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7. Oktober – Verkehrshistorischer Tag 2018
11. Oktober – Ozeanblau/beiges Revival auf dem Damm
13. Oktober – Saisonabschluss für Fridolin
20. Oktober – Herbstlicher Dampf im Harz I
21. Oktober – Herbstlicher Dampf im Harz II
28. Oktober – Saisonabschluss in Wehmingen





Sonnabend, 20. Oktober 2018 – Herbstlicher Dampf im Harz I

99 234

Bei den Harzer Schmalspurbahnen (HSB) ist derzeit die Fahrzeuglage bei den Dampflokomotiven angespannt. Vor einigen Wochen kamen daher die "Harz-Kamele" der BR 199.8 nach längerer Pause wieder verstärkt vor planmäßigen Zügen zum Einsatz. Für dieses Wochenende zeichnete sich eine ähnliche Lage ab, da zwei Sonderzüge zu bespannen waren und der einsatzbereite Dampflokbestand gerade für den Regelauslauf reichte. Die Wetterprognose schwankte zwischen Sonne und Wolken – aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Für die regelmäßigen Sonderfahrten der IG HSB stehen derzeit nur die Dampfloks der Reihe 9922 bzw. 9923 zur Verfügung, da die Malletloks und die 99 6101 derzeit mit Schäden oder Fristablauf abgestellt sind. Die 99 7234 wurde im Frühjahr 2018 vom Lokpersonal dem optischen Zustand der 1960er Jahre angenähert und damit zur 99 234. Zusammen mit den Traditionswagen der IG HSB macht sie eine gute Figur, als sie mit dem Wernigeröder Schloss im Hintergrund auf der Fahrt nach Gernrode in den Bf Hasserode einfährt.

99 7245

Am Fuße des Mühlbergs ist die 99 7245 mit dem P8920 Nordhausen – Brocken bei Niedersachswerfen an der Ilfelder Straße unterwegs. Ob die Lok kesselvoraus in den Harz fährt ist Glückssache und hängt vornehmlich vom diensthabenden Lokführer ab, in welcher Richtung er die Lok in Nordhausen an den Zug fährt. Hinter der Lok fünf der acht 1993 für den neuen Brockenverkehr vom Reichsbahn-Ausbesserungswerk (Raw) Wittenberge neu gebauten Personenwagen. Diese Wagen sind zusammen mit einzelnen Ergänzungswagen die einzigen Wagen der HSB mit Außenwerbung.

99 7245

Recht eingewachsen ist der Ilfelder Viadukt, zu DDR-Zeiten ein beliebtes Fotomotiv für die mit Dampfloks bespannten Güterzüge in das damals industriell geprägte Selketal. Die 99 7245 wird von ihrem Planlokpersonal gepflegt und nach und nach in den angenäherten Zustand der 1980er Jahre versetzt. Neu nachgebildet sind die Markierungen am Mischvorwärmer, die bei einem Transport auf regelspurigen Güterwagen das eingeschränkte Lichtraumprofil zeigen.

99 7245

Das nächste Motiv sollte die Hochebene bei Benneckenstein mit dem ausfahrenden Sonderzug der IG HSB sein. Zuvor stand noch der bergwärts fahrende P8920 an, vor Benneckenstein im Gegenlicht in Szene gesetzt.

99 234

Nachdem sich die beiden 9923 in Benneckenstein gekreuzt haben, verlässt die 99 234 mit ihrem Sonderzug Benneckenstein, von nun an geht es bis Nordhausen im wesentlichen nur noch bergab, insgesamt rund 350 Höhenmeter.

99 7245

Auch ein schöner Rücken kann entzücken: In Drei Annen Hohne geht die Zuglok vom P8920 auf den P8903 nach Eisfelder Talmühle über. Auf dem Foto verlässt die an der Tenderseite wieder mit klassischen Aufstecklaternen und Bügeln ausgestattete 99 7245 vor dem P8903 den Hp Sorge, der Heizer hat das Feuer nochmals bestückt, damit ausreichend Dampf für die bis Benneckenstein bergauf führende Strecke vorhanden ist. Bei der Ausfahrt genießen Lokführer und Heizer den Ausblick auf das goldene Oktoberlicht.

99 7235

Trotz aller Wahrscheinlichkeitsrechnung war auch der für den Einsatz der BR 199.8 prädestinierte P8935 zum Brocken mit einer Dampflok bespannt – zum Einsatz kam die letzte noch im Einsatz befindliche 9923 mit altem Rahmen, 99 7235. Nach bisheriger Planung ist bei Fristablauf die Abstellung der Lok vorgesehen – bei der derzeitigen Loklage kann man jedoch nicht wirklich auf die Lok verzichten, so dass ihre Zukunft sicher interessant wird. 99 7235 erreicht Drei Annen.

99 6001

Nachdem klar war dass heute im Harz keine Dieselloks im Einsatz sind, folgte der Wechsel ins beschauliche Selketal, wo seit einer Woche die frisch aufgearbeitete 99 6001 wieder in ihrem Stammumlauf im Einsatz steht. Etwas Sonne kam durch die Wolkendecke, als die 99 6001 mit dem P8965 nach Hasselfelde durch Straßberg fuhr.

187 019

P8916 Hasselfelde – Harzgerode mit 187 019 hat im Bf Straßberg 99 6001 mit ihrem Personenzug gekreuzt und fährt entlang der Selke durch Straßberg. Wurden in den Jahren nach der Wende die Häuser und Straßen überwiegend saniert, nimmt der Verfall wieder sichtbare Formen an – neben manchen Fachwerkhäusern werden 30 Jahre nach dem Ende der DDR auch scheinbar vergessene Industriebauten zu verfallenen Ruinen.

187 017

Alexisbad war im staatlich organisierten Tourismus der DDR ein beliebter und belebter Ort. In den Monaten nach der Wende sorgte man sich hier eher über den aus dem Westen drohenden "Überlauf" an Touristen – zusätzlich zum geplanten und gewohnheitsmäßigen FDGB-Tourismus, wie ein Artikel des Spiegel aus dem Jahr 1990 deutlich macht.
Der staatliche Tourismus brach mit der Wiedervereinigung zusammen und der private Tourismus geht am Harz heute größtenteils vorbei. Am Standort des Fotografen stand ein großes Restaurant aus FDGB-Zeiten, welches vor rund 10 Jahren ersatzlos abgerissen wurde und heute ein Parkplatz ist. Das Hotel Habichtstein – einst ebenfalls ein FDGB-Ferienheim und nach der Wende erweitert – ist in Insolvenz gegangen und wird immerhin unter anderem Namen weiterbetrieben. 187 017 erreicht als P8973 Alexisbad.

99 234

Beim Bau der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn (GHE) entstand in der Nähe der 1646 erbauten Eisenhütte unterm Mägdesprung ein Bahnhof mit Güterschuppen und Gütergleis, damit die Montanindustrie im Selketal versorgt werden konnte. Der Fahrdienstleiter hatte hier seinen Dienstraum und Dienstwohnungen für die Eisenbahner waren im Gebäude vorhanden. Das Restaurant versorgte Arbeiter und Ausflügler.
Noch bis in die 1980er Jahre kamen im Selketal ausschließlich meterspurige Güterwagen aus der GHE-Zeit zum Einsatz, da das Selketal durch die engen Kurven und Durchfahrten für aufgebockte (oder auf Rollwagen fahrende) Regelspurfahrzeuge nicht befahrbar war. Erst mit dem Wiederaufbau der Strecke Stiege – Straßberg und Bau der Wendeschleife in Stiege konnte das untere Selketal von aufgebockten Regelspurgüterwagen und "Brockenloks" der Reihe 9923 erreicht werden, der Gütertransport in Schmalspurgüterwagen endete weitgehend.
Heute gibt es im Selketal mit den von der Eisenhütte geprägten Namen Stahlhammer und Drahtzug keine Industrie mehr, die zum Teil erhaltenen Bauten der Montanindustrie wurden nach einer gescheiterten Reprivatisierung Opfer von Spekulation und verfallen meist. Einzig das Wahrzeichen der Mägdesprunger Eisenhütte, der 12m hohe Obelisk von 1812 (1976 wegen Baufälligkeit demontiert und 2012 wieder aufgebaut) erinnert aktiv an die Geschichte der Eisenhütte.
Das Bahnhofsrestaurant in Mägdesprung hat sich noch lange halten können, ehe es vor rund zehn Jahren schloss – der verfallene Güterschuppen wurde 2012 abgerissen. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, wann der Verfall des restlichen Empfangsgebäudes die HSB vor die Entscheidung eines Abrisses oder Sanierung stellt. Ein Käufer dürfte hier maximal ein Überzeugungstäter mit ausreichend Geld in der Hinterhand sein. 99 234 fährt mit dem Sonderzug der IG HSB in den Bf Mägdesprung ein.

99 6001

Seit 2006 fährt die Selketalbahn nördlich Gernrode auf der Trasse der seit 2004 formell stillgelegten Nebenbahn Quedlinburg – Frose.  Noch bis Juni 2003 verkehrten Regelspurzüge auf der Strecke, bis das Stellwerk Ballenstedt Ost nach Brandstiftung abbrannte und nicht wieder aufgebaut wurde. Nach dem Kauf der Strecke Quedlinburg – Gernrode durch die HSB förderte das Land Sachsen-Anhalt die Umspurung mit 6,5 Mio EUR und seit 2006 verkehrt die HSB mit täglich sechs Zugpaaren auf der Strecke. Zwei Zugpaare davon verkehren mit Dampf, hier steht die 99 6001 mit dem P8969 nach Gernrode im Bf Quedlinburg zur Abfahrt bereit, Fahrgäste gibt es heute auf der letzten Fahrt des Tages nicht.

Fotos in Google Earth © 2018 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben