Im Dresdner
Raum liegen gleich zwei der sächsischen
Schmalspurbahnen. Neben der Strecke der "Weißeritztalbahn"
Freital-Hainsberg –
Kurort Kipsdorf liegt westlich Dresdens die
"Lößnitzgrundbahn" Radebeul Ost –
Radeburg. Diese Strecke zweigt in Radebeul Ost von der Hauptstrecke
Dresden – Leipzig/Berlin ab.

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Die
Lößnitzgrundbahn hat ihren Betriebsmittelpunkt am
Bahnhof Radebeul Ost. Auf langgezogenen Gleisanlagen sind
Wagenabstellgleise, Lokschuppen und Lokbehandlungsanlagen sowie die
früheren Güterumladeanlagen vorhanden.
Zusätzlich hat auf dem Bahngelande die Traditionsbahn Radebeul
e.V. ihr Domizil gefunden, welche in ihrer damaligen Form bereits zu
DDR-Zeiten aktiv am Erhalt von Fahrzeugen und Strecke mitwirkte.
Ende 2007
wurden die Bahnsteiganlagen der Schmalspurbahn in Radebeul Ost
umfassend in neuer Lage neu errichtet, dabei entstand auch eine
Wartehalle nach historischem Grundriss.
Im Mai 2004
hat sich die frühere Freitaler 99 1777 vor den Zug nach
Radeburg gesetzt, ein unmittelbar zuvor herunter gekommener Schauer und
kurzer Sonnenschein sorgen für eine stimmungsvolle Szenerie.
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Bis
zum 11. Juni 2004
wurde die Lößnitzgrundbahn – wie auch
die Weißeritztalbahn bis zur ihrer weitgehenden
Zerstörung durch das Augusthochwasser 2002 – von der
Deutschen Bahn AG betrieben. Zum 1. November 2001 hatte die DB den
Betrieb an das konzerneigene Tochterunternehmen "Mitteldeutsche
Bahnreingungs-Gesellschaft mbH (BRG)" übergeben, welches fortan
als BRG-Servicegesellschaft Leipzig mbH, Bereich Sächsische
Schmalspurbahnen firmierte.
Im
März 1993 durchfährt an einem sonnigen Morgen der aus
Radeburg kommende Dampfzug die Ortsdurchfahrt Radebeul entlang der
Pestalozzistraße.
Auch über drei
Jahre nach der politischen Wende ist hier scheinbar die Zeit
stehen geblieben. Nichts weist darauf hin, dass die DDR längst
Vergängenheit ist.
Die Dampflok
trägt leider kein Nummernschild und blieb daher
unidentifiziert. Durch die Lage in Ost-West-Richtung bei südlicher
Straßenlage ist die Ortsdurchfahrt mit
Sonne nur in den Tagesrandlagen umzusetzen. Nach links zweigt die
Steinbachstraße ab, heute hat sich hier die Szenerie
einschneidend
verändert.
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An den Fahrzeugen blieb
bis zur Betriebsübergabe an die BVO-Bahn GmbH (heute als SDG
firmierend) das Eigentumsmerkmal "Deutsche Bahn AG"
angeschrieben. Seit dem 11. Juni 2004 wird die
Lößnitzgrundbahn von der BVO-Bahn GmbH betrieben,
welche bereits die "Fichtelbergbahn" Cranzahl – Oberwiesental
von der DB übernommen hatte. 2007 wurde der Firmenname auf
"Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG)"
geändert.

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Direkt an
der Meißner Straße liegt der Hp Weißes
Roß, die Schmalspurbahn quert hier die Dresdner
Straßenbahnlinie 4 nach Weinböhla. Am Vatertag 1998
fährt die 099 752 in den Hp Weißes Roß ein
und wird zahlreiche Vatertagsausflüger zur Fahrt durch den
Lößnitzgrund nach Moritzburg oder Radeburg aufnehmen.
Die
099 752 (99 788) musste am 20. Juli 2001 nach ihrem Verkauf an das
Öchsle durch die DB von der BRG extrem kurzfristig
außer Dienst gestellt werden, an jenem Abend wurden ihre
Leistungen gar im Schienenersatzverkehr gefahren.
Beim
Öchsle kommt die Lok seitdem in einem auf "westdeutsch"
getrimmten Outfit im Museumsverkehr zum Einsatz.
Glücklicherweise blieben solche "Hals über
Kopf"-Verkäufe die Ausnahme und die Gemüter haben
sich wieder beruhigt. Durch die vorübergehende
Betriebseinstellung der Weißeritztalbahn und die
Bedarfsreduzierung auf der Lößnitzgrundbahn sind
inzwischen zahlreiche Babelsberger Neubauloks abgestellt.
Seit
2007 sind die Bahnsteiganlagen des Hp Weißes
Roß modernisiert und ermöglichen den Reisenden einen
etwas leichteren Einstieg in die Züge.
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Die
Strecke Radebeul Ost
– Radeburg entstand, nachdem die geplante Bahnlinie Dresden
– Ortrand nicht gebaut wurde. Seitens der
sächsischen Regierung wurde 1881 der Vorschlag gemacht, eine
Schmalspurbahn von Radebeul nach Radeburg zu errichten. Im
Oktober 1883 wurde mit dem Bau begonnen und die Strecke am 16.
September 1884 als vierte sächsische Schmalspurbahn
eröffnet, sie ist mit elf Stationen insgesamt 16,5 km lang.
Am
südöstlichen Ende von Friedewald liegt der Bahnhof
Friedewald Bad. Nah liegt das Gebiet des Dippelsdorfer
Teichs, welcher von der Bahn auf einem Damm überquert wird.
Völlig
idyllisch liegt die Bahnhofsanlage selbst, wo im September 1997 an
einem
Werktag der Zug nach Radeburg mit 099 756 (99 793) Station macht. Auf
der Bank warten zwei
Fahrgäste auf den in Kürze aus Richtung Moritzburg
kommenden Zug, die Zugführerin bewegt sich
zur Lokmannschaft um in Kürze den Abfahrtspfiff zu
geben.
DB-Alltag im September 1997: Kleinbahnhof,
Sandbahnsteige, Glühlampenbeleuchtung, gepflegte
Bahnhofsanlagen und ein Zug aus Großvaters Zeiten. Trotz
allem ist auch beim Lößnitzdackel die Zeit nicht
völlig stehen geblieben, aber 1997 war die entspannte Szenerie
schon bemerkenswert. Nur die EDV-Nummer nach DB-Schema verrät,
dass dieses Foto am Ende des 20. Jahrhunderts entstand.
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Noch
heute wird auf der gesamten Strecke Personenverkehr mit Dampfloks
abgewickelt, der Güterverkehr wurde 1993 von der Deutschen
Reichsbahn eingestellt. Bis in die 1990er Jahre hatte die
Lößnitzgrundbahn erhebliche Bedeutung im
Berufsverkehr, auch heute werden hier Zeitkarten des VVO-Verbundtarifs
anerkannt – ein Frühzugpaar dient vornehmlich dem verbliebenen
Berufsverkehr.

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Im
März 1993 fährt 099 743 (99 779) mit ihrem fast
stilreinen Altbauzug aus dem Bf Friedewald Bad aus. Ein alter Trabant
steht hier im Vordergrund abgestellt. Noch liegen letzte Reste Schnee,
wie im Bildhintergrund am Streckenverlauf erkennbar. Ein Sonderzug
steht während der Ausfahrt des Planzuges nach Radeburg im
Bahnhof zur Abfahrt nach Moritzburg bereit.
Bemerkenswert
die verschiedenen Farben der Wagen, erst in jüngster Zeit hat
sich der dunkelgrüne Wagenanstrich wieder
einheitlich durchgesetzt.
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Mit Übernahme des Betriebes
durch die BVO-Bahn GmbH wurde der Zugumlauf auf nur noch einen
Wagenzug reduziert, wodurch der zuletzt übliche
Zweistundentakt nicht mehr gefahren werden kann. Nur noch zweimal am
Tag wird Radeburg erreicht, zusätzlich verkehrt in der
Regel Montags bis Freitags ein Frühzug für Pendler
von und nach Radeburg.
Kurz vor
dem Aufgang der DR in die DB baute die DR 1992 mit dem KB4tr 970-267
noch einen
Versuchsträger zur Modernisierung der Schmalspurwagen um. Mit
diesem Wagen, welcher Innenwandelemente aus IR-Wagen und Sitze
ähnlich den des Busstandards hatte, wollte die DR den
Schmalspurwagen speziell im Pendlerverkehr neue Attraktivität
geben. Mit Abgabe der Zittauer Schmalspurbahnen an private Betreiber
wurde der Wagen nach Radebeul umgesetzt und dort von Berufspendlern
gerne genutzt.
Eine Fortführung
des
Umbaus unterblieb, der
Probewagen wurde mit Fristablauf abgestellt. Die
letzten Altbaufahrzeuge sind seit 2002 außer
Betrieb gesetzt.
Die
Anfang der 1990er Jahre mit neuem Rahmen und Kessel durchgreifend
erneuerte 099 739 (99 775) fährt im September
1997 mit dem Probewagen in Moritzburg ein. Im Hintergrund das
Einfahrsignal, eines der wenigen im Schmalspurbereich noch genutzten
Formsignale.
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In den Jahren nach der
politischen Wende war ich mehrere Male bei der
Lößnitzgrundbahn zu Besuch. Auf der Bahnlinie kamen
noch bis 2002 die nicht grundmodernisierten Wagen mit den alten
Holzrahmenfenstern zum Einsatz. Nach hochwasserbedingter
Einstellung des Betriebes auf der Weißeritztalbahn wurde die
Lößnitzgrundbahn auf druckluftgebremste
Wagenzüge umgestellt und die Saugluftbremse im Alltagsbetrieb
nicht
mehr eingesetzt. Im Museumsverkehr der Traditionsbahn Radebeul e.V.
(TRR) kommen auch künftig saugluftgebremste Fahrzeuge zum
Einsatz.

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Die
099 739
passiert hier im September 1997 die Schloßallee in Moritzburg und
erreicht in Kürze den Bf Moritzburg. Fast acht Jahre nach
der Wende ist diese geballte Ost-Szenerie schon selten, doch verraten
Nummernschilder von Lok und Autos die neue Zeit. Der neue
Bahnübergang mit EBÜT 80-Technik ist bereits im Bau.
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Fast schleichend hat sich die
Lößnitzgrundbahn in den letzten Jahren durchgreifend
erneuert, neben vorsichtigen Auffrischungen am Fahrzeugpark wurden
zahlreiche Bahnsteige modernisiert sowie die Strecke auf praktisch der
gesamten Länge grundsaniert.
Zwei
Stunden vor der obigen Aufnahme wartet die 099 756 (99 793) in
Moritzburg auf die Abfahrt nach Radeburg.
Im
September 1997 war dieser Zug schon bemerkenswert, war der Zug doch
reinrassig aus Altbaufahrzeugen zusammengestellt, die auch farblich
zueinander passten. Der Einsatz von Altbaupackwagen wurde
möglichst vermieden, so war diese Zugkombination mit DB-Keksen
im noch nicht restaurierten Bf Moritzburg fraglos ein Foto wert.
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Nördlich
der mit Karl May eng verbundenen Stadt Moritzburg und seinem Schloss
hat die Strecke nur wenig Highlights zu bieten – so geriet dieser
Abschnitt immer wieder in Diskussion betreffs des Weiterbetriebes.
Seit
Übernahme des Betriebes durch die BVO-Bahn erreichen Radeburg nur
noch zwei bis drei Zugpaare am Tag. Inzwischen sind entlang
der Strecke wesentliche Sanierungsarbeiten getätigt, so dass
die kommenden Jahre dieser Streckenabschnitt hoffentlich nicht mehr in
Frage gestellt werden wird.
Im August 1991 passiert
die pechschwarze 99 1794 den Hp Cunnertswalde, dessen
Wartehäuschen nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Kurze
Zeit später brannte dieser Torso noch ab.
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Seit 1975
betrieb die AG 3/58
"Traditionsbahn Radebeul Ost-Radeburg",
eine Arbeitsgemeinschaft im DMV in enger Zusammenarbeit mit der DR, den
Traditionsbetrieb Radebeul – Radebeul und engagierte sich im
Erhalt von Fahrzeugen und Strecke.
Nach der
politischen Wende
ging die AG im Verein "Traditionsbahn Radebeul e.V." auf. Der Verein
betreibt heute mit
großem Erfolg den Traditionszug und das örtliche
Eisenbahnmuseum. Nach Gründung der Deutschen Bahn AG
übernahm der Verein zahlreiche Fahrzeuge in Eigenregie und
setzt diese Fahrzeuge auf der Strecke ein. Ende 2007 konnte der Verein
die
vereinseigene 99 586 als sächs. IVk 176 in
grüner Lackierung wieder in Betrieb nehmen.
Die heute im Bestand der SDG stehende 99 713 passiert hier im
März 1993 mit einem Sonderzug den Hp Berbisdorf.
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Im März 1993
erreicht
die rund zwei Jahre zuvor neu bekesselte
099 743 (99 779) den Streckenendpunkt Radeburg.
Rechts davon sind
heute anstelle der hier noch gepflegten aber längst abgerissenen
Gütergleise
umfangreiche Gewerbebauten entstanden.
So endet
die Reise entlang der Strecke Radebeul – Radeburg mit dieser
fast symbolträchtigen Aufnahme.
Auch wenn
ein Verkehrsmittel seinen eigenen Anachronismus überlebt – die
Zeit um sich herum bleibt nie stehen.
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