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Im
Januar 1993 ging es für einige Nachtaufnahmen des damals ganz alltäglichen Betriebes durch
den Norden. Wir schrieben
das letzte Jahr der Deutschen Bundesbahn bzw. der Deutschen Reichsbahn
und die Eisenbahn war in weiten Bereichen noch die klassische Bahn, auch
wenn man besonders die DB immer als recht modern wahrnahm. Doch auch
hier ist vieles einst alltägliches längst Geschichte und wirkt heute
wie aus einer fremden Welt.
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Bis
1990 waren die Bahnsteiggleise 1 und 2 in Lübeck Hbf dem Interzonenverkehr
vorbehalten und entsprechend mit Zäunen für die Kontrollen ausgerüstet.
Im Januar 1993 waren diese Geschichte, der Verkehr in Richtung Bad
Kleinen längst normaler Nah- bzw. Fernverkehr. Hier steht 232 501
mit einem stilreinen Nahverkehrszug in Richtung Bad Kleinen zur Abfahrt
bereit. Links steht offenbar ein Schnellzug aus dem Gebiet der DR
zur Weiterfahrt bereit. Die Bahnhofshalle sollte noch rund zehn Jahre
in dieser Form stehen, ehe sie komlett abgebaut, saniert und für die
Elektrifizierung in leicht veränderter Form wieder aufgebaut wurde.
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Der
Bahnhof Altona ist für Nachtaufnahmen nicht ganz einfach – vom nahen Hafen
her ist der Himmel bei dichter Bewölkung deutlich aufgehellt, die
Bahnsteigbeleuchtung strahlt gelb und Eisenbahnromantik ist hier seit
dem Abriss der alten Bahnhofshalle eh Geschichte. 110 148 steht mit
einem Nachtzug zur Fahrt gen Süden, an Gleis 10 steht der letzte
IC des Tages nach Berlin zur Abfahrt bereit – bespannt mit einer Lok der
BR 229.
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Klassikermotiv
war immer schon die Bahnhofshalle in Dammtor. Der 470 401 steht
zusammen mit einem Zug der BR 472/473 zur Abfahrt bereit. Die BR
470/870 stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Disposition – damals wurde die
Bestellung der ersten Serie der BR 474/874 vorbereitet, welche
45 Züge umfassen und alle nicht modernisierten Züge der BR 471/871
ersetzen sollte.
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Die
zweite Serie der BR 472/473 war damals rund zehn Jahre alt und
„schrecklich modernes Zeug“, was man nur widerwillig mitfotografierte.
Vier Jahre später begann die Modernisierung der BR 472/473 und 28 Jahre
später endet der planmäßige Einsatz.
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Die
MaK DE1024 wurde genau zur Wende fertiggestellt – die auf Rechnung der
Industrie gefertigten drei Prototypen sollten die Erneuerung der
Dieselloks der DB einleiten, welche nach der Deutschen Einheit
plötzlich im Besitz zahlreicher noch recht junger Dieselloks war und
keinen Bedarf an neuen Streckendieselloks mehr hatte. Die drei DE1024
verkehrten 1993 noch u.a. im IC-Verkehr nach Berlin und wurden 1996 an
den Hersteller zurückgegeben. Die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK)
übernahm die Loks 1996 und setzte sie bis 2014 im Güterverkehr ein.
Zwei der Loks wurden 2020 verschrottet, die 240 002 wurde ab 2009 im
Rahmen des EU-Projektes CREAM umgebaut, aber nie fertiggestellt und
steht in Kiel abgestellt.
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Am
folgenden Tag wurde der Freihafen unsicher gemacht, viel fiel damals
nicht ab – meist Lz fahrende Loks der BR 291 mit ihrem Schiffsdiesel.
291 005 passiert hier gerade die Brücken über den Saalehafen. Die
Ersatzbauten für die Niedernfelder Brücken wurde vor rund zehn Jahren
errichtet und waren zunächst als Damm über die dann zugeschüttete
Zufahrt zum Saalehafen projektiert worden. Die im Hintergrund befindlche der beiden
Brücken besaß bis dato eine Bauvorleistung für die nie realisierte
Freihafen-U-Bahn – eine Linie, wo es damals alles andere als
vorstellbar schien in diesem Gebiet je eine U-Bahn aka Hochbahn zu bauen.
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Die
BR 143 half 1993 zahlreich im „Westen“ aus und linderte den zuvor
allgegenwärtigen Fahrzeugmangel bei der DB. Eine Trennung in Güter-,
Regional- und Fernverkehr gab es damals nicht und die Loks fuhren
alles, wenn es von der Planung her passte. Einige Jahre nach der DB
AG-Gründung wurden die Baureihen den Einzelunternehmen fest zugeordnet
und die BR 143 kam nicht mehr im Güterverkehr zum Einsatz.
Rund 25 Jahre später sind die Loks bei DB Regio entbehrlich und
einzelne Loks finden bei privaten Güterverkehrsunternehmen ein
Gnadenbrot. So ist es heute wieder denkbar, im Hamburger Hafen ein
ähnliches Foto mit einer LEW-Lok der BR 243 zu machen… Die 2018 bei der
Fa. Bender in Opladen zerlegte 143 576 fährt mit einem Containerzug aus
dem Bf Hamburg Süd aus.
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Nach
dem Pilotprojekt CityBahn zwischen Köln und Gummersbach 1985 wurde
die Strecke Neugraben – Stade ab 1987 zweite Pilotstrecke des neuen
Nahverkehrsangebots der „Neuen Bahn“. Ob dieser die Oberhafenbrücke
querende Zug aus Stade kommt oder von einer der anderen beiden hinter
Harburg sich verzweigenden Strecken, ist dem Fotografen nicht
erinnerlich. In jedem Fall kommen in diesen Verkehren heute die
niedersächsisch landeseigenen Doppelstockwagen zum Einsatz, welche nach rund
15 Jahren Einsatz aktuell modernisiert werden.
Eis im Oberhafen? Szene aus einer vergangenen Zeit? Vorbei ist in jedem
Fall der Wohnmobilstellplatz an der Ericusspitze und die alte
Oberhafenbrücke, welche ursprünglich als Drehbrücke konstruiert war.
Und damals reihten sich an den Wasserkanten
noch Kräne an Kräne. Eine U-Bahn hierhin? Ein undenkbar! Und heute?
Heute verkehrt im Hintergrund die Linie U4 und der Sprung über die Elbe
wird vorbereitet.
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Anschließend
führte der Weg nach Blankenese. Blankenese ist einer der markanten
Bahnhöfe an der Hamburger S-Bahn. 1940 wurde der
Gleichstrombetrieb aufgenommen, nach dem Abbau der
Wechselstromfahrleitung in den 1950er Jahren tat sich am Bahnhof nicht
mehr viel.
50 Jahre später standen immer noch die Fahrzeuge der
Gleichstromerstausstattung im Dienst, das Stellwerk B stellte weiter
Formsignale. Die Umstellung auf selbsttätige Sv-Signale war
kriegsbedingt um 1941 vor Othmarschen abgebrochen worden und wurde nie
fortgesetzt. So besaß jeder Bahnhof westlich Bahrenfeld weiter sein
eigenes Stellwerk – wobei damals lediglich Hochkamp automatisiert
worden wäre. Die Blockstelle dort ist bis heute nur zu den
Hauptverkehrszeiten besetzt und sonst durchgeschaltet. Rechts rangiert
die V100 der abendlichen Übergabe nach Rissen-Ölweiche.
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Blankenese
war in den 1990ern keine Güterverkehrsstelle mehr, aber noch im
ursprünglichen Zustand erhalten und Sitz einer Bahnmeisterei. Noch bis
ca. 1996 verkehrten hier werktäglich bis zu drei Zugpaare nach
Rissen-Ölweiche. Im Bestand der Bahnfotokiste sind zwar einige Fotos
der zuletzt in der Regel von Loks der BR 212 gefahrenen Leistungen,
aber angesichts der stets verlässlichen Güterverkehrsleistungen
viel zu wenige. Während links auf Gleis 2 ein Kurzzug auf der S1
einfährt und auf dem mit Getriebeöl verschmiertem Gleis 3 ein
weiterer Kurzzug abfahrbereit steht, wartet im Hintergrund die V100 auf
das Zeitfenster zum Umsetzen.
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Wenn
die abendliche Übergabe nach Rissen in Blankenese Kopf machte, wichen
die Kurzläufer der S1 nach Blankenese Gleis 1 aus. An diesem Abend
war das Licht am Gleis 1 ausgeschaltet und wurde extra für die
ausweichenden Züge wieder eingeschaltet. Der kurze Zeit später zur
Hauptuntersuchung der Stufe E3 mit zeitgleicher technischen
Modernisierung eingerückte 470 428 steht hier auf
Gleis 1 zur Fahrt nach Poppenbüttel bereit.
Planmäßig wurde die
doppelte Gleisverbindung am Bahnsteig längst nicht mehr genutzt –
zuletzt wurden die Gleisverbindungen 1989 beim 800. Hafengeburtstag
genutzt, wobei hier auf die eingesetzten Baureihen geachtet werden
musste, denn die BR
471/871 und die BR 470/870 bzw. 472/473 unterschieden sich in der
Länge
um drei Meter – was hin zu den Ausfahrsignalen (zu) eng wurde.
Die früheren, großzügigen Bahnsteiglängen gibt es
heute nicht mehr – das heute vor der Hausdurchfahrt endende Gleis 1 hat
noch eine einfache Weichenverbindung in die Abstellanlage, diese kann von Vollzügen des Fahrgastbetriebes durch
Kürzung der Bahnsteige aber nicht mehr
befahren werden.
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Während
auf Gleis 1 ein Kurzzug der BR 471/871 für die Fahrt gen Poppenbüttel
vorbereitet wird, fährt ein Zug in den Bf Blankenese ein.
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In Blankenese wird dem aus
Wedel zurückgekehrten 471 470 der vordere Kurzzug abgenommen, der Teil
abgestellt und der 471 470 wie der Zug auf Gleis 1 als Kurzzug gen
Poppenbüttel weiterfahren. Mit dem Entfall
des Kuppelns in Volksdorf aus Anlass des Einsatzes der DT4 auf der
Linie U1 ab Mai 1994 bekam auch die S-Bahn den durchgehenden
Vollzugeinsatz nach
Wedel bezahlt und in Blankenese entfällt seitdem das Kuppeln.
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Inzwischen
war die Beleuchtung an Gleis 1 wieder ausgeschaltet, die Züge der S1
fuhren nur noch über die Gleise 2 und 3. Hier fuhr ein Zug der BR
471/871 gen Wedel aus.
Woran man das 28 Jahre später erkennt? Am weißen
Leuchtstofflampenlicht der Zugzielanzeige und der Glühlampenbeleuchtung
des Fahrgastraums… Heute haben sich die Farben gedreht, wie man hier anschaulich sehen kann.
Ach ja, eine der wenigen Szenerien im Netz, die man noch ansatzweise
wiedererkennen kann. Doch sollen auch hier in wenigen Jahren Ks-Signale
die Formsignale ablösen und von elektronischen oder digitalen
Stellwerken gesteuert werden.
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