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Freitag, 26. Juni 2020
– Nach über 40 Jahren ans Tageslicht
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Für das Eisenbahnmuseum Lokschuppen Aumühle
betreibt der Verein Verkehrsamateure
und Museumsbahn e.V. (VVM) eine eigene Anschlussbahn als
nichtöffentliche
Eisenbahninfrastruktur. Bei Besucherbetrieb ruht die Anschlussbahn und
so hat auch der Autor selbst hier in all den Jahren noch keinen
Anschlussbahnbetrieb erlebt. Die Draisine und die
Feldbahn sind nicht Bestandteil des Anschlussbahnbetriebs, so
dass der Besucher die Loks der Anschlussbahn immer nur statisch erlebt.
Heute kam der V 8 die Aufgabe zu, für die Hauptversammlung
des VVM die notwendigen Rangierfahrten zu übernehmen.
Die V 8 wurde 1952 von der Ruhrthaler
Maschinenfabrik Schwarz & Dyckerhoff KG für die Norddeutsche Kohlen- und Cokeswerke AG
gefertigt und kam dort zunächst als Nr. 4 zum Einsatz, ab 1956 als
Nr.
2. Im Jahr 1972 kam die Lok nach Aufgabe des Betriebs des
Voreigentümers zur Norderwerft,
wo sie bis zum Verlust des
Gleisanschlusses im Einsatz stand und 1987 an den VVM nach
Schönberg
abgegeben wurde. Seit 1993 ist die Lok in Aumühle und wird dort
für den
Verschub auf der Anschlussbahn genutzt.
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Bundesweit
sind die Vereine in einer Ausnahmesituation – die meist im ersten
Halbjahr stattfindenden Hauptversammlungen konnten aufgrund der
Coronabeschränkungen nicht stattfinden und werden nun nach
Lockerung
der Beschränkungen entsprechend den Auflagen nachgeholt. Der VVM
nutzte
dabei sein Eisenbahnmuseum in Aumühle zur Durchführung der
Hauptversammlung außerhalb geschlossener Räume.
Im Vorwege waren einige Vorbereitungen nötig, um die Versammlung
unter
freiem Himmel durchführen zu können. Hier holt die V 8 den ab
1978 in
Aumühle nach und nach in den Ursprungszustand restaurierten
preußischen
Abteilwagen 1892 (Bauart C3pr11)
aus dem Lokschuppen. Obgleich liebevoll und
vollständig in den Originalzustand versetzt, kommt der 1972
übernommene
Wagen und zunächst u.a. am Strand noch im Betrieb eingesetzte
Wagen
nicht mehr in Museumszügen zum Einsatz, sondern steht zur
langfristigen
Erhaltung der Restaurierungsarbeiten und zur Darstellung der Bauart als
Exponat stets trocken im Lokschuppen.
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Als Nebeneffekt nahmen sich die
Aktiven der früheren 75 634 an, welche 1928 von Henschel & Sohn an die Eutin-Lübecker Eisenbahn (ELE)
geliefert wurde und dort als Nr. 14 zum Einsatz kam. 1941 wurde die Lok
im Zuge der Verstaatlichung zur 75 634 und überstand den Krieg.
Dennoch
wurde die nach preußischen Grundsätzen als Privatbahnlok
gebaute 75 634
im Jahr 1946 an die Teutoburger Wald
Eisenbahn (TWE)
verkauft, wo die Lok als TWE 223 zum Einsatz kam. 1970 kam die Lok zur
Ausnutzung der Restfristen noch zur Farge-Vegesacker
Eisenbahn (FVE),
ehe sie 1971 endgültig abgestellt wurde. 1973 übernahm der
VVM die Lok
und brachte sie im selben Jahr nach Aumühle, wo der Verein 1971
das zuletzt für die Unterhaltung der im Wendezugbetrieb („Dampf-S-Bahn“) eingesetzten Loks
der BR
78 dienende Bahnbetriebswerk von der DB anmieten konnte.
Die wieder als 75 634 bezeichnete Lok verließ den Lokschuppen
1976 noch
einmal, um in Lübeck gezeigt zu werden. Danach blieb die Lok im
Lokschuppen hinterstellt – das Datum der letzten Rangieraktion mit der
Lok ist nicht überliefert, so dass die Lok seit über 40
Jahren nicht
mehr bewegt wurde. Auch dem Autoren ist die Lok all die Jahre nur auf
ihrem Stellplatz in Erinnerung. So kam die 75 634 heute erstmals seit
über 40 Jahren wieder an das Tageslicht, nachdem im
Schuppen die Rollfähigkeit festgestellt
wurde und alle nötigen Lager etc. geschmiert
wurden.
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In
diesem Zustand ist die Lok nie als 75 634 gefahren – schon gar nicht
mit Siebdruckschildern, die die Jahre über an der Lok
hingen. Noch am gleichen Tag hat die Lok am Kessel wieder das originale
Nummernschild 223 FVE
erhalten, so dass die Ansicht nun wieder authentisch ist.
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Ebenfalls
seit vielen Jahrzehnten den Lokschuppen Aumühle nicht verlassen
hat der
von Pascal-Horst Lehne 1955 vom Schrotthändler zurückgekaufte
und
wieder
aufgebaute Kleinbahnbeiwagen 56, welcher seit 1972 in Aumühle
geschützt untergestellt ist – nachdem der Wagen zuvor seit 1959
auf dem
Privatgrundstück des Eigentümers
am Alsterblick 9 gestanden hatte.
Nach fast zwanzigjähriger Aufstellung (1990-2009) auf einem
Privatgrundstück in der Straße Kattjahren
am Bahnhof Volksdorf hat auch der im Eigentum des Museum für Hamburgische Geschichte
stehende Kleinbahntriebwagen 3 im April 2009 in Aumühle
vor dem Bw 56 einen
trockenen Platz erhalten. Der Zug zeigt die
Gründungsjahre der Elektrischen
Kleinbahn Alt-Rahlstedt – Volksdorf – Wohldorf.
Fotografisch ist der Verband beengt abgestellt, jeder Meter
Hallenunterbringung wird gebraucht. Der temporäre Auszug der 75
634
wollte für ein Foto des Zuges genutzt sein.
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Wenn
schon die Gelegenheit besteht, die unsichtbare Eminenz des VVM bei
Tageslicht festzuhalten – wo auch auf der Vereinswebsite steht, dass es
von diesem Exemplar bisher keine guten Außenaufnahmen gibt – dann
gehört eine klassische Fotoposition natürlich dazu. Mit
„Triebwerk
unten“ steht die Lok vor dem einstigen Dampflokschuppen.
Nachdem der VVM seit 1971 nur Mieter der Anlagen war, konnte der VVM
den Standort Aumühle 2004 von der DB erwerben und hat das Museum
seitdem deutlich ausgebaut und für die im Außengelände
stehenden
Fahrzeuge Überdachungen errichtet. Die Sicht auf den Lokschuppen
hat
sich abgesehen von der Schwerlastpflasterung kaum verändert.
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Klassische Ansicht der ELE-Lok 14 (1928-41), DRB 75 634 (1941-46), 223 TWE (1946-70) oder 223 FVE (1970-73).
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Bei
Streckenfotografen oft verpönt, die Tenderansicht der Lok. Durch
die
Abstellung an den Dachträgern war diese Seite kaum zugänglich
und entsprechend –
nach fast 50 Jahren unter Dach stehend –
verwittert zeigt sich die Lok auf dieser Aufnahme.
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Im
Laufe der Jahre wurde die Länge des Ausziehgleises deutlich
verkürzt –
ein Kunststück ist es im Zeitalter der „modernen Eisenbahn“ beim
Bau
und Betrieb eines ESTW einen Anschluss an die große Bahnwelt zu
behalten. Eine Weiche bei DB Netz
kostet jährlich hohe Summen, die
Einbindung in ein ESTW ist für Vereine quasi unbezahlbar.
Glücklich
der, der einfach ein Gleis auf die eigene Infrastruktur verlängern
kann
und die Weiche in eigener Verantwortung warten kann. Das Schloss des
Zauns stellt die sicherungstechnische Trennung her und der
Schlüssel
ist am ESTW-Bedienplatz in Bergedorf verwahrt. So rangiert die V 8 des
VVM unbehelligt vom S-Bahn-Betrieb den Lehrstellwerkswagen 60 80 99-27
012-6, welcher aus dem VT 137 137 hervorgegangen ist und im November
1995 von der DB dem Verein Freunde
der Eisenbahn e.V. (FdE) als Ersatz für den beim
verheerenden Brand des Eisenbahnmuseums Wilhelmsburg im Oktober 1994
ausgebrannten VT 137 138
übergeben wurde – dem einst letzten vollständig erhaltenen
Triebwagen
der Reihe VT 137 der DRG.
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Ein
Panoramablick auf eine seltene Komposition, die 75 634 hat ihren
Stammplatz im Lokschuppen und der VT 137 137 unter der
Überdachung. Ein Klick auf das Foto öffnet es in FullHD-Breite von 1.920
Pixeln.
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Mit
dem Bau des zweiten Teils der Überdachung der Abstellplätze
mussten die
musealen Signale neu angeordnet werden. Gilt bei Signalmuseen die
Regel, dass
diese Signale verwechslungssicher aufgebaut sein müssen, d.h.
üblicherweise quer zur Fahrtrichtung vorhandener Streckengleise,
gelten
auf der Anschlussbahn nur Rangiersignale und das Signal nur scheinbar
für das Gleis 13.
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Der Lehrstellwerkswagen wurde 1958
in Saarbrücken-Burbach für seine
neue Nutzung hergerichtet, nachdem der inzwischen als VT63 901
bezeichnete
Triebwagen in den direkten Nachkriegsjahren noch als militärischer
Salonwagen diente. Seit ca. 1987 diente der Wagen in Norddeutschland
als
Bahnhofswagen 51 147-7 Ausbildungszwecken, ehe
er im November 1995 an den FdE
abgegeben wurde. Mit Aufgabe des Standortes Wilhelmsburg
kam der Wagen im November 2002 nach Aumühle, zunächst als
Leihgabe FdE und seit 2017 Eigentum des VVM.
Aktuell wird an der Überholung der Komponenten gearbeitet, auch
nutzt
die Deutsche Bahn AG den
Wagen wieder gelegentlich für die Ausbildung des
Stellwerknachwuchses, welcher hier die verschiedenen analogen
Sicherungstechniken verstehen und anwenden kann.
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Die V 8 zieht nach Abstellung des
VT 137 137 die 75 634 zusammen mit dem 1892 wieder vor.
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Zum
Abschluss der Fotoreihe noch ein klassischer Blick auf das Gelände
des
Eisenbahnmuseums Lokschuppen Aumühle mit den heute rangierten
Vertretern. Ein Danke an die Aktiven für die Idee und die
Umsetzung des
„Roll-Outs“ der einstigen ELE-Lok, welche sich künftig sicher
gelegentlich
im Tageslicht zeigen wird.
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Fotos
in Google Earth |
©
2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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