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Oktober 2012

3. Oktober 2012 – Jubiläums-Fahrzeugparade auf dem Ring
7. Oktober 2012 – Sieben Wochen vor Eröffnung der U4
19. Oktober 2012 – Herbstlicher Streifzug durch Hamburg
21. Oktober 2012 – Museumsfahrzeuge der HOCHBAHN im Doppelpack
22. Oktober 2012 – Die Eisenbahn in der Prignitz in den letzten Zügen
28. Oktober 2012 – Nochmals Sonne über Hamburg und dem Hafen





Montag, 22. Oktober 2012 – Die Eisenbahn in der Prignitz in den letzten Zügen

798 667 in Kuhbier

Der Eisenbahnverkehr in der Prignitz steht im Dezember 2012 vor einem großen Einschnitt. Die Prignitzer Eisenbahn hat seit 1996 den Betrieb auf der Stichstrecke Pritzwalk – Putlitz gefahren und in späteren Jahren auch die Infrastruktur von der DB übernommen. Heute steht die Strecke im Eigentum des Landkreises.
Die Strecke Pritzwalk – Putlitz wurde vom Land Brandenburg Ende 2006 abbestellt – nur durch eine Kooperation der Verkehrsgesellschaft Prignitz (VGP) mit dem Putlitz-Pritzwalker Eisenbahnförderverein konnte die Strecke aus Mitteln für Schienenersatzverkehr an Mo-Fr mit sechs Fahrtenpaaren weiterbetrieben werden. Diese Förderung entfällt zum Jahresende und damit endet zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012 der verbliebene Verkehr. Gleichzeitig endet der Betrieb auf einer der letzten klassischen Nebenbahnen der Fläche in Deutschland, von denen die meisten im Westen in den 1970er und 80er Jahren stillgelegt wurden und im Osten seit 1997 schrittweise fast vollständig "abbestellt" wurden.
Der Hp Kuhbier mit seinem in den späten 1980er Jahren noch besetzten Bahnhofsgebäude wird ab Dezember 2012 endgültig in den Dornröschenschlaf fallen, die noch lange von der PEG in Putlitz betriebene Werkstatt ist heute in Meyenburg heimisch – so dass auch keine Werkstattfahrten mehr auf der Strecken nötig sein werden. VGP 79740 fährt ohne Halt durch Kuhbier.

798 667 in Pritzwalk

Auf der Strecke nach Wittstock gibt es noch Güterverkehr mit Tankwagen, welcher von der einstigen Güterverkehrstochter der PEG, der Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) übernommen wurde, hierfür kommen Lokomotiven der BR 212 zum Einsatz. Während ein solcher Zug in Pritzwalk auf Abfahrt wartet, ist der 798 667 aus Putlitz nach Gleis 3 eingefahren, wo er über Meyenburg gegen den 798 610 getauscht werden sollte, da am 798 667 ein Schaden vorlag.

650.03 in Meyenburg

Aus der Hausstrecke Pritzwalk – Putlitz ging ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen hervor, welches auch in Nordrhein-Westfalen eine Ausschreibung für sich gewinnen konnte – in seinen besten Zeiten zwölf Uerdinger Schienenbusse einsetzte und diese 2003 durch sechs neue RegioShuttle ersetzte. In Nordrhein-Westfalen kamen 17 dreiteilige Talent-Triebwagen zum Einsatz. In NRW fährt die Prignitzer Eisenbahn seit einigen Jahren nicht mehr, in der Prignitz verlor die PEG durch Streckenstilllegungen nach und nach viele ihrer Einsatzstrecken.
Die früher
durch die Mecklenburger Seenplatte bis nach Güstrow führende Strecke Neustadt(Dosse) – Kyritz – Pritzwalk – Meyenburg wird im Dezember zwischen Kyritz und Pritzwalk bis auf ein (Werkstatt-) Zugpaar alle Züge verlieren. Zwischen Meyenburg und Pritzwalk wird nur noch Berufs- und Schülerverkehr angeboten, dieser soll im Dezember 2012 von der EGP übernommen werden und mittelfristig komplett entfallen.
VT 650.03 der PEG verlässt in flotter Fahrt auf der Fahrt nach Pritzwalk
den Bf Meyenburg – die Größe der ehemaligen Bahnanlagen ist noch deutlich zu erkennen, der südliche Bahnhofskopf ist seit Jahren bis auf ein Gleis komplett stillgelegt.

798 667 in Putlitz

Schon 1980 sollte die Bahnstrecke Pritzwalk – Putlitz stillgelegt werden, nachdem der Abschnitt Putlitz – Suckow der bis 1945 nach Parchim weiterführenden Strecke dem Bau der Transitautobahn Berlin – Hamburg geopfert werden musste. Lediglich die Treibstoffknappheit 1980 hielt die Bahn (wie manch anderen Transportbetrieb in der DDR) am Leben. 1996 war es Thomas Becken, der die Prignitzer Eisenbahn gründete und mit viel Engagement die totgesagte Nebenstrecke am Leben erhalten konnte. Die realen Fahrgastzahlen bewegen sich aber auf dem für die klassischen Nebenbahnen zuletzt üblichen Niveau – oft leere Triebwagen oder ein, zwei Reisende im Zug. Der dann doch nicht getauschte 798 667 steht als VGP 79743 im Bf Putlitz.

798 667 in Groß Langerwisch

Der T11 der PEG wurde kurz vor Ausmusterung mit einem neuen Farbanstrich im Outfit der RegioShuttle versehen – nach Fristablauf wurde das Fahrzeug an die Eisenbahngesellschaft Potsdam (EGP) verkauft, welches das Fahrzeug 2011 einer HU unterzog. Nach Abzug der LVT/S und der Doppelstockschienenbusse teilt sich der 798 667 zusammen mit dem wieder in rot lackierten 798 610 der Deutschen Eisenbahn Romantik AG (DERA) den Betrieb auf der Linie VGP 70 – der letzten Linie in Deutschland, auf der planmäßig Uerdinger Schienenbusse zum Einsatz kommen.
Im (trotz der Weiche heute als Haltepunkt zählenden) Hp Groß Langerwisch hat der 798 667 einen der wenigen Reisenden abgesetzt und setzt seine Fahrt als 79744 nach Putlitz fort.

798 667 in Kuhbier

Bekanntestes Motiv der Strecke Pritzwalk – Putlitz ist die Ortsquerung Kuhbier (hier mit VGP 79745) mit seiner gepflasterten Dorfstraße. Trotz zunächst angekündigtem Sonnenschein hat sich die Sonne am Montag leider überhaupt nicht gezeigt und es herrschte typisch herbstliches Hochnebelwetter. Eine weitere Möglichkeit, die Strecke bei Sonnenschein zu besuchen werde ich kaum mehr finden und so war dieser Besuch auch der letzte an dieser Strecke. Ob ich irgendwann auf Durchreise nach Berlin hier noch einmal die dann verwaisten Bahnanlagen besuchen werde, wird man sehen. Mit der Einstellung des Restverkehrs entfällt jedenfalls die Notwendigkeit zur Modernisierung der WSSB-Bahnübergangsanlage, dessen Einzelgenehmigung zum vorübergehenden Weiterbetrieb ohnehin in Kürze auslaufen täte. 

798 667 in Kuhbier

Zum Abschluss noch ein Blick in die Gegenrichtung, vom Triebwagen 798 667 als VGP 79746 verdeckt der Hp Kuhbier. Erfreulicherweise kein Lkw am Bahnübergang, der Durchgangsschwerlastverkehr ist schon enorm und die gepflasterte Dorfstraße hat eine Sanierung dringend nötig, nun ohne sicherungstechnische Modernisierung des Bahnübergangs.

Fotos in Google Earth © 2012 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben