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17. Dezember – Dezembersonne
21. Dezember – Zuwachs in Neumünster
30. Dezember – Noch einen Monat im Museum unterwegs








Freitag, 30. Dezember 2022 – Noch einen Monat im Museum unterwegs

DT5 Landungsbrücken

Zum Jahresausklang ging es noch einmal vor die Tür, die Ergänzung der Fotoausrüstung in „freier Wildbahn“ erproben. in Anbetracht des Ziels – dem Museum für Hamburgische Geschichte – bot sich ein Stopp an den Landungsbrücken an. Die Haltestelle wurde in den vergangenen Jahren barrierefrei ausgebaut und modernisiert. Dabei entstanden die beiden Aufzüge an der Ostseite der Haltestelle und verändern die Fotomöglichkeiten einfahrender Züge doch deutlich.

MEHEV-Anlage

Viele Male ging es im Museum mehr oder minder direkt zur 1949 eröffneten Modellbahn in Spur I, Maßstab 1:32. Ein Großteil der Besucher wird diesen Weg ebenfalls gegangen sein. Das Museum ist für viele Hamburger „das Museum mit der Modelleisenbahn“. Im August 2014 wurde das 65-jährige Bestehen der Anlage gefeiert – damals bereits war absehbar, dass der Ort nur noch ein Ort auf Zeit ist. Zum 30. Januar 2023 wird die Anlage geschlossen, an diesem Tag wird sie letztmals Besuchern vorgeführt.

MEHEV-Anlage

Die Mitglieder der 1931 gegründeten Vereins Modelleisenbahn Hamburg e.V. (MEHEV) konnten nach dem Krieg in die für die „Villa Rücker“ vorgesehenen und von Fritz Schumacher dafür entworfenen Räumlichkeiten ziehen, nachdem durch die Kriegsfolgen an einen Wiederaufbau der geborgenen Inneneinrichtung nicht zu denken und vieles davon zerstört oder verloren war.
In späteren Jahren gerieten die Pläne zur ursprünglichen Nutzung in Vergessenheit. Erst 2010, zum 100-jährigen Bestehen des Museums erinnerte man sich der Pläne und fand große Teile der Innenrichtung eingelagert wieder. Seitdem wird im Hintergrund an der Restaurierung der Villaeinrichtung gearbeitet und mit der Schließung des Museums für die erforderliche Sanierung beginnt auch die Phase des Wiederaufbaus der Villa-Einrichtung in die für diese einst passgenau gebauten Räume.
Seit dem Bau der Modellbahn hat sich in den Räumen kaum etwas verändert, einzig die elektrische Installation der Modellbahn musste in den 90er Jahren von Grund auf erneuert werden, nachdem die alten Anlagen nicht mehr betriebssicher waren. Die Einrichtung selbst hat sich kaum verändert und so dürfte die Schautafel seit den ersten Jahren des Museums zeigen, wo was auf der Anlage im Original zu finden war.

MEHEV-Anlage

Der klassische Blick auf die Anlage, wie man ihn kennt. Der Bahnhof Hamburg-Harburg mit seinen sechs Bahnsteiggleisen und zwei Gütergleisen, samt dem Abzweiger zur Unterelbebahn. Die Anlage ist zwar in wesentlichen Bereichen noch so wie beim Bau – abgesehen von den erneuerten Gleisen, aber die dargestellte Zeit blieb auf der Anlage bewusst nie stehen.
Einen Tag vor Eröffnung des elektrischen Betriebes nach Hamburg wurde im Museum die Elektrifizierung des Modellbahnhofs Hamburg-Harburg feierlich in Betrieb genommen. Auch die 1983 eröffnete Harburger-S-Bahn, die im S-Bahnverkehr das Kopfmachen in Harburg überflüssig machte, ist im Modell dargestellt. So manches auf den Bahnsteigen und Gleisen wurde im Zeitgeist modernisiert und ist somit auch ein Stück der musealen Darstellung von 100 Jahren Eisenbahngeschichte im Bf Hamburg-Harburg.


MEHEV-Anlage

Die Bahnhofsschilder entsprechen den in den 1990er Jahren üblichen Schildern, während anderes unverkennbar älterer Natur ist. Und auch die Telefonzellen, auf dem Bahnhof Harburg stehen sie noch. Ende Januar 2023 werden ihre aktuellen Nachfolger in Form von Apparaten an einfachen Stelen praktisch zeitgleich mit der Museumsanlage ihren Dienst quittieren.

MEHEV-Anlage

Während der 472 rechts 1983 noch praktisch fabrikneu war, haben im Jahr 2022 die letzten ihren Dienst quittiert – einer lebt aber als Museumszug weiter, wie es auch der links dargestellte ET 171 082 tut – bzw. bald wieder tun wird. Nicht zu übersehen die Liebe zum Detaill auch in diesem eigentlich unscheinbaren Teil der Anlage.

MEHEV-Anlage

Querverkehr auf der Straßenebene. Viele verschiedene Szenen sind zu entdecken …

MEHEV-Anlage

… Querverkehr auf auf den Bahnsteigzugängen. Bis tief in die Gebäude ist das zeitgenössische Leben dargestellt.

MEHEV-Anlage

Vielfalt in den Details. Dargestellt wird auch die Dampfmotorlok 19 1001, ein 1941 in Betrieb genommener Prototyp für eine neue Kraftübertragungstechnik, die ohne Treib- und Kuppelstangen auskommt – vier Dampfmotoren wirkten direkt auf je zwei Treibachsen.
Die Lok fuhr rund zwei Jahre im Schnellzugdienst, war in Hamburg-Altona beheimatet und wurde im November 1944 durch Bombenangriffe beschädigt. Die USA verschifften die Lok nach einer Reparatur beim Hersteller Henschel in Kassel 1946 nach Amerika, wo die Technik der Lok erforscht und gezeigt wurde - eingesetzt wurde die Lok im Zugdienst nie, die Deutsche Bundesbahn lehnte 1952 einen Rückkauf der Lok ab, so dass die 19 1001 in den USA zerlegt wurde.


MEHEV-Anlage

Noch bis in die 1980er Jahre waren die kleinen Klv-61 als flexible Unterhaltungsfahrzeuge der Fahrleitungsanlagen an Bahnhöfen oder bei Bahnmeistereien anzutreffen. Offenbar mussten im Bahnhof Harburg gerade Arbeiten an der Fahrleitungsanlage ausgeführt werden, die derweil korrekt geerdet ist.

MEHEV-Anlage

Loks der BR 194 kamen planmäßig nie nach Hamburg. Doch vor rund zehn Jahren, kam es gelegentlich vor, dass eine Lok der BR 194 mit einem Güterzug nach Hamburg kam – private Güterverkehrsunternehmen ließen solche Einsätze doch noch Realität werden. Fast könnte man meinen, dass hier 194 158 von Rail 4U mit einem Ölzug Hamburg in Richtung Bremen verlässt – ein Unternehmen, welches bis 2018 mit Loks der BR 194 Güterverkehr betrieb.

MEHEV-Anlage

Szenerie im Stellwerk „Heg“. Während ein Eisenbahner dabei ist Fahrwege einzustellen, ist ein zweiter Eisenbahner gerade mit anderen Dingen beschäftigt.

MEHEV-Anlage

Längst vergessen ist das frühere Bw Hamburg-Harburg, hier herrscht gerade emsiger Betrieb.

MEHEV-Anlage

Die Südstormarnsche Kreisbahn beschaffte 1924/25 von der Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) zwei zweiachsige „Öltriebwagen“, die sie als MT1 und MT2 einreihte. Hier ist der MT2 offenbar auf einer Ausflugsfahrt im Bf Hamburg-Harburg abgestellt.

MEHEV-Anlage

Ein regelmäßiger Gast in Hamburg war auch der „Gläserne Zug“ der DB, bis zu Beginn der 70er Jahre noch in rot/elfenbeinfarbenem Anstrich unterwegs.

MEHEV-Anlage

Ebenfalls auf einer Sonderfahrt ist der „Ameisenbär“ VT 508 der OHE unterwegs und wartet auf Einfahrt in den Bahnhof.

MEHEV-Anlage

Während der VT 508 noch auf Einfahrt in den Bahnhof wartet, stehen auf den Abstellgleisen rechts die Dieseltriebwagen für die Züge in Richtung Lüneburger Heide abgestellt. Der aus VT33 und VS145 bestehende Zug pendelt allerdings nach Tostedt.

MEHEV-Anlage

Vorne der VS145, dahinter ein VT70 und dahinter ein damals moderner Uerdinger Schienenbus der Reihe VT98.

MEHEV-Anlage

Wie wenig sich in der Szenerie seit den 1950er Jahren verändert hat, sieht man hier anschaulich: Ein Foto (vmtl.) aus den 1950er Jahren, die Gleise sind noch nicht elektrifiziert - die Szenerie heute aus dem gleichen Winkel. Rechts die Bogenfenster gehören zur nachgebildeten Terrasse der Villa Rücker.

MEHEV-Anlage

Flugs über Süder- und Norderelbe gewechselt sehen wir hier das Gelände der Versmannstraße mit Baakenhafen und Schuppen 25, am Schuppen liegt der Frachter Watussi – ein 1928 gebautes Dampfturbinenschiff. Es wurde 1939 von der eigenen Besatzung vor Südafrika versenkt, nachdem das Schiff von feindlichen Verbänden entdeckt wurde.
In diesem Bereich liegt heute die U-Bahnstation Elbbrücken. Vor rund 15 Jahren wurde an dieser Stelle noch klassischer Hafenbetrieb abgewickelt, nun wird hier die HafenCity entwickelt.


MEHEV-Anlage

Die preußische T3 89 7108 gehört zu den ältesten Loks des MEHEV, erste Fotos der Lok stammen aus den 1930er Jahren. Sie führt stets als erste Lok die öffentlichen Vorführungen an und kehrt als letzte an ihren Startort zurück. Hier passiert der historische Zug das Stellwerk „Hob“, in Langform Hannoverscher Bahnhof Ost, es war für alle Fahrten innerhalb des Hauptgüterbahnhofs als Befehlsstellwerk verantwortlich.

MEHEV-Anlage

Der frühere Hp Elbbrücke, errichtet zu Zeiten, als es hier nur eine Elbbrücke gab (die daneben liegende Freihafenelbbrücke entstand erst ab 1914). Der Halt wurde von 1908 bis 1944 bedient, die fortan ungenutzten Bahnsteige waren noch über Jahrzehnte zu sehen.

MEHEV-Anlage

Unterhalb des Hp Elbbrücke nachgebildet ein Umladebereich mit zeitgenössischen Szenen.

MEHEV-Anlage

Typisch für die früheren Zeiten – gerade in der Nachkriegszeit – waren örtlich stationär weitergenutzte Wagenkästen.

MEHEV-Anlage

Beiderseits der Pfeilerbahn lagen bis in die 1990er Jahre umfangreiche Gleisanlagen, von Hauptgüterbahnhof und dem Hafenbahnhof Hmb Kai rechts. Der Hauptgüterbahnhof wurde durch die Inbetriebnahme der direkten Gleisverbindung Veddel - Rothenburgsort überflüssig und die Stückgutverladung ohnehin längst Geschichte war. Mit Aufgabe der Kaianlagen rund um den früheren Hannoverschen Bahnhof und Wachsens der HafenCity in dieses Areal sind heute hier im sanierten bzw neu gebauten Bereich nur noch die nötigen Durchgangsgleise erhalten.
Hier fährt gerade eine mächtige Mallet-Lok der BR 96 (Bayerische Gt 2×4/4) aus, die Loks wurden ab 1913 beschafft und vornehmlich in Bayern eingesetzt, die letzten Loks wurden im Westen bis 1948 bzw. 1954 in der DDR ausgemustert - erhalten blieb keine Maschine der Art.

MEHEV-Anlage

Früher war es Alltag, dass Kleinlokomotiven auf Tragwagen von und zu den Werken überführt wurden, die geringen Höchstgeschwindigkeiten ließen kaum eine andere Überführungsform zu. Hier wird die Kö 4962 gerade auf einem solchen Wagen transportiert. Das Nummernvorbild der Kö II existiert noch heute, stand allerdings nie in Diensten der DB - sie kam nach dem Krieg in den Bestand der DR und wurde dort zuletzt als 100 765 geführt und war im Bw Chemnitz beheimatet. Heute gehört das Nummernvorbild einer Privatperson und ist als Leihgabe bem Vogtländischer Eisenbahnverein Adorf e.V..

MEHEV-Anlage

Möglichst alles wurde damals auf den Schienen transportiert, ein Umschlag auf die Straße war praktisch überall möglich. Von den kriegszerstörten Wagen der Hamburger Hochbahn konnten zwischen 1947 und 1954 insgesamt 118 Wagen wieder aufgebaut werden, die meisten Wagen wurden bei Falkenried als B-Wagen wiederaufgebaut – aber auch Talbot in Aachen und Fuchs in Heidelberg bauten die Wagen wieder auf. Der 1912 gebaute Wagen 50 wurde 1951 bei der Fa. Talbot auf altem, verlängerten Rahmen wieder aufgebaut, die elektrische Ausrüstung bekam der Wagen in der U-Bahnhauptwerkstatt Hellbrookstraße eingebaut.

MEHEV-Anlage

In zahlreichen Vitrinen sind Exponate in verschiedenen Baugrößen ausgestellt.

MEHEV-Anlage

Nicht alle Fahrzeuge waren in den 1990er Jahren bei der erforderlichen Umstellung der Anlage auf 2-Leiter-Gleichstrom umgebaut worden. Die ausgestellte Lok der BR 93 gehört dazu, sie besitzt entsprechend auch die oriignalen Antriebsräder – wie auch die Güterwagen noch die originalen Radsätze haben, sie wurden zum Teil deutlich früher zu Standmodellen.

MEHEV-Anlage

Ausgestellt auch ein Modell einer pr. S10, bei dem durch Einwurf von zuletzt 10ct das Fahrwerk in Bewegung gesetzt werden konnte.

MEHEV-Anlage

Das Museum wird in den kommenden Jahren gründlich modernisiert und Teilbereiche in dieser Zeit geschlossen. Für den Wiederaufbau der Anlage wurde dem Verein eine deutlich kleinerer Raum angeboten, in welchem die Anlage keinesfalls in der bekannten Form wieder aufgebaut werden kann. Ob das Museum künftig noch mit dem bisherigen Alleinstellungsmerkmal werben kann, ist daher derzeit alles als sicher.

Fotos in Google Earth © 2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben