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Mittwoch, 19. Dezember 2018
– Typisch Hamburg
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Bei der S-Bahn Hamburg
ist zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2018 ein
neuer Verkehrsvertrag über 15 Jahre in Kraft getreten. Dieser
umfasst
im
wesentlichen die Ablösung der ab 1974 gebauten BR 472/473 durch
Fahrzeuge der BR 490 und zahlreiche Angebotsausweitungen.
Damit verbunden ist auch ein erhöhter Platzbedarf für
Fahrzeugabstellungen, so dass zwei seit 2002 bzw. 2004 hinterstellte
Altbaufahrzeuge aufgegeben werden mussten, nachdem lange Jahre
ergebnislos nach einer gesicherten Abstellung gesucht wurde und der
zunächst geplante Umbau des 128 zum Partyzug und die Nutzung des
129
als
Museumszug nicht mehr realistisch war.
Der Zug 062 der BR 471/871 war stets als Ersatzteilspender vorgesehen,
musste während des ersten Instandhaltungsabschnitts des
Museumszuges ET/EM 171 082 nicht angefasst werden und war bis zuletzt
entsprechend komplett. Der 062 stand seit dem Abriss der Halle an der
Banksstraße in der Einfahrt am Hamburger Hauptbahnhof und
für
Zugreisende gut sichtbar.
Der zwischen Oktober 2001 und Dezember 2004
als temporärer Museumszug genutzte Zug wurde durch engagierte
Mitglieder des Vereins Historische
S-Bahn Hamburg e.V. soweit wie
möglich gepflegt und ansehnlich gehalten. Nachdem die Abstellung
am
Hauptbahnhof nicht mehr in bisheriger Form möglich war, wurde in
Anbetracht der fehlenden Abstellkapazitäten die Verschrottung des
Zuges
zum Jahresende 2018
unter Entnahme aller brauchbarer Ersatzteile beschlossen.
Davon ausgenommen werden konnte der 471 462, welcher durch das Deutsche Technikmuseum in Berlin
übernommen werden konnte. Dort ist seit den 1990er Jahren in der
Monumentenhalle einer der Prototyptriebwagen der sog. Bankierzüge – ET 125 001, ab
1970
276 035 – erhalten mit denen bei der Berliner S-Bahn ab 1935 eine neue,
stromlinienförmige Kopfform eingeführt wurde, die in
weiterentwickelter Form ab 1939 – unter Aufgabe der
Stromlinienförmigkeit – auch bei der Hamburger
S-Bahn
zur Anwendung kam.
Nachdem die Übernahme eines Vertreters der Vorkriegsbauform des ET
171
nicht mehr möglich war, ist der 471 462 für das Deutsche
Technikmuseum in Berlin die letzte Chance, dieses zeitgenössische
und
wegweisende Kapitel der deutschen Eisenbahn- und Technikgeschichte im
Zusammenhang darzustellen. Die beiden Wagen 471 162 und 871 062 spenden
ihre Ersatzteile für den Museumszug der S-Bahn Hamburg, welcher in
den
kommenden Jahren wieder eine neue Hauptuntersuchung erhalten soll.
In der 51. Woche wurde zunächst der Zug 129 zerlegt, welcher nach
Abriss der Halle Banksstraße zuletzt in Poppenbüttel
hinterstellt war.
Am 19. Dezember war der 470 429 noch übrig, welcher im Laufe des
Tages
zerlegt wurde. Am Vorabend gesellten sich zum 470 429 noch die Wagen
471 162 und 871 062, welche vermutlich zu Beginn des neuen Jahres
zerlegt werden.
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Die Zeit
schien auf den ersten Blick um rund 15 Jahre zurückgedreht,
seitdem
sind die "Altbaufahrzeuge" der S-Bahn Hamburg Geschichte. Heute laufen
die Züge der BR 472/473 unter Altbau – technisch sind sie
ohnehin auf dem Niveau der BR 470/870 bzw. 471/871, was die DB damals
ungeachtet der bereits in der Serienfertigung befindlichen
Wechselstromzüge der BR 420/421 mit
Thyristorsteuerung so konzipierte, um die freizügige Kuppelbarkeit
im
Gesamtbetrieb zu erhalten. Wären jetzt noch
Köpfe der BR 472 und 490 im Bild zu sehen, wäre eine
einmalige Parade
aller Kopfformen möglich
gewesen (der 470 429
hätte allerdings bereits leichte Formschwächen gezeigt),
diese Chance ergab sich am Mittwoch leider nicht.
Währenddessen passiert der 474 511 zusammen mit 474 099 die
Szenerie –
dem freundlich grüßenden Lokführer dürfte leicht
melancholisch zumute
gewesen sein, war er noch wenige Tage zuvor an der Bergung von
Ersatzteilen aus dem Zug 129 beteiligt.
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2002 wurde
der Zug 129 von der Verschrottung zurückgestellt, der
Gesamtzustand des
Zuges bot sich für eine museale Erhaltung an. Unter Nutzung der
Restfristen wurde 2005/06 der 1993 teilweise modernisierte Zug 128
für Sonderfahren genutzt und mit einer inzwischen vorgeschriebenen
PZB90-Anlage
ausgerüstet. Der Zug hatte im Juni 1998 nach dem ICE-Unglück
in Eschede
aufgrund der darauf folgenden Außerbetriebnahme der mit
gummigefederten Radsätzen ausgerüsteten BR 474 nochmals
eine vereinfachte Hauptuntersuchung erhalten.
Im Vorfeld der neuen Hauptuntersuchung eines Zuges der BR 470/870
wurden im September 2005 beide Züge eingehend untersucht – die
Entscheidung fiel zugunsten des technisch modernisierten Zuges 128, dem
allerdings
einige typische Merkmale der BR 470/870 wie die ursprüngliche
Innenbeleuchtung und das typische Rauschen der 1993 durch einen
statischen Umformer ersetzten Umformermaschine fehlen.
Nachdem das ursprünglich favorisierte Modell des Umbaus des 128
zum
Partyzug nicht umsetzbar war und der 128 als Traditionszug genutzt
wird, wurde der zuletzt in Poppenbütttel abgestellte Zug 129 nach
16
Jahren Abstellung nun verschrottet – 470 429 wird für die
bereitstehenden Schrottcontainer in passende Einzelteile zerlegt.
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Bis zum
Abriss der Halle Banksstraße konnten die beiden Züge einige
Zeit in der
Halle untergestellt werden. Kurz vor dem Auszug aus der Halle entstand
am 22. August 2009 diese Aufnahme von 470 129 und 471 462. Die
Baufälligkeit der Wagenhalle des einstigen Bw Hamburg Berliner Bahnhof war
nicht zu übersehen – der hintere Bereich war bereits unbefahrbar
und
abgesperrt.
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Auf der
Gleisseite zum Hauptbahnhof hielten sich die Farbschmiereien in
Grenzen, nach Abstellung des 062 auf einem Außengleis wurde der
Zug von
Graffiti gereinigt und soweit möglich auch sauber gehalten.
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Im Vorfeld
der Übernahme des 471 462 kam es am 16. Januar 2018
am langjährigen Standplatz am
Hauptbahnhof zu einer
Besichtigung des Triebwagens durch Vertreter des
Deutschen Technikmuseums. Im Vergleich
zu der Aufnahme weiter oben sieht man deutlich die gute Pflege durch
die den Zug betreuende Arbeitsgruppe, auch wenn sie die Zeit nicht
gänzlich aufhalten konnte.
Nicht nur die BR 471/871 ist vergänglich, auch bei den im
Hintergrund
sichtbaren City-Höfen am
Klosterwall tobt ein Streit um die Erhaltung
der heruntergekommenen Bauten. In den 1950er Jahren im
Zuge des Wiederaufbaues errichtet, sind die Bauten heute alles andere
als
ästhetisch. Das aktuelle Erscheinungsbild der 1958
fertiggestellten
Häuser ist jedoch eine Folge einer Modernisierung in den 1970er
Jahren,
wo die helle Keramikfassade mit Faserzementplatten verkleidet und neue
Fenster eingebaut wurden.
Eine Sanierung und Anpassung an das frühere, ansehnliche
Erscheinungsbild wird von der örtlichen Politik in Absprache mit
den
potentiellen Investoren eines Neubaus nicht gewünscht und trotz
bestehendem Denkmalschutz dem Abriss zugestimmt. Derzeit
scheitert der Abriss nur noch an einem Prüfverfahren der
Welterbe-Kommission, die das benachbarte Kontorhausviertel 2015 als
Teil des
Welterbes anerkannt hat und nun die Auswirkungen des geplanten Abrisses
der Häuser prüft.
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Die Idee der
Herrichtung des 470 128 als Partyzug geht auf den erfolgreichen Umbau
des DT1 9030/31 zum historischen Gesellschaftswagen DT1 516 "Hanseat"
zurück, welcher zwischen 1997 und 2000 aufwendig umgebaut und
restauriert wurde. Der Zug freut sich auch 18 Jahre nach Inbetriebnahme
reger Nachfrage und wird besonders in der Weihnachtszeit oft angemietet.
Bisher kam der Hanseat meist auf der Ringlinie mit den klassischen
Vorbeifahrten am Hafen und den Alsterkanälen bzw. auf der
Walddörferbahn zum Einsatz – mit der Verlängerung der U4 an
die
Elbbrücken ist ein neues, reizvolles Ziel dazugekommen und solange
nur
ein Gleis der Haltestelle betrieblich genutzt wird, ist auch eine
Sightseeingpause direkt an der Elbe möglich. Hier steht der Zug
auf dem
üblicherweise vom U4-Betrieb genutzten Gleis 1 zur Fahrt in
Richtung
Berliner Tor bereit, so dass die Freihafenelbbrücke in das Bild
integriert werden kann.
Um die denkmalgeschützte Freihafenelbbrücke ist aktuell ein
Streit
entbrannt, ob sie saniert oder durch einen Neubau ersetzt werden soll.
Die für die Brücke zuständige Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA)
favorisiert für die im Krieg schwer beschädigte Brücke
einen Neubau,
während Denkmalschutzamt und andere Stellen für eine
Sanierung
eintreten, zumal die Brücke sehr solide geplant und gebaut, die
Statik
der zweigeschossigen Brücke für die damals in den Freihafen
geplanten
aber nie gebauten Hochbahnlinien ausgelegt wurde.
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Von der
sieben Meter über dem Bahnsteig liegenden Ebene – die den zur
S-Bahnstation führenden Skywalk an die U-Bahnstation anbindet –
hat man
einen hervorragenden Ausblick auf die von den Hamburger Architekten von Gerkan, Marg und Partner gmp
gestalteten Haltestelle.
Fotos mit passend stehenden U-Bahnen sind schwierig, da die Haltepunkte
einen Halt mit mindestens einem Wagen im Schachbrettmuster vorsehen, um
Rollstuhlfahrern einen barrierefreien Ausstieg auch an den
teilerhöhten
Bahnsteigen zu ermöglichen. Im Sonderzugverkehr muss darauf keine
Rücksicht genommen werden, so dass dieses Foto ungeplant – und am
motivlich interessanteren Bahnsteigleis 1 – möglich wurde.
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Die ab 1885
gebaute Speicherstadt ist seit 2015 Teil des UNESCO-Welterbes, die frühere
Funktion als Lagerhauskomplex tritt zunehmend in den Hintergrund – auch
wenn sie noch nicht völlig aufgegeben wurde. Die Speicherstadt lag
bis
2003 eher abseits im Zollausland Freihafen, mit dem Bau der
HafenCity auf aufgegebenen Hafenflächen und Aufgabe der
Freihafenfunktion liegt die Speicherstadt zunehmend im Herzen der Stadt.
Zahlreiche Fassaden und Brücken sind in der Speicherstadt seit
rund 20
Jahren abends beleuchtet und rücken die Speicherstadt auch abends
ins
rechte Licht. Hier die Neuerwegsbrücke
über das St. Annenfleet.
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Blick
entlang des St. Annenfleets auf Block Q (links) und V (hinten) der Speicherstadt.
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Vor rund 130
Jahren baute man Lagerhäuser nicht als reine Zweckbauten aus
Betonelementen, sondern gestaltete die Backsteinbauten mit ihren dicken
Wänden aufwendig und kunstvoll.
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Der wohl
markanteste Blick auf die Speicherstadt liegt etwas abseits und ist von
der Poggenmühlenbrücke
am
östlichen Ende der Speicherstadt möglich. Zwischen Holländischbrookfleet und Wandrahmfleet liegt eingerahmt von
den Blöcken X und W das "Wasserschloss", heute ein Teekontor und
früher
Wohnhaus für technisches Personal.
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Fotos
in Google Earth |
©
2018 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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