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Sonntag, 26. November 2017
– Dresdener Bahn vor dem Wandel
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Die Dresdener Bahn war bisher eines
der zahlreichen Dinge auf dem Zettel, die man fotografisch abarbeiten
will.
Alle Dinge sind realistisch nicht abzuarbeiten, die Zeit und
die Möglichkeiten sind endlich. Ohnehin ist der Berliner S-Bahn in
den letzten Jahren recht weit nach hinten gerutscht, was die
Prioritäten angeht – der historische Betrieb ruht seit 2009
praktisch vollständig und die Fahrzeugvielfalt auf der einen oder
anderen Strecke ist mit Einführung der modernen ZBS-Zugsicherung
auf eine Baureihe geschrumpft.
Die Strecke nach Lichtenrade wurde von der BVG in den 1980er Jahren
nach ihren bei der U-Bahn gewohnten Maßstäben
modernisiert und
die Bauten waren
gefühlt nie echte Eisenbahn, zumal andere Strecken
deutlich mehr originales Eisenbahnflair zu bieten hatten. Doch die
Zeiten ändern sich und diese "BVG-Strecke" steht vor der
völligen Neugestaltung, welche die BVG-Bauten weitgehend
Vergangenheit werden lässt – zumal diese durchweg auch schon um
die 30 Jahre alt sind.
Der Güterverkehr im Westteil Berlins wurde während der
deutschen
Teilung im Westteil Berlins von der Reichsbahn aufrechterhalten, der
Personenverkehr wurde spätestens
ab 1952 um die Westsektoren umgeleitet. Für die zuvor nur mittels
Culemeyer-Straßenrollern erreichbaren Industrieanschlüsse in
Lichtenrade entstand um 1970 am früheren vorläufigen
Güteraußenring (vGAR) der
Übergabebahnhof Motzener Straße,
welcher vom Gbf Marienfelde aus bedient wurde.
Seit den 1990er Jahren ist der Anschluss Geschichte und das
Gütergleis ohne Verkehr – die Signalanlage ist
überflüssig, aber in
Signalabhängigkeiten
eingebunden, so dass diese funktionslose Anlage weiter
instandgehalten wird. Das
Bü-Deckungssignal am Hp Buckower Chaussee
zeigt Betriebsbereitschaft, obwohl die Strecke seit Jahrzehnten nicht
mehr
betriebsbereit ist. Im Boden ist das zugewachsene und unterbrochene
Gleis
zur Motzener Straße noch zu erahnen.
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Die Deutsche
Einheit ist seit
über 27 Jahren Realität, die jüngeren Leute kennen die
Teilung überhaupt nicht mehr aus ihrem eigenen Erleben. Für
Berlin bedeutete
die Einheit eine völlige Neukonzeption der Verkehrswege, was 2006
mit der Inbetriebnahme des Nord-Süd-Fernbahntunnels
und des neuen
Berliner Hauptbahnhofs einen vorläufigen Abschluss fand.
Wesentliche Teile des sog. Pilzkonzeptes
wurden im Laufe der
Projektierung verworfen bzw. auf später vertagt. Der Ausbau der
Nordbahn wurde gestrichen und der geplante Verkehr auf die Stettiner
Bahn verlagert. Die Anbindung des Nord-Süd-Fernbahntunnels
wurde im südlichen Teil zunächst nur über die Anhalter
Bahn via Lichterfelde realisiert. Eine direkte Anbindung
Dresdens und
des Flughafen Schönefelds verzögerte sich aufgrund des
nötigen Ausbaues der Dresdener Bahn und konnte bis
heute nicht realisiert werden.
Bis zum Mauerbau war die Fernbahn via Lichtenrade die direkte
Verbindung von und nach Dresden, allerdings teilten sich S-Bahn und (dampfgeführte)
Fernbahn ein Gleispaar, welches 1961 mit dem
Mauerbau gekappt wurde und erst 1992 in Form eines
für den S-Bahnverkehr wiederaufgebauten Gleises zwischen
Lichtenrade
und Mahlow wieder erstand. Ab Mitte der 1990er Jahre bis 2006 fuhren
auf dieser
Trasse regelmäßig Müllzüge der BSR aus
Richtung Tempelhof nach Schöneicher Plan, so dass die Strecke ab
Marienfelde zusätzlich mit Indusi ausgerüstet ist.
Besonders der Streit in Lichtenrade um
Tunnel oder Lärmschutzwände auf Ebene 0 hat das Projekt lange
zurückgeworfen. Im September 2017 hat die Planfeststellung
nach über 25 Jahren Planung Rechtskraft erreicht und
die Bauarbeiten beginnen.
Heute kreuzt die Dresdener Bahn die
Buckower Chaussee noch niveaugleich. Künftig wird die Buckower
Chaussee
die Dresdener Bahn überqueren und die Bahnsteige mittig
unter ihr liegen. Rechts werden die Fernzüge
von und nach Dresden bzw. der Airport-Express zum Flughafen BER
verkehren. Und wer weiß, angesichts der aktuellen
Verzögerungen beim
Flughafen
BER könnte die Dresdener Bahn vielleicht doch noch vor
dem Flughafen fertig werden.
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Die BVG
drückte der S-Bahn in den 1980er Jahren ihren
Stempel auf. Hätte man nicht politisch gewollt die
Kompatibilität zwischen den beiden Berliner
Teilnetzen wahren müssen, hätte die BVG aus der S-Bahn
deutlich stärker eine U-Bahn gemacht. So erinnert nur der vom
U-Bahn-Architekten Rainer G.
Rümmler
gestaltete kolossale
Baustil des Haltepunktes und die Zugabfertigerbude (jaja, bei der
Eisenbahn hieß das
Zugaufsicht...) an die BVG-Handschrift aus den 1980er Jahren.
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Fußgängerbrücken
wurden zu BVG-Zeiten nicht
einfach so errichtet. Um diese einst beim Bau als luxuriös
kritisierte
Überführung brennt erneut ein Streit, da neben den parkenden
Autofahrern auch einige Anwohner durch die Brücke einen
kürzeren Weg zur S-Bahn
haben. Da der Bau eigentlich nur widerruflich des Ausbaues der
Dresdener
Bahn P&R-Platz und Anwohnerwege erschloss,
möchte die Bahn den Bau entfernen.
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Idylle im
Dörfchen Lichtenrade. Noch. Die Vorarbeiten zum Ausbau haben
begonnen, die Baufeldfreimachung wird in den kommenden Wochen
weitergehen. Hier werden in einigen Jahren hohe
Lärmschutzwände stehen und die bisher niveaugleich kreuzende
Bahnhofstraße unter der Bahn hindurch führen. Die
jahrzehntelangen Bemühungen der Lichtenrader waren nicht von
Erfolg gekrönt – sie haben künftig ein von der Bahn
unübersehbar
durchschnittenes Dorf.
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Bis in die
1980er Jahre nutzten die Fußgänger eine Unterführung um
zur S-Bahn zu kommen, auch wenn die Gleise nach Mahlow seit 1961 ohne
Zugverkehr waren. Die BVG funktionierte die Zugänge von
der
Bahnhofstraße bei der Streckensanierung zu
Fahrradabstellplätzen um und schloss die
Unterführung.
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Die
Bahnhofsanlagen wurden von der BVG meist durchgreifend saniert, wobei
so weit wie möglich historische Substanz erhalten oder nach altem
Vorbild erneuert wurde – so blieben auch die alten Bänke in
Lichtenrade erhalten. Die Reisenden warten auf den in Kürze aus
Blankenfelde kommenden Zug nach Gesundbrunnen.
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In den
1990er Jahren wurden die grenzüberschreitenden Strecken
nach Brandenburg nur eingleisig wieder aufgebaut, da man den Aufwand
der als Standard gesetzten Gleismittenerweiterungen scheute.
So konnten die Wiederaufbauten ohne Planfeststellungsverfahren erfolgen
–
die Strecken waren nach 1961 formal nie stillgelegt worden, sie
waren nur ohne Verkehr. Das Gleis 2 blieb ein Stumpfgleis, dieses
wird sich auch mit Ausbau der Dresdener Bahn für den Fernverkehr
nicht ändern.
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Lange wurde
um die Form des Ausbaus der Dresdener Bahn gestritten. Der Hp
Attilastraße
wird im
Zuge der Ausbauarbeiten unverändert bleiben, die Brücken
für die
Fernbahn werden neu gebaut. Südlich des Teltowkanals wird die
S-Bahn eine neue, westliche Trassierung erhalten und die Fernbahn die
bisherige S-Bahntrasse nutzen. Die in den 1980er
Jahren errichtete Signaltechnik wird derzeit im S-Bahnbereich erneuert.
Das neue Signal liegt zur Aufstellung bereit, die Balisen
der künftigen ZBS-Zugsicherung sind bereits montiert – die
mechanische Fahrsperre hat bald ausgedient.
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Entgegen
erster Planungen wird der S-Bahnhof Marienfelde weitgehend
unverändert
bleiben, da das Gleis zum Tanklager am Teltowkanal erst an der
Lankwitzer Brücke aus dem nordwärts führenden
Fernbahngleis ausgefädelt wird.
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Klassischer
Gewächshauszugang, welcher bestehen bleiben
wird, aber saniert werden muss – was bisher aufgrund der lange unklaren
Perspektive unterblieb.
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Der der in
den 1930er Jahren als zentraler Güterbahnhof geplante
Güterbahnhof Marienfelde wird "dem aktuellen Bedarf angepasst",
was nichts anderes als radikaler Rückbau bedeutet. Die derzeit
noch zehn Gleise des Güterbahnhofs werden durch zwei je 450m lange
Gleise neben den beiden neu zu bauenden Ferngleisen ersetzt. Ersetzt
wird
dabei auch das in den 1980er Jahren von der Deutschen Reichsbahn mit
Siemens-Technik errichtete Stellwerk Marienfelde, eines der vielen
speziellen Kapitel Eisenbahngeschichte im einst geteilten Berlin.
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Viele
Details bleiben oft jahrzehntelang unbeachtet. Viele Bunker aus
Kriegszeiten sind Geschichte, aber hier und dort sind sie noch
unbemerkt ganz
"alltägliche" Zeitzeugen, wie hier auf dem Bf Marienfelde. Dieser
unscheinbare Backsteinbau sollte bei Luftangriffen den Eisenbahnern
Schutz bieten, Sehschlitze inbegriffen.
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Nördliche
Ausfahrt des Bf Marienfelde.
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Von der
östlichen Seite ist kein fotogener Blick auf
den Bahnhof möglich. Eine Aufnahme der Ausfahrt
nach Gesundbrunnen von der Verbindung B101 zur Daimlerstraße
allerdings schon, so die Sonne nicht scheint. Künftig
rauschen hier die ICE hinter bis zu fünf Meter hohen
Lärmschutzwänden entlang, die Brücke über die
B101/Großbeerenstraße wird in den bisherigen Maßen
mit vier Streckengleisen erneuert.
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Das sich
entgegen der Wetterprognose zunächst haltene Wetter trübte
zunehmend ein und beim ohnehin letzten Motiv auf der Lankwitzer
Brücke schoss die ISO-Zahl an der
Kamera in die Höhe – die Wolkenformation war dafür
eindrucksvoll. In diesem Bereich bekommt die S-Bahn eine neue,
um sechs Meter westlich verschobene Trassierung und die Fernbahn nutzt
künftig die bisherige Trasse, die um rund einen Meter
höhergelegt wird. Die Gleise
des 1972 errichteten Tanklagers am Teltowkanal (Oiltanking) bleiben beim Ausbau
der Dresdener Bahn erhalten und münden hier in das künftig
von
der Fernbahn genutzte östliche Streckengleis der Dresdener Bahn
ein.
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Fotos
in Google Earth |
©
2017 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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