Im Sommer 1987 wurden diverse DT2 und DT3 unerwartet weiß lackiert und nach Hagenbecks Tierpark gefahren. Dort wurden sie in der Abstellanlage von Künstlern mehr oder weniger kunstvoll bemalt. Nach Fertigstellung der Züge wurden sie am 12. September 1987 von der Hamburger Hochbahn AG zusammen mit der MOPO, der kurz zuvor revitalisierten Zeitung Hamburger Morgenpost, im Betriebshof Barmbek der Öffentlichkeit präsentiert.

DT2 9326/27 (717) und 9818/19/20 (872)

Zur Präsentation wurde ein Teil der bemalten Züge vor den Werkstatthallen aufgestellt und das Gelände konnte frei begangen werden. Frei heiß in diesem Fall wirklich frei, denn die Zufahrt zum Betriebshof war gesperrt und die Stromschienen abgeschaltet. Der „vergoldete“ 9326/27 (ab 1988: 717) steht neben dem sparsam aber aufwendig bemalten 9818/19/20 (ab 1988: 872).
Im Hintgergrund habe kurze Zeit zuvor die Bauarbeiten zur Errichtung der DT4-Werkstattanlagen begonnen, wozu die Halle 3 entkernt wurde und bei Erhalt der Dachbinder nach aktuellen Vorschriften und Normen neu aufgebaut wurde. Nach und nach werden seit 1987 alle an die Richthalle anschließenden  Hallen entsprechend erneuert. Ab 2021 ist als letzter Abschnitt der Neubau der Hallen 1 und 2c vorgesehen, dann sind nach rund 35 Jahren Fahrzeugerneuerung auch alle aus den Gründerjahren der Hochbahn stammenden Hallen im Bereich südlich der Richthalle erneuert.
9326/27 (717)

Die Modernisierung der DT2 lief 1987 bereits rund drei Jahre, doch waren noch zahlreiche DT2 im weitgehenden Lieferzustand im Einsatz. Der vergoldete DT2 9326/27 wurde 1988 zum DT2 717, im Oktober 1991 ertüchtigt mit neuer Front wieder in Betrieb genommen und noch bis August 2003 eingesetzt. Im Hintergrund läuft das Baumuster der DT4-Türen im Dauerbetrieb, alle paar Sekunden öffnete und schloss sich das Türpaar um Erkenntnissse über eine Dauerbelastung zu bekommen. Trotz aller Erprobungen erwies sich die luftgesteuerte DT4-Türanlage der ersten 51 Fahrzeuge später als recht wartungsintensiv.
DT2 9326/27 (727)

Hamburger transportiert dieser Hamburger: DT2 9326/27 (ab 1988 727) zeigt sich mit Raum für Fleischeinlagen. Zum Juni 1990 wurde er wie der 717 ertüchtigt und ebenfalls im August 2003 mit Auslieferung weiterer DT4.5 abgestellt.
DT2 9194/95 (646)

Der DT2 9194/95 (ab 1988: 646) wurde wie alle DT2.1 und DT2.2 teilertüchtigt, er blieb bis zur Ertüchtigung als Kunstbahn im Einsatz und Anfang 1989 „entkunstet“, ertüchtigt und mit sanierter alter Front wieder in Betrieb. Im Dezember 1996 wurde das Fahrzeug abgestellt.
DT3 9715/16/17 (838)

Der 9715/16/17 wurde auch recht sparsam bemalt, er wurde 1988 zum DT3 838 und bis April 1996 mit neuer Front modernisiert und ertüchtigt. Die DT3 durchliefen bereits zuvor einige Arbeiten – Mitte der 1980er wurden die Fenstergummiprofile erneuert, um die absehbare Notwendigkeit zur Ertüchtigung hinauszuzögern und um 1988 erhielten die DT3 moderne Schleuder- und Gleitschutzeinrichtungen. Bei diesen Arbeiten erhielten die DT3 auch das bereits seit 1983 angewendete HHA-Logo auf der Front. Im September 2016 wurde der DT3 838 abgestellt ausgemustert.
DT3 9818/19/20 (872)

Der bereits weiter oben zu sehende DT3 9818/19/20 steht inmitten seiner Kunstbahnkollegen. Der ab 1988 872 genannte Zug wurde bis Juli 1997 ertüchtigt, im März 2019 abgestellt und ausgemustert.
DT3 9818/19/20 (872)

Die zurückhaltende Gestaltung des DT3 9818/19/20 fiel angenehm auf.
DT3 9818/19/20 (872)

Absicherung Gelände anno 1987. Zwei Betriebsaufseher „bewachen“ die Grenze zum befahrenen Gleisbereich. Davor konnte sich jeder nach Belieben in den Gleisen bewegen.
DT3 9718/19/20 (839)

Der 9718/19/20, ab 1988 839 genannt, gehörte zu den früh ausgemusterten DT3, wo die Hochbahn auf die Modernisierung zahlreicher DT3 verzichtete und diese anstelle der bereits durchgehend (teil-)ertüchtigten DT2 ausmusterte. Zum Herbst 1996 begann die Reduzierung des Wagenparks und zahlreiche erst um 25 Jahre alte DT3 wurden ersatzlos abgestellt und rasch verschrottet.
Die damalige Ersatzplanung sah bis 2015 die komplette Erneuerung des Bestandes vor und die bereits ertüchtigten DT2 und DT3 sollten diese Zeit ohne große Erneuerungsmaßnahmen betreibbar sein. Hauptuntersuchungen stehen immer bei allen Fahrzeugen an, so dass die Modernisierungskosten von 57 DT3-Fahrzeugen eingespart wurden. In den 1990er Jahren beim Szenario der abzusehenden Marktöffnung im ÖPNV-Sektor eine ordentliche Hausnummer.
Heute, 33 Jahre später, kennt man die Entwicklung die danach kam. Der DT5 kam deutlich später in Betrieb, die Fahrgastzahlen stiegen, der DT3 wurde zum technischen Sorgenkind und der DT2 blieb statt bis 2008 – problemlos! – noch bis 2015 im Einsatz. Auch wurden zehn DT3-Fahrzeuge bei FWM in Hennigsdorf nochmals modernisiert. Die absolute Fahrzeugsumme ist heute deutlich höher als 1996 zu Beginn der radikalen Fahrzeugzahlsenkung. Ob die – diesmal großzügigen – Langfristplanungen mit der Mobilitätswende mit den aktuellen Vorzeichen der Pandemie aufgehen – wieder einmal ein Fragezeichen.
DT3 9718/19/20 (839)

9718/19/20 von der anderen Seite, noch stehen die in den 1960er Jahren errichteten Signale.
DT3 9954/55/56 (917)

DT3 9954/55/56 kreativ unter roter Bemalung der Türen gestaltet. Der ab 1988 als 917 geführte DT3 gehörte ebenfalls zu den DT3, die nicht mehr modernisiert, 1996 abgestellt und verschrottet wurden.
DT3-LZB 9969/70/71 (923)

Ein DT3-LZB, der 9969/70/71 (ab 1988 923), wurde als einziger DT3-LZB zur Kunstbahn und bei der Gestaltung einfach grau schattiert. Die sechs DT3-LZB wurden 1995 als zunächst letzte DT3 generalüberholt und als erste Fahrzeuge teilertüchtigt, sie sollten zunächst nur ca. fünf Jahre im Einsatz bleiben – daher wurden an den Fronten keine Arbeiten durchgeführt. Später erhielten sie noch Durchsichtmöglichkeiten zwischen den Wagen und blieben noch bis Dezember 2016 im Einsatz.
DT3 9666/67/68 (822)

Über die Gestaltung des DT3 9666/67/68 (ab 1988 822) schieden sich die Geister. Die Gestaltung bestand im Wesentlichen daraus auf den Dächern Farbe auszukippen…
DT3 9666/67/68 (822)

Die andere Seite des DT3 9666/67/68 – im Hintergrund das alte Stellwerk Betriebshof Barmbek (Bba), welches nur Montags bis Freitags besetzt war. Der DT3 822 diente im Vorwege der DT3-Modernisierung 1995 als Versuchsträger, er erhielt u.a. probeweise Fenster an den Kurzkuppelenden, ebenso wurden Abblendungsversuche für die angestrebte Verglasung der Fahrerraumrückwand durchgeführt. 2018 wurde der DT3 822 abgestellt und verschrottet.
DT3 9818/19/20 (872)

Nur recht wenige Betriebsfotos der Kunstbahnen finden sich in der Bahnfotokiste. Der 9818/19/20 zeigt sich hier zusammen mit dem DT3-LZB 9969/70/71 in Ohlsdorf, im Vordergrund das Anschlussgleis nach Ochsenzoll bzw. nach Barmbek Gbf. Seit 1996 liegt hier der direkte Anschluss des Lagerhofs Ohlsdorf an das U-Bahnnetz.
DT3-LZB 9969/70/71 (923)

DT3-LZB 9969/70/71 fährt in Richtung Garstedt aus. Die Langsamfahrstelle weist auf den laufenden Brückenneubau über die Fuhlsbüttler Straße hin, damals die erste im U-Bahnnetz aus Altersgründen erneuerte Brücke. Bis zum Krieg führte das Gütergleis im Vordergrund in Hintergrund weiter über die Fuhlsbüttler Straße und schloss die Güterbahn Langenhorn direkt an den Gbf Ohlsdorf an. Seit der Zerstörung mussten die Züge einige Meter auf dem S-Bahngleis aus Poppenbüttel fahren.
DT3 9690/91/92 (830)

Die ersten Wochen veröffentlichte die MOPO stehts die Umläufe der in geschlossenen Verbänden laufenden Züge. Hier fährt 9690/91/92 – ab 1988 DT3 830 – aus der Hst Ohlsdorf gen Ohlstedt aus. Der DT3 830 wurde bis November 1996 ertüchtigt und im April 2019 abgestellt bzw. ausgemustert.
DT3 9954/55/56 (917)

Der mit roten Türen bemalte 9954/55/56 steht in der Hst Kellinghusenstraße zur Fahrt nach Garstedt. Wahrscheinlich fragen sich die älteren Herrschaften auf dem Bahnsteig auch, was diese Kunst aussagen soll. Kunst ist oft und bewusst zwiespältig. Damals kam gerade die Graffitikunst auf, so dass das Projekt doppelt zweispältig gesehen wurde.
DT3 9718/19/20 (839)

Wieder der DT3 9718/19/20, hier in der Hst Wandsbek-Gartenstadt. Links eine Kunstbahn der Linie U2.
DT2 9194/95 (646)

Eigentlich wurden zum Aufnahmezeitpunkt noch feste Kunstbahnverbände gebildet, doch steht der DT2 9194/95 mit zwei weiteren, normalen DT2 am langjährigen Startort der Linie U2 in Wandsbek-Gartenstadt. Oft war damals Zeit zu einem kurzen Plausch in das auf dem Bahnsteig befindliche Stellwerk zu gehen, manchmal blieb der Fahrer auch einfach vorne sitzen und las ein Buch. Die heutigen Wendezeiten würden einen Besuch im ohnehin nicht mehr vorhandenen Stellwerk kaum mehr zulassen
DT3 9954/55/56 (917)

Der DT3 9954/55/56 fährt in die Hst Hoisbüttel ein, die einzige an der Strecke nach Ohlstedt, welche nicht auf Hamburger Gebiet liegt.
DT3 9666/67/68 (822)

Anschaulich am 9666/67/68 die Art der Gestaltung.
DT3 9666/67/68 (822)

Hier steht der 9666/67/68 in der Hst Ohlstedt zur Rückfahrt nach Garstedt bereit. Im Herbst 1988 wurden alle Fahrzeuge „entkunstet“, danach gab es bei der U-Bahn keine gewollten Ganzlackierungen mehr.
Eine Ganzwerbebemalung gab es zuvor bei der U-Bahn ab 1971 einige Jahre in Form des DT1 9030/31 für „Alstermilch“, welche ohne die später entfernten Werbeschriftungen noch bis Anfang 1982 auf dem Zug blieb. Seit November 2020 gibt es erstmals wieder zwei ganzflächig mit Werbung versehene DT5, die DT5 417 und 418.
Zur Übersicht © 2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben