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Dresden ist nicht nur durch seine Altstadt, den einzigartigen Elbblick oder die nach der Wende wiederaufgebaute Frauenkirche weltweit bekannt, in Dresden ist auch ein ansehnlicher historischer Fahrzeugpark aus fast allen Epochen Dresdner Straßenbahngeschichte erhalten. Der weitaus größte Teil dieser Sammlung wird zudem fahrtüchtig erhalten, die Fahrzeuge sind seit 1996 im Betriebshof Trachenberge in einem separaten Bereich untergebracht, welches als Dresdner Straßenbahnmuseum hergerichtet wurde.

Um die Erhaltung der Fahrzeuge und der musealen Infrastruktur kümmert sich in enger Zusammenarbeit mit den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) der 1992 gegründete Verein "Straßenbahnmuseum Dresden e.V." (SMD). Im Bestand des Museums befinden sich aktuell 36 Fahrzeuge.

Am Wochenende 25./26. April 2009 war ich zum Besuch dieser Sammlung in Dresden, mein Dank für die Gastfreundschaft geht an die Mitarbeiter des Straßenbahnmuseums Dresden e. V. und den Initiator der Sonderfahrt mit dem Gotha-Großraumzug T4/B4-62. Nachfolgend 20 Aufnahmen meines Besuches.

Tw 309 Btf Trachenberge
Keimstück des Straßenbahnmuseums Dresden ist der Triebwagen 309, ein Berolina-Triebwagen von 1902. Der Wagen blieb durch Initiative der Arbeitsgruppe 3/7 des Deutschen Modelleisenbahnverbandes der DDR erhalten. Das Fahrzeug diente 1967 zu Filmaufnahmen der DEFA, in diesem Zusammenhang wurden erste Arbeiten zur Restaurierung des Fahrzeuges vorgenommen.

Die 1960er Jahre waren nicht nur in der DDR sehr schwierige Zeiten für den Gedanken von musealer Erhaltung. So stand die Erhaltung des Fahrzeuges nicht nur einmal auf Messers Schneide.

Heute würde an Verschrottung niemand mehr einen Gedanken verschwenden und das Fahrzeug ist der Stolz des Museums und der Dresdner Verkehrsbetriebe.

Am 26. April 2009 steht der Triebwagen 309 im Btf Trachenberge zu einer Rundfahrt bereit.

An der Liststraße unterquert die Straßenbahn die Bahnlinie Leipzig – Dresden. Der Triebwagen befährt zusammen mit dem Beiwagen 307 die Großenhainer Straße.

Der eigentlich zu diesem Fahrzeug passende Beiwagen 87 wurde an dem Tag "im Schuppen" gelassen, so dass der Beiwagen 307 der früheren "Städtischen Straßenbahn" hinter dem Triebwagen 309 der "Deutschen Straßenbahn-Gesellschaft Dresden" zum Einsatz kommt.

Tw 309 Liststraße

Tw 734 Trachenberger Platz
Am Trachenberger Platz mündet die Betriebsstrecke zum Betriebshof Trachenberge auf die Strecke der Linie 3 ein.

Am Museumsöffnungstag am 26. April 2009 rückt der MAN-Zug mit dem Triebwagen 734 vom Baujahr 1913 und dem Beiwagen 1029 vom Baujahr 1925 zu einer bestellten Sonderfahrt aus.

Auf einer der vier im direkten Stadtgebiet die Elbe querenden Brücken, der Augustusbrücke, fährt hier der MAN-Zug aus den Wagen 734 und 1029.

Im Hintergrund die Marienbrücke, welche ebenfalls gerade von einem Straßenbahnzug befahren wird.

Tw 734 Augusttusbrücke

Großer Hecht Augustusbrücke
Dresden ist die Geburtsstadt vom "Großen Hecht", einem innovativen, damals hochmodernen Straßenbahnwagen, zu Beginn der 1930er Jahre konstruiert vom Ingenieur Alfred Bockemühl.

In Dresden blieben diese wegweisenden Fahrzeuge in Form des "Großen und Kleinen Hechtes" bis 1972 im Einsatz, Magdeburg setzte nur den "Kleinen Hecht" ein.

Der "Große Hecht" sollte auch Vorbild für die Fahrzeugneuentwicklung in Hamburg sein, wo 1938 der Versuchstriebwagen V4 in mehreren Exemplaren gebaut wurde, welche alle im Krieg verloren gingen.

Die Grundkonzeption der Hechtwagen wurde bei den Nachkriegsfahrzeugen der Hochbahn, den Einrichtungfahrzeugen V6 und V7 – mit zusätzlichen Mitteleinstiegen – beibehalten.

Hier der Triebwagen 1716 auf der Augustusbrücke.

Die Dresdner Altstadt bietet dem Straßenbahnfreund eine reichhaltige Palette an Fotomotiven, wie hier mit der Semperoper und dem T4D-Prototyp Tw 2000 zusammen mit dem Beiwagen 272 105.

Im Zuge der projektierten Fahrzeugerneuerung wurde nach Aufgabe des Straßenbahneubaus in der DDR in Dresden 1964/65 ein Fahrzeugmuster vom Typ T3 erprobt.

Nachdem das Fahrzeugmuster als geeignet eingestuft wurde, begann in der DDR die Epoche der Tatra-Bahnen – zumeist jedoch in der 2,20m breiten Version T4D anstelle der 2,50m breiten T3, welche in Deutschland nur in Chemnitz und in Schwerin eingesetzt wurden.

Der erste für Deutschland gelieferte T4D ist der museal erhaltene Prototyp-Tw 2000.
Tw 2000 an der Semperoper

T4D Fahrschule
Der mit Beschleuniger ausgestattete Triebwagen 201 204 dient als Fahrschul-Tw und kam am 26. April 2009 zu Fahrschulzwecken zum Einsatz.

Gegen einen Obolus konnte jedermann rund 20min Tatra-Erlebnis erfahren. Leider fiel das Fahrzeug nach der zweiten Runde des Tages mit einem Defekt aus.

Hier biegt der Tw 201 204 auf die Augustusbrücke ein, im Hintergrund der "Goldene Reiter", ein Denkmal für August den Starken.

Beim Betrachten der Fotos oben könnte man fast meinen, Dresden sei eine Art Freilichtmuseum.

Nun, das ist bekanntermaßen nicht der Fall, im Februar 1945 ging Dresden im Bombenhagel der Alliierten unter.

So ist die Wilsdruffer Straße – an der der Altmarkt liegt – eine Promenade aus Zeiten des Sozialismus, wo derartige Prachtstraßen nach sowjetischem Vorbild angelegt wurden und heute nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten denkmalwürdig sind.

Letztlich ist man aber nur bei flüchtigem Hinsehen geneigt, das Foto vom Tw 2000 mit dem Bw 272 105 vom 26. April 2009 als Foto aus vergangenen Zeiten anzunehmen. Echte Stilbrüche sucht der Betrachter aber vergebens.

Tw 2000 am Altmarkt

Tw 2000 am Postplatz
Die einige Meter weiter gelegene, zentrale Haltestelle Postplatz wurde vor einigen Jahren völlig neu gestaltet und hierbei auch architektonisch Akzente gesetzt.

Der als Zubringer zum Straßenbahnmuseum Trachenberge eingesetzte Triebwagen 2000 und der Beiwagen 272 105 haben ihr Ziel erreicht und werden in Kürze wieder zum Straßenbahnmuseum aufbrechen.

Nur rund 100 Meter entfernt vom Standort des vorherigen Fotos hat sich die Szenerie völlig gewandelt, der Zwinger bestimmt nun die Szenerie.

Der "Große Hecht" 1716 befährt am 26. April 2009 zusammen mit dem Beiwagen 1314 die als Betriebsstrecke dienende Verbindungskurve vom Theaterplatz zur Ostritz-Allee auf dem Rundkurs vom und zum Straßenbahnmuseum Trachenberge.

Die Sonne ist hier bereits teilweise hinter einer aufziehenden Schlechtwetterfront verschwunden, das Foto war das letzte Streckenfoto des Tages.

Großer Hecht am Zwinger

99 am Bahnhof Radebeul Ost
An dieser Stelle ein kurzer Blick abseits des Straßenbahnschienenstranges.

Westlich von Dresden liegt Radebeul. Im Bf Radebeul Ost beginnt die Lößnitzgrundbahn nach Radeburg via Moritzburg.

Diese Bahn wurde 2004 trotz langfristigem Verkehrsvertrag von DB Regio aus dem DB-Konzern entlassen und an die "BVO-Bahn GmbH" abgegeben, welche heute als "Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft" (SDG) firmiert und neben der Lößnitzgrundbahn auch die Weißeritztalbahn und die Fichtelbergbahn betreibt.

Am 25. April 2009 fährt 99 1775 mit dem letzten Zug des Tages in den Bahnhof Radebeul Ost ein.

Am Morgen des 26. April 2009 fährt im Bf Radebeul Ost die 143 585 mit einem Zug der Linie S1 ein.

Ab Ende Juni 2009 wird sich der Bahnhof Radebeul Ost grundlegend wandeln, nachdem bisher am Bahnhof die fast 20 vergangenen Nachwendejahre nahezu spurlos vorbei gegangen waren.

Die drei noch vorhandenen Bahnsteige (der links im Bild zu sehende Bahnsteig ist längst gleislos) werden abgerissen und durch nur einen S-Bahnbahnsteig ersetzt. Die beiden künftigen Ferngleise erhalten keinen Bahnsteig mehr.

Die Schmalspurbahn hat bereits vor einiger Zeit einen neuen, direkt zugänglichen Bahnsteig erhalten und nutzt den S-Bahnsteig in Richtung Meißen nicht mehr.

143 in Radebeul Ost

Tw 1734 Schleife Radebeul Ost
Nicht weit entfernt vom Bf Radebeul Ost liegt die Schleife der Straßenbahn direkt an der Stadtgrenze zu Dresden auf Dresdner Stadtgebiet.

Am 25. April 2009 wurde von privater Seite eine Foto-Sonderfahrt mit dem Gotha-Großraumzug T4-62/B4-62 veranstaltet.

Diese Fahrzeuge waren die letzten Neubau-Straßenbahnen der DDR-Fahrzeugindustrie, nachdem 1962 der Beschluss gefasst wurde, Neubaufahrzeuge entsprechend den RGW-Beschlüssen
nur noch aus der Tsechoslowakei zu beziehen.

Die Gotha-Großraumwagen wurden Ende der 1960er Jahre nach einigen Jahren Einsatz in Dresden und Magdeburg in Berlin zusammengezogen und dort noch bis Mitte der 1990er Jahre eingesetzt.

Hier verlässt der hervorragend restaurierte Tw 1734 die Schleife Radebeul Ost mit zeitgenössischer Beflaggung.

Ende 2008 wurde der zugehörige Beiwagen 2015 fertiggestellt und ergänzt den derzeit einzigen betriebsfähigen Gotha-Großraumzug in Deutschland.

Ein nach Magdeburg an privat verkaufter Zug ist in desolatem Zustand und wird wohl nicht wieder zum Einsatz kommen.

Die museal erhaltenen Berliner Fahrzeuge, ein Verband aus Trieb- (218 025) und Beiwagen (268 058) sowie der Prototyp 218 001 sind derzeit ohne Fristen hinterstellt.

Im Eisenbahnmuseum Prora auf Rügen dient der Triebwagen 218 036 als Kassenhäuschen.

Tw 1734 Radebeul Ost

Tw 1734 Leubener Straße
Den direkten Bereich des Flusstals der Elbe verlässt am 25. April 2009 der Großraumzug und steht in der Hst Leubener Straße.

Nicht planmäßig befahren wird die Schleife in Leuben, in welcher hier der Großraumzug wendet und gleich in die Klettestraße einbiegt.
Tw 1734 Leuben

Tw 1734 am Btf Tolkewitz
Noch vor der Schleife Leuben liegt der Johannisfriedhof, rechts im Hintergrund zu erkennen.

Nach links zweigen die Gleise des früheren Betriebshofes Tolkewitz ab, wo zum Aufnahmezeitpunkt 25. April 2009 noch zahlreiche abgestellte Tatra-Fahrzeuge vorhanden waren.

Ein markanter Platz in Dresden ist der Albertplatz mit den Zwillingsbrunnen und dem 1929 für die Sachsische Staatsbank erbauten und im Krieg schwer beschädigten Hochhaus des Architekten Hermann Paulick.

Von 1948 bis 1997 wurde es von den Dresdner Verkehrsbetrieben als Verwaltungsgebäude genutzt. Das Hochhaus steht heute leer, die frühere Leuchtreklame für die Verkehrsbetriebe prangt stillgelegt noch am Bau.

Tw 1734 am Albertplatz

226 001 in Trachenberge
Wie schon 1964 beim Vorgängertyp erhielt Dresden im Jahre 1986 den Prototypen der Nachfolgegeneration vom Typ T6A2.

Der Typ T6A2 war letztlich ein in der DDR nicht mehr sehr verbreiteter Typ. Nur rund drei Jahre nach Auslieferung des Prototyps fiel in Deutschland die Mauer – nur in Berlin, Magdeburg und Rostock kamen noch nennenswerte Fahrzeugzahlen zum Einsatz,
einige Fahrzeuge bis 2007 in Leipzig. Der erste T6A2-Zug in Dresden diente lange Jahre als Stadtrundfahrt.

Der 226 001 als T6A2-Prototyp mit seinem charakteristischen Linienwürfel hat einen Platz im Dresdner Straßenbahnmuseum erhalten und wird dort betriebsfähig erhalten.

Zum Abschluss noch ein Foto des als Pendelzug zum Postplatz eingesetzten Tatra-Zuges mit dem Prototyp-Tw 2000 an der Zugspitze.

Zur Fahrgastaufnahme rückt der Zug zunächst auf die Trachenberger Straße zur Betriebshofeinfahrt aus, nach einer Runde durch den weitläufigen Betriebshof geht es via Trachenberger Platz, Großenhainer Straße und Neustadt zum Postplatz.

Mit diesem Foto endete mein Dresden-Aufenthalt und damit auch diese Galerie zu den historischen Dresdner Straßenbahnfahrzeugen im Einsatz.

Tw 2000 in Trachenberge

Weiterführende Galerien der Bahnfotokiste
Einsätze der Gotha-Großraumwagen in Berlin 1995/96
CarGoTram in Dresden und ein Blick in das Straßenbahnmuseum in Trachenberge
Eindrücke der Lößnitzgrundbahn zwischen 1991 und 2004

Externe Links

Dresdner Straßenbahnmuseum e.V. (SMD)
Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB)
Lößnitzgrundbahn (SDG Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft mbH)
www.gothawagen.de (von Christoph Heuer)
Geschichte und Typenübersicht über die Tatra-Straßenbahnfahrzeuge (von Jörg Zaumseil)

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