mittelteil der sonst hochflurigen Triebwagen niederflurig war.
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Hier
sind die Wagen 103-2 und 103-3 im Bau. Im Hintergrund Rohbauten von
Triebwagen der BR 628.2, von denen 150 Fahrzeuge durch die Deutschen
Bundesbahn bestellt waren und die heute bereits wieder aus dem Einsatz
im deutschen Regionalverkehr ausgeschieden sind.
Während die DT4-Wagenkasten zur Vermeidung von
Korrosionsschäden aus Edelstahl bestehen, sind Rahmen und
Gerätekästen aus normalem Stahl gefertigt – was rund 15 Jahre
nach ihrer Fertigung zur Notwendigkeit der Beseitigung von
Korrosionsschäden führte.
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Ein Blick von der anderen Seite auf die beiden fahrerstandslosen Wagen vom DT4 103.
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Ein
leerer Wagenkasten des DT4 103. Im Fußboden die Luftaustritte
für die Heizung/Lüftung – am Wagenende der Lufteinsaugkanal,
welcher weiter oben schon einmal von außen zu sehen war.
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Nur 14 Tage nach den Fotos von oben stand der DT4 101 real und (fast)
fertiggestellt auf dem Ausstellungsgelände am früheren
Güterbahnhof Sternschanze, er wurde am 30. Mai 1988 an die HHA
übergeben. Einzelne Kompromisse mussten zunächst eingegangen
werden – so besaß der DT4 101-1 zunächst ein
Positiv-Rollband – während der DT4-Erprobung verirrte sich gar
kurzzeitig ein Busrollband in eine Zugzielanzeige. Der Steg für
die späteren IVA-Besucher wurde derweil noch gezimmert und
geölt.
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Dem DT4 101-4 fehlt vor der Eröffnung der IVA noch das Zielband. Rechts ist einer der ab 1985 von Talbot gebauten Doppelstockwagen DDM-1 für die Nederlandse Spoorwegen (NS) und einer der ersten Serienwagen vom Typ DT8 für die Stuttgarter Straßenbahn (SSB) zu sehen.
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Die
1988 innovativsten und modernsten Nahverkehrsfahrzeuge standen auf der
IVA nebeneinander. Links der Vertreter der S-Bahn Berlin, welche seit
1984 von der BVG betrieben wurde. Die BVG ging 1984 mit Hochdruck an
die Entwicklung eines Neubaufahrzeuges für die (West-) Berliner S-Bahn.
1986 wurden die ersten Prototypfahrzeuge der BR 480 ausgeliefert,
verantwortlich zeichnete für das Design der BR 480 Herbert
Lindinger, welcher schon 1960 bei der Entwicklung des DT2 als
Nachwuchsdesigner mitwirkte. Der 480 001/501 wurde auf der Schiene
durch das Gebiet der DDR nach Hamburg überführt. Was auf der
Hinfahrt noch einfach und schnell war, sollte bei der Rückfahrt
für den Begleiter in einer Irrfahrt enden, wie man sie sich im
Deutschland heute nicht mehr vorstellen kann.
Auch ohne die im Baureihenwerk über die BR 480 geschilderte
Irrfahrt durch zwei deutsche Staaten war die Anwesenheit einer
futuristischen S-Bahn aus Berlin neben dem neuesten Hamburger
U-Bahnfahrzeug, welches lange als „modernstes U-Bahnfahrzeug der Welt“
betitelt wurde, bemerkswert und „das“ Fotomotiv der IVA.
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