Vor 25 Jahren wurde die Berliner S-Bahn 75 Jahre alt, seinerzeit stellte die S-Bahn Berlin GmbH auf dem frisch nach dem Wiederaufbau fertiggestellten Bf Olympiastadion eine Feier auf die Beine, welche bis heute ihresgleichen sucht.
Dieses Jahr – 2024 – feierte die S-Bahn 100 Jahre, das Jubiläum von 1999 wurde oft als Maßstab für eine 100-Jahrfeier genannt – aber im Jahr 2024 haben sich alle Vorzeichen völlig verändert. Nicht nur, dass 1999 noch von praktisch allen Epochen Vertreter betriebsfähig zur Verfügung standen – heute hat die S-Bahn mehrere Verkehrsverträge zu bedienen, von denen zwei aktuell in der finalen Neuausschreibung sind. Die Verkehrsverträge sind nicht mehr so auskömmlich, wie sie es in den 90er Jahren waren. 2009 stürzte die S-Bahnkrise die S-Bahn in ein nie zuvor dagewesenes Chaos – was maximal mit der Situation zum Kriegsende 1945 vergleichbar war, 2009 aber vom Unternehmen selbst verschuldet war.
Die Sparmaßnahmen nach 2002, als seitens des Senats die Bestellerentgelte deutlich reduziert wurden, ließen ab 2009 den Betrieb am Boden liegen. Über Jahre mussten immense Summen investiert werden, um wieder das alte Betriebsniveau zu erreichen, für Sonderverkehre war kein Platz mehr. Sowohl die historischen Züge als auch die 1999 zum Jubiläum eingeweihte Panorama-S-Bahn verkehrten ab 2009 nicht mehr.
Heute besteht der Fahrzeugpark der S-Bahn aus drei Baureihen, den BR 480, 481/482 und 483/484. An Sonderfahrzeugen ist ein Hilfsgerätezug in Wannsee vorhanden. Der Verein Historische S-Bahn e.V. hat als Reaktion auf die neuen Zeiten bis 2016 ein Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) gegründet und nimmt seitdem eigenverantwortlich am Eisenbahnverkehr auf den S-Bahngleisen teil. Durch die langjährige, beständige Arbeit gelang es dem Verein zum 100. Bestehen der S-Bahn in Berlin einen Halbzug aus Fahrzeugen der Reihen ET/ES 165 und ET/EB 167 wieder betriebsfähig herzurichten und auch mit der neuen Zugbeeinflussung ZBS auszurüsten, welche bis vsl. 2026 die mechanische Fahrsperre vollständig ablösen wird.
Heute wird der Bahnbetrieb deutschlandweit von Fahrzeug- und Personalmangel geprägt, die Kassen der Unternehmen sind nach Corona, Inflation und zu Zeiten der unklaren künftigen Finanzierung des Deutschlandtickets leer. Schlechte Vorzeichen für Feierlichkeiten, welche gerne am Maßstab von 1999 gemessen werden.
Auf den folgenden über 40 Fotos soll ein Rückblick auf die Feierlichkeiten von 1999 zeigen, was damals geboten wurde – nicht nur aus heutiger Sicht ein Meisterwerk aus Einfallsreichtum und Organisation der damaligen Mitarbeiter der S-Bahn Berlin, den beteiligten Vereinen und Unternehmen. Auch ist ersichtlich, warum die S-Bahn 1999 heute nicht mehr auch nur im Ansatz wiederholen kann.

BR 481 und BR 424

Die S-Bahn lud andere deutsche S-Bahnbetriebe ein, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Aus Hannover reiste der noch fabrikneue 424 040 an, die S-Bahn Hannover nahm erst zur EXPO 2000 ihren planmäßigen Betrieb auf. Seit Dezember 2023 wird die S-Bahn Hannover von Trandev betrieben und hat für den Betrieb neue Fahrzeuge vom Typ FLIRT angeschafft. Bei der Zuführung des 424 540 traf er im Bf Westkreuz auf eine planmäßige S3 nach Erkner, noch aus sandgelben Fahrzeugen gebildet.
Gesichter

Parade der Charakterköpfe, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. S-Bahnen aus Berlin, Hamburg, Hannover und Frankfurt/M.
74 1230 und esT 2303

Vornean die Urväter der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen, links die klassische Stadtbahndampflokomotive pr. T12 74 1230, die noch bis 1998 betriebsfähig war. Sie hat den dreiachsigen preußischen Abteilwagen Elberfeld 1892 am Haken, welcher von der Optik weitgehend den früheren Doppelwagen der dampfbespannten Wagenzügen entspricht.
Rechts der zum 750-jährigen Stadtjubiläum Berlins im Jahr 1987 von der Deutschen Reichsbahn aufgearbeitete Museumszug esT 2303/5447, welcher aus 275 659/660 entstand. Das Viertel kam noch bis 1983 im Westteil Berlins zum Einsatz, vornehmlich auf der Strecke Zehlendorf – Düppel, ehe dort nach dem S-Bahnerstreik im September 1980 der Betrieb eingestellt wurde.
Das Fahrzeug wurde sehr detailliert in den weitgehenden Zustand von 1928 zurückversetzt und hat auch wieder die 2. Wagenklasse mit Polstersitzen erhalten. Ebenso besitzt das Fahrzeug noch originale Holztüren. Leider weilte der Viertelzug 2009 beim Ausbruch der S-Bahnkrise zu Nacharbeiten im Werk Schöneweide. Diese Nacharbeiten wurden nie ausgeführt und so stand das Fahrzeug über einige Jahre dort im Freien, was zu starken Schäden an den Holztüren führte.
74 1230 und esT 2303

Der Wagen Elberfeld 1892 der Gattung C3pr11 nach dem Musterblatt Ib9a gehört dem Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. (VVM). Der Wagen wurde in Aumühle seit den 70er Jahren sehr detailliert in den Ursprungszustand als preußischer Abteilwagen restauriert, nachdem er 1972 aus der belgischen Militärreserve angekauft werden konnte. Das Fahrzeug ist reines Ausstellungsstück in Aumühle und nicht für einen Betrieb vorgesehen.
481 und 474

Die 1999 modernsten Fahrzeuge der S-Bahnen Berlin und Hamburg nebeneinander. Links 481 053 und rechts der fabrikneue 474 047, das zweite Fahrzeug der zweiten Serie der BR 474. Bei der BR 481/482 war 1998 anlässlich der Wiedereröffnung der S-Bahn von Westkreuz nach Spandau ein Vollzug mit einer Folierung in der traditionellen Farbaufteilung gestaltet worden, welche bei der Berliner Bevölkerung gut ankam. Die S-Bahn entschied sich in der Folge die 481/482 ab dem Fahrzeug 481 225 entsprechend zu lackieren und die Bestandsfahrzeuge bei der ersten HU umzulackieren. Mit dem 481 053 steht eines der ersten umlackierten Fahrzeuge in den „neuen“ Farben in der Fahrzeugausstellung.
Panorama-S-Bahn

Star der Ausstellung war fraglos die neue Panorama-S-Bahn, welche bei der 1995 gegründeten S-Bahn Berlin GmbH der Symphatieträger werden sollte.
War zunächst der Umbau zu offenen Fahrzeugen angedacht, entschied sich die Geschäftsführung Anfang 1996 für den Umbau der Fahrzeuge der BR 477/877 zu einem vollverglasten Panoramazug, nach dem Vorbild des kurz zuvor in Garmisch-Partenlirchen verunglückten „
Gläsernen Zuges“ 491 001.
Ursprünglich sollten die vorhandenen Rahmen für den Neuaufbau genutzt werden, am Ende wurden vollständig neue Fahrzeuge unter Verwendung der alten Drehgestelle gebaut, das Raw Schöneweide hatte bereits seit den 60er Jahren Erfahrung mit dem Quasi-Neubau von Fahrzeugen – seien es die EIII-Züge für die BVB oder der (Um-)Bau von Straßenbahnen aller Art zu Rekowagen, der etwas härteren Art Straßenbahn zu fahren …
74 1230 und esT 2303

Ab 10 Uhr waren die Bahnsteige geöffnet und füllten sich rasch mit Sehleuten. Hier nochmals die 74 1230 und der esT 2303/5447, frisch im Werk Schöneweide aufgearbeitet und mit Neulack versehen.
ES 165 231

Quasi „nebenbei“ wurde noch Betrieb mit den historischen Zügen der S-Bahn Berlin angeboten. Hier ein Vollzug aus den Fahrzeugen ET/ES 165 231, ET/EB 165 471, esT 3662/6121 und 275 959/954. An der Spitze, oder besser Zugschluss, der ES 165 231.
Schnellgüterzug

1990 richtete die Deutsche Reichsbahn wieder einen eigenen Materialzug her, früher als „S-Bahnschnellgüterzug“ bezeichnet. Zuletzt wurden Fahrzeuge des Betriebsbestandes genutzt und zwischen zwei Viertelzüge offene Güterwagen gekuppelt, die entsprechende Zugsteuerleitungen erhalten hatten. Der 478/878 006/007 enstand aus den Viertelzügen 275 617/618 und 645/646. Der Zug war dem S-Bw Friedrichsfelde zugeteilt und wurde im Dezember 2002 ausgemustert.
Nach der Ausmusterung wurde der Zug an einen privaten Sammler verkauft, der seine Fahrzeuge zuletzt in Althüttendorf abstellte, wo sie in kürzester Zeit verfielen und geplündert wurden. Alle Fahrzeuge in Althüttendorf wurden im Frühjahr 2008 verschrottet.
Peenemünder

Links die Kupplung der beiden Materialzüge, dessen Beiwagen aus früheren Steuerwagen bestanden, die in den Kriegsjahren zur Materialeinsparung bei Beiwagen umgebaut wurden. Rechts der „Peenemünder“ 276 069/070, eines von zuletzt noch zwei nicht durchgreifend modernisierten Viertelzügen, welche von der Werkbahn Peenemünde – Zinnowitz stammen und ab 1952 bei der Berliner S-Bahn zum Einsatz kamen.
Bis 1980 waren die Peenemünder dem Westnetz zugeordnet und fuhren oft auf der Strecke nach Gartenfeld bzw. auf der Verbindung Jungfernheide – Spandau. Im Ostnetz wurden die Peenemünder gerne als Versorgungszug der Dienststellen genutzt und hatten entsprechend den Beinamen „Bouletten-Susi“ bekommen.
Ende der 80er Jahre waren die beiden Viertelzüge abgestellt, wurden aufgrund Fahrzeugbedarfs 1988 nochmals aufgearbeitet, erhielten den „Hauptstadtlack“ sowie neue Fenster mit Fensterklappen, ansonsten blieben die Fahrzeuge unverändert. Die Abstellung der Peenemünder erfolgte 1991 nahezu zeitgleich mit den 13 nicht modernisierten Viertelzügen der BR 277.
Peenemünder und SSG

Hier der Peenemünder 276 069 neben dem Materialzug 478 006. Der Materialzug hatte elektrische „Klaviere“ bekommen, mit denen bei Bedarf auch zu überführende Züge der BR 476.3 in den Zugverband eingereiht werden konnten.
Gerätezug Frf

Der ehemalige Hilfsgerätezug des S-Bw Friedrichsfelde, 278 005/007 wurde Ende 1994 durch den neu umgebauten Hilfsgerätezug 478 522/524 aus zwei Triebwagen der BR 275 (275 347 und 705) ersetzt, anschließend an den Verein Historische S-Bahn e.V. abgegeben und in der Twh Hundekehle stationiert. Der 1962 zum Hilfsgerätezug umgebaute, frühere ET/EB 169 017 wurde vom Verein wieder mit der originalen (1991 bei der HU ersetzten) Spitzenbeleuchtung sowie mit Oberwagenlaternen ausgestattet und noch bis Fristablauf im November 1999 als Reservehilfsgerätezug vorgehalten.
Dadurch konnte der zur Bauart „Bernau“ gehörende Zug voll funktionsfähig als Vertreter der ersten Serie Berliner S-Bahntriebwagen an den Feierlichkeiten zu „75 Jahre Berliner S-Bahn“ teilnehmen.
Gertäezug und Pressezug

Der Hilfsgerätezug neben dem als Pressezentrum hergerichteten Viertelzug 477 191.
Prototyp 275 625

Die BVG übernahm im Januar 1984 zahlreiche Viertelzüge, die nur als „Paßviertel“ hergerichtet waren, sie hatten beim Umbau der S-Bahnzüge nur die für den Einmannbetrieb (EMB) nötigen Umbauten der Steuerleitungen erhalten, waren wagenbaulich aber nicht umgebaut worden – ihnen fehlte unter anderem die Sicherheitsfahrschaltung (Sifa). Sie durften daher an der Zugspitze nur mit zusätzlichem Triebwagenbegleiter eingesetzt werden.
Die BVG nutzte einige Paßviertel noch bis Fristablauf, andere waren zur Gewinnung von Drehgestellen (die BVG arbeitete keine sog. „Heimkehrerdrehgestelle“ auf, welche nach dem Krieg und Abgabe an die Sowjetunion auf Breitspur umgerüstet worden waren, bzw. Anfang der 50er Jahre nach Rückgabe wieder auf Regelspur zurückgebaut wurden) in der Twh Hundekehle aufgebockt abgestellt.
Die BVG übernahm auch den letzten verbliebenen Prototypen der Bauart „Stadtbahn“, den 275 625/626 von 1927. Die BVG untersuchte den Viertelzug im Jahr 1990 noch einmal und nutzte den Triebwagen 275 625 ab 1990 als Schlepptriebwagen im Bf Tegel, wo damals die Inbetriebnahmefahrten der von der WAGGON-UNION gebauten Serienzüge der BR 480 stattfand. Mit Abschluss der 480-Abnahmen wurde der 275 625 Ende 1994 abgestellt und zusammen mit dem 275 626 an den Verein Historische S-Bahn e.V. abgegeben.
es 5447 und Wagen 1892

Das zuletzt nur vergleichweise selten an der Zugspitze zu sehende Steuerabteil des Viertelzuges esT 2303/5447 mit dem es 5447. Da der Verein aus technischen Gründen nur Trieb- und keine Steuerwagen mit der Zugbeeinflussung ZBS ausstatten wird, würde der 5447 auch im Falle einer Wiederinbetriebnahme nicht mehr Spitzenfahrzeug sein.
Insofern wäre es ein Denkansatz, den Zug zur Bewahrung der originalen Technik komplett in diesem Zustand zu lassen und als funktionsfähiges Anschauungsobjekt zu bewahren, wie auch der links zu sehende Elberfeld 1892 vom VVM nur als Ausstellungsfahrzeug hergerichtet wurde.
475 605

Neben dem Traditionszug der einstigen Deutschen Reichsbahn war auch der Halbzug 475/875 005 und 605 als Sonderzug im Einsatz. Der Halbzug stammt von der BVG und war im letzten Einsatzzustand der BVG verblieben. Hier führend der 475 605.
Der 475/875 605 war von der BVG im Jahr 1987 als Steuerviertel aus einem „Paßviertel“ hergerichtet worden, besaß über einen Umformer versorgte Leuchtstoffröhrenbeleuchtung und moderne Systemsitze der Fa. Paulisch, wie sie auch bei der DB zum Einbau kamen. Das Viertel 475/875 005 war ein originales Beiwagenviertel und technisch wenig verändert, abgesehen von der Modernisierung des Innenraums bei der WAGGON-UNION, welche u.a. den Ersatz der Furnierhölzer durch Imitate und den Ausbau der Dienstabteile umfasste.
Trotz vereinsinterner Bemühungen, bei der anstehenden Reduzierung des Stadtbahnerbestandes den 475/875 005 zu behalten, wurde der 005 Ende 2003 ausgemustert und verkauft bzw. der Beiwagen verschrottet. Das Steuerviertel 475/875 605 wurde danach mit Holzbänken und Glühlampenbeleuchtung – bei Beibehaltung des Umformers – ausgestattet. Der „Vorteil“ des Steuerwagens ist mit der technisch bedingten Ausstattung nur des Triebwagens mit ZBS dahin, der authentische Bestand an historischen Zügen seit 2003 um ein Viertel ärmer.
BR 476 und Panorama-S-Bahn

Die Panorama-S-Bahn verkehrte regelmäßig zu Schnupperfahrten über die Stadtbahn zum Ostbahnhof. Bei den Temperaturen des Tages war die Klimaanlage der Panorama-S-Bahn ein zusätzlliches Argument, sich um eine Karte für eine Fahrt zu bemühen. Hier ist der Zug gerade zur nächsten Abfahrt bereitgestellt worden. Im Vordergrund ein Zug der BR 476.3 auf der Fahrt nach Spandau.
Bf Olympiastation

Nur sieben Jahre vorher sah es im Bf Olympiastation völlig anders aus, wie aus einer fremden Welt. Es war die Welt der Deutschen Reichsbahn im Westen Berlins seit 1961, mit dem S-Bahnboykott nach dem Mauerbau bis zum S-Bahner-Streik 1980 bzw. der BVG-Übernahme des Restbetriebs im Januar 1984.
Die Strecke nach Spandau war bereits seit September 1980 außer Betrieb, ihre Substanz war noch lange recht gut. Doch der Parallelverkehr der U-Bahn machte die S-Bahn für die BVG uninteressant. Erst mit dem Mauerfall und der Neuordnung der Verkehre wurde die S-Bahn nach Spandau wieder Thema. 1992/93 fuhren einige Monate InterCity-Züge von und nach Hamburg auf der freigeräumten Trasse der S-Bahn über Olympiastadion, damit die Verbindung über Ruhleben saniert und elektrifiziert werden konnte.
Bf Olympiastadion

Bis zur Stilllegung durch die Reichsbahn (nennen wir es besser Einstellung des Betriebs) wurden am Bf Olympiastadion noch Stadionverkehre gefahren, dem Bahnhof sah man bis zuletzt die Zeiten des Dampfbetriebs mit seinem Umlaufgleisen an.
Der letzte S-Bahnzug war damals 12 Jahre zuvor gefahren, kann man sich solche Eisenbahninfrastruktur inmitten einer Großstadt heute noch vorstellen? Nicht wirklich, wobei es die brachliegende Trasse nach Gartenfeld noch heute gibt – ebenfalls 1980 stillgelegt. Doch auch die Siemensbahn soll bis 2029 wieder in Betrieb gehen.
Panorama-S-Bahn

Im August 1999 sind die sanierten bze. neugebauten Gleisanlagen gerade fertiggestellt. Die Feier zum 75. Bestehen ist eine der ersten Nutzungen der neuen Anlage, welche vergleichbar großzügig neu errichtet wurde. Hier setzt die Panorama-S-Bahn von einer ihrer Fahrten zum Ostbahnhof aus.
Panorama-S-Bahn

Die Panorama-S-Bahn durchfährt das jahrzehntealte Provisorium des Bf Charlottenburg. Bis zum östlicher gelegenen Neubau der S-Bahnsteige sollte es noch bis 2003 dauern, die Panorama-S-Bahn hat diese auf ihren Stadtrundfahrten immerhin noch rund drei Jahre im erneuerten Zustand durchfahren, ehe die S-Bahnkrise 2009 ihrem Einsatz ein Ende bereitete.
Jumbo

Der „Jumbo“ 478 701 war der letzte betriebsfähige Vertreter der Bauart „Oranienburg“, auch wenn er mit den späteren ET 168 am Ende nur noch den (veränderten) Wagenkasten gemeinsam hatte. Der ET 168 043 wurde ab 1963 von der Deutschen Reichsbahn als Schlepptriebwagen genutzt, mit Hilfe des Jumbo konnte einzelne Viertelzüge vom Raw Schöneweide aus Probe gefahren werden. Der Triebwagen erhielt in späteren Jahren auch die 110 Volt-Steuerung der BR 276.5, so dass alle Altbaufahrzeuge (und die EIII-Fahrzeuge der BVB) mit dem Jumbo im Zugverband gefahren werden konnten.
Den von den Zügen der BR 270 übernommenen roten Lack bekam der Triebwagen beim Umbau 1989/90, die DR erprobte im Zug seinerzeit auch einige Komponenten für eine mögliche weitere Modernisierung der BR 277, da 1989 nicht absehbar war wieviele Neubauzüge des BR 270 von LEW Hennigsdorf in welcher Zeit gefertigt werden können.
Im Zuge der Jubiläumsfeier kam dem Jumbo die Aufgabe zu, den EIII/5 1916/17 der BVG zu befördern. Dieser Zug entstand 1986 im Raw Schöneweide für die BVB mit Teilen ausgemusterter Stadtbahner. Am Ende wurden auch die 1990 gebauten Züge der Bauart EIII/5 nur maximal fünf Jahre alt, ehe die BVG aus Kostengründen die EIII vorzeitig ausmusterte.
es 5447

Höhepunkt war die Parade am Sonntag. Ein Großteil der Ausstellungsfahrzeuge nahm an der großen Jubiläumsparade teil, zusätzlich wurden weitere, nicht ausgestellte Fahrzeuge in die Parade eingeschert, so dass die vollständige Palette an Berliner S-Bahnfahrzeugen am Publikum paradierte. Den Beginn machte der Museumszug esT 2303/5447, das Schmückstück der historischen Flotte und von der S-Bahn wie der eigene Augapfel gehütet – bis 2009 zur S-Bahnkrise.
275 959

Den Übergang weg von den klassischen, genieteten Stadtbahnern hin zu fertigungs- und formtechnisch modernenen Zügen markierte die Bauart „1932a“ Der Viertelzug 275 959/954 besteht aus dem Versuchszug-Triebwagen 275 959 der Bauart „1932a“ und einem Serienbeiwagen der Wannseebahnbauart, dem 275 954 (Bauart „1932“).
Der Viertelzug zeigt den Zustand der 70er Jahre. Beim Triebwagen des Versuchszuges waren erstmals alle Bleche verschweißt statt genietet. Der Beiwagen gehört zur zuvor gelieferten Serie und war gesenkt genietet. Insofern sind beide Wagen äußerlich identisch. Von 1997 bis 2009 war der Viertelzug regelmäßig zusammen mit den anderen Stadtbahnern im Traditionszugeinsatz, ehe der 275 959/954 Anfang 2009 mit Fristablauf abgestellt wurde. Aufgrund der Abstellung der Panorama-S-Bahn in Erkner hat das Viertel keinen Stellplatz in der Triebwagenhalle Erkner mehr und steht im Freigelände abgestellt.
BR 474

Der Gast aus Hamburg nahm mit Diesellokhilfe ebenfalls an der Parade teil, der 474 547 wird mittels nicht zu überhörendem Schiffsdieselmotor in Richtung Pichelsberg geschoben.
Gerätezug Frf

Noch voll funktionsfähig und in Fristen stehend der Hilfsgerätezug der Reihe ET/EB 169 mit 278 007 an der Spitze. Nachdem die S-Bahn in Erkner wieder Fristarbeiten an eigenen Zügen durchführen musste, hatten nicht mehr alle Züge Platz in der Triebwagenhalle. Seitdem steht der Hilfsgerätezug draußen und ist der Witterung ausgesetzt. Der Mannschaftswagen 278 005 (ex ET 169 017a) wurde 2021 an das Deutsche Technikmuseum (DTMB) abgegeben.
BR 478.5 Gerätezug

Der Hilfsgerätezug des S-Bw Wannsee, 478 521/523 (umgebaut aus 275 507 und 483), nahm als Kurzzeitgast an den Feierlichkeiten ebenfalls teil und entschwand sogleich wieder zur Einsatzbereitschaft nach Wannsee.
BR 476 Materialzug

Ein Halbzug der BR 476.3 demonstrierte den Einsatz von Fahrzeugen des Betriebsbestands als Materialzug, wobei es zuletzt in aller Regel vor der Ausmusterung stehende Züge waren, die nicht mehr im Linienbetrieb eingesetzt wurden. In Zugmitte sind zwei Kbs-Wagen eingereiht, auf die u.a. Radsätze von der Aufarbeitung im Werk Schöneweide verladen sind und in eine der Betriebswerkstätten überführt werden sollen.
Wiebezug

Ebenfalls Kurzzeitgast war der Staubsaugerzug der Fa. Wiebe, welcher 1998 aus je einem Triebwagen der BR 475 und 476.3 umgebaut wurde. Bis 2022 kam der Zug regelmäßig im S-Bahnnetz für Bahnsteigreinigungen zum Einsatz, ehe der Zug bei bevorstehendem Fristablauf nach einem Schaden abgestellt wurde und später nach Nienburg zur Fa. Wiebe überführt wurde, wo er nun im Betriebsgelände hinterstellt ist.
EIII/5 und Jumbo

Nach der Parade wird auch der EIII/5-U-Bahnzug wieder vom Jumbo 478 701 zur Ausstellung geschoben. Zwei Exoten ihrer Art auf S-Bahngleisen im Einsatz. Angesichts der Pläne der BVG, den EIII/5-Zug bei Fristablauf aus dem BVG-Museumsbestand zu streichen, ist hinter der Zukunft der letzten aus S-Bahnwagen entstandenen S-Bahnwagen aktuell ein großes Fragezeichen zu sehen. Betriebsfähig ist für den EIII/5 ohnehin alsbald ein Ende abzusehen, wenn die U5 bis 2029 wie geplant von SIEMENS mit dem CBTC-System Trainguard MT für den Betrieb mit Level GoA2 (halbautomatischs Fahren) ausgerüstet wird und auf die bestehenden Signalaußenanlagen verzichtet wird.
Gerätezug und BR 477

Während der Parade wurde zwischen Westkreuz und Spandau ein eingleisiger Pendelbetrieb gefahren und parallel über das Liniengleis auch einzelne Paradefahrzeuge wieder abgefahren. Die dafür nötige Logistik war enorm und lief reibungslos. Klar ist, dass eine solche Aktion viele Monate Vorbereitung erfordert und viele Überzeugungstäter auf allen Ebenen benötigt. Der Planzug aus einem 477-Vollzug auf der S75 liefert sich ein Wettrennen mit dem alten Hilfsgerätezug des S-Bw Friedrichsfelde
Gerätezug Frf

Der Triebwagen 278 007 rangiert anschließend mit den Beiwagen 278 008, 006 und Triebwagen 278 005 wieder auf die Ausstellungsgleise.
Lok 5 und BR 474

Die V 5 des VVM ist eine MaK 1000 D und ihr langsamlaufender Schiffsdiesel macht beim Anfahren der Lok einen kernigen, beeindruckenden Sound, sie war bei nicht wenigen Besuchern wohl der heimliche Star. Die 1959 von MaK auf Vorrat gebaute Lok (1000012/59) kam seit 1970 bei den Hafen- und Verkehrsbetrieben der Stadt Kiel als Nr. 5 zum Einsatz, ehe die Lok 1991 zum VVM kam
Peenemübder

Ein besonderes Schmankerl war der Betrieb des 276 069/070 mit eigener Kraft, das Fahrzeug war bereits 1991 außer Betrieb gegangen und erhielt für die Feierlichkeiten nochmals die Erlaubnis im Netz mit eigener Kraft zu fahren.
Eine zeitlang stand die Abgabe des Zuges zur Insel Usedom im Raum, da das dortige Museum gerne ein Originalfahrzeug der Werkbahn ausstellen wollte. 2008 kam schließlich der 426/826 002 des DB Museum auf die Insel und ist seitdem in der Farbgebung der Werkbahn Peenemünde – Zinnowitz auf dem Gelände des ehemaligen HTI
ausgestellt.
EIII/5 und BR 478

Zwei Triebwagen, beide mit gleichen Wurzeln. Links der EIII/5 1916, einst 275 827 und rechts 478 006, einst 275 617. Links Baujahr 1930, rechts Baujahr 1929, beide Bauart „Stadtbahn“. Der 275 617 wandelte 1986 sein Wesen zum U-Bahnfahrzeug 105 116, wirklich Verwendung fanden aber nur Tauschteile der elektrischen Ausrüstung und Drehgestelle. Einzig bei den ersten Umbauten der Reihe EIII/1 wurden die Rahmen der Spenderfahrzeuge vom Typ ET/EB 168 noch weiterverwendet, in der Mitte längs geteilt und in der benötigten Breite neu zusammengefügt.
275 625

Gegensätze. Der Stadtbahner 275 625 aus dem Jahr 1927 trifft auf das damals aktuellste Fahrzeug der S-Bahn Berlin GmbH. Der klimatisierte Innenraum der Panorama-S-Bahn lockt sicher den einen oder anderen zur Abkühlung. Der Fotograf wollte lieber den 275 625 passend vor dem neuen Stolz der S-Bahn – und „mit ohne Leute im Bild“ ablichten. Das „ohne Leute“ war eine echte Herausforderung, um das selten zu sehende Fahrzeug abbilden zu können.
Eine Zukunft in Berlin hatte der Triebwagen nicht mehr: Seit 2003 ist der 275 625 als Dauerleihgabe im Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München ausgestellt.
478 801

Der 478/878 801 wurde für die Parade äußerlich in den Zustand der späten Kriegsjahre versetzt, als Fensterglas Mangelware war und aufgrund der Verdunkelung an den Kupplungsenden Drängelgitter angebracht wurden, um ein versehentliches Abstürzen in den Zwischenraum zu verhindern. Eigentlich war eine Kriegslok der BR 52.80 als Zug- bzw. Schiebelok vorgesehen, sie konnte aufgrund der herrschenden Waldbrandwarnstufe nicht eingesetzt werden und der 478/878 801 nahm aus eigener Kraft an der Parade teil.
Der eigentlich 475/875 602 heißende Zug diente nach dem Einsatzende der BR 475/875 im Liniendienst im Dezember 1997 noch bis zum Herbst 2000 als Rangiertriebwagen in der Hw Schöneweide und kam danach in die Sammlung Althüttendorf, wo er 2008 verschrottet wurde.
275 625

Nach einer ursprünglichen Idee vor 1989 wollte die BVG einen Dreiviertelzug der BR 275 im nicht modernisierten Zustand als Museumszug behalten. Hierbei handelte es sich um die 275 625/626, 737/738 und 747/748.
Der Viertelzug 275 747/748 bekam im November 1984 bei der WU in Berlin eine einfache Hauptuntersuchung und wurde dabei zum ET/ES 165 358. Das Viertel wurde nach diversen Ausstellungen des Triebwagen an verschiedenen Orten 1989 formell z-gestellt und in den 90er Jahren leihweise an das DTMB abgegeben.
275 737/738 kam im Oktober 1989 zum DB Museum nach Nürnberg, der Beiwagen 275 738 wurde dort nie genutzt und im Mai 2005 verschrottet. Seit dem Verlust des Lokschuppens in Nürnberg durch den verheerenden Brand im Oktober 2005 stand der Triebwagen 275 737 beschädigt im Freigelände, er war zwischenzeitlich an einen Privatmann aus Bayern verkauft aber nicht abgeholt worden. Im Mai 2023 wurde der 275 737 vom Zwischeneigentümer an zwei Interessenten verkauft, das Fahrzeug wird derzeit im Zustand der 70er Jahre gründlich aufgearbeitet.
275 626

Beim 275 626 handelt es sich um den letzten damals im Bestand befindlichen ehemaligen Steuerwagen der Bauart „Stadtbahn“. Die Führerstandsausrüstungen waren in Kriegszeiten ausgebaut und die Abteile in späteren Jahren auch baulich völlig zurückgebaut worden. Nach der Abgabe des 275 625 an das Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München in Form einer Dauerleihgabe verblieb der 275 626 im Werk Schöneweide im Freigelände. Mangels eines Stellplatzes in Erkner wurde der 275 626 im Jahr 2020 zum Verkauf ausgeschrieben und im Mai 2021 zum neuen Eigentümer nach Bad Belzig überführt, wo der Wagen als Bürolandschaft ausgebaut werden soll.
ES 165 231

Zum Ende der Veranstaltung wurde es ungemütlich und ein Regengebiet zog auf. Der Halbzug ET/ES 165 231 und ET/EB 165 471 steht im Bf Olympiastadion zur Aussetzfahrt in Richtung Ostbahnhof bereit, führend ES 165 231.
Peenemünder

Abschließendes Highlight war die Überführung von 276 069/070 und 478/878 801 von Olympiastadion nach Hundekehle, dem damaligen Standort des Vereins Historische S-Bahn e.V..
Wie oft mag der Peenemünder 276 069/070 in den 70er Jahren hier auf der Überführung zur Twh Hundekehle oder zum S-Bw Wannsee entlang gefahren sein? Der 276 069/070 zieht den Stadtbahner nach Westkreuz, gefahren und begleitet von langjährigen Eisenbahnern, die den Verein in den Anfangsjahren prägten. Seitdem ist der Peenemünder nicht mehr alleinfahrend im Netz unterwegs gewesen und ob er es eines Tages wieder tun wird? Auch für ihn wird gelten, nur noch im Zugverband.
Der Verein Historische S-Bahn e.V. hat es geschafft, die letzten 25 Jahre (und bald 35 Jahre insgesamt) erfolgreich zu gestalten, auch wenn seit 2009 keine historischen Züge mehr mit Reisenden besetzt im Netz verkehren konnten. Ihm ist es gelungen, aus eigener Kraft ein Eisenbahnverkehrsunternehmen zu gründen, zwei Viertelzüge einer gründlichen Aufarbeitung und Hauptuntersuchung zu unterziehen und zwei Triebwagen mit der neuen Berliner Zugbeeinflussungstechnik ZBS auszustatten.
Hätte man diese Wege vor 25 Jahren voraussehen können? Noch bis vor wenigen Jahren glaubte kaum jemand, dass dieser Weg erfolgreich sein würde. Den Historischen S-Bahnern allzeit gute Fahrt mit ihren Zügen auf den Berliner S-Bahngleisen!

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