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Mitte der 1990er
Jahre beschaffte die STIB/MIVB
in Brüssel eine erste Serie von
Niederflurzügen, was zur Aussonderung einer größeren
Zahl von PCC-Triebwagen führte. Die letzten
4x-PCC-Triebwagen fuhren noch bis Februar 2010 durch Brüssel – in Antwerpen
waren auch 2017 noch zahlreiche, größtenteils modernisierte,
4x-PCC-Triebwagen auf Meterspur unterwegs.
Einer der Brüsseler 4x-PCC-Triebwagen hatte eine besondere
Vergangenheit – er fuhr vor 65 Jahren einige Jahre durch Hamburg. Der
1951 gebaute Wagen 3060 diente der Erprobung der Wagen in Hamburg,
seinerzeit war in Hamburg die politische Entscheidung zur Einstellung
der
Straßenbahn noch nicht gefallen.
Zwischen 1952 und 1958 verkehrte er auf der
weitgehend gerade trassierten Linie 8 – durch den für Hamburg
ungewöhnlich langen Drehzapfenabstand mit
entsprechenden Überhängen in Kurven konnte er nicht frei im
Liniennetz eingesetzt werden.
Im Februar 1958 gelangte er für drei Wochen nach Kopenhagen, wo er
auf der
Linie 7 erprobt wurde. Auf der Linie 2 wurde ein Düwag-Gelenkwagen
aus Düsseldorf als Alternative erprobt. Die Fa. Düwag
lieferte von 1960 bis 1966 100 Gelenkwagen vom Typ GT6 nach
Kopenhagen – der
dem Düwag unterlegene PCC 3060 wurde nach Brüssel verkauft,
wo er bis 1994 als Tw 7000 im Einsatz stand.
Der Verein Verkehrsamateure und
Museumsbahn e.V. (VVM) kaufte den Wagen
nach Ausmusterung, lackierte den Wagen noch in Brüssel um und
veranstaltete am 28. Januar 1995 eine Abschiedsfahrt durch
Brüssel, an der auch einige Brüsseler PCC–Wagen teilnahmen.
Der PCC 3060 wurde 1999 vom Schönberger Strand nach
Skjoldenaesholm ausgeliehen und in den Kopenhagener
Beschriftungszustand 1958 gebracht. Hier wird der Triebwagen seitdem
regelmäßig eingesetzt und inzwischen auch farblich
aufgefrischt. Ab 2018
wird der PCC–Wagen in Dänemark zusammen mit einem technisch eng
verwandten Fahrzeug, dem 1985 gebauten Tatra T3SUCS 7079, im Einsatz
stehen.
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Erst in der
Nacht vor der Fahrt wurde der Wagen in der Hauptwerkstatt
fertiggestellt und rückte am Morgen des 28. Januar bei
stömendem Regen aus der Halle des Straßenbahnmuseum Woluwe
aus, wohin er am frühen Morgen gebracht wurde. Beim
"Roll-Out" war das Staunen groß, denn die originalen
Rollbänder hatten die Zeit überdauert und waren im Vorwege
der Sonderfahrt wieder in den Wagen eingebaut worden.
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In
Brüssel
waren einzelne Umbauten durchgeführt worden: Die Stange wurde
durch einen Scherenstromabnehmer ersetzt, der Schaffnerplatz entfernt (beim VVM teilweise
wieder eingebaut) und kleinere Details am Wagen
modifiziert. Auf der Aufnahme unten stehen einige der an der Fahrt
teilnehmenden Wagen vor dem Museum für ein Foto aufgestellt.
Zumindest drei der damals teilnehmenden STIB-Wagen müssten auch
heute noch im Museum erhalten sein.
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In der
Avenue de l'Hippodrome vor dem Dépôt d’Ixelles der
Straßenbahn steht der Tw 3060, wo bis wenige
Stunden vor der Fahrt noch am Wagen gearbeitet wurde.
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Dem Wagen
3060 folgte der im weitgehenden Originalzustand erhaltene Tw 7093, noch
mit alter Rammbohle, Kupplungsstangenaufnahme und Trolleystange
parallel zur Schere. Hier hinter der Hst Buissonnets.
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Zum
Glück stand an der Wand Pont de Wand, was tatsächlich der
Halstestellenname war – der Abgleich auf Google Maps zeigt dass es hier
heute noch genau so aussieht.
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In der
Schleife Esplanade stehen die mitfahrenden 4x-PCC-Triebwagen zum
Fototerminn. Hier wurden die zum Atomium fahrenden Sonderwagen gedreht,
da am Atomium keine Schleife vorhanden war und die Wagen daher Heck
voran dorthin fuhren.
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In Belgien
sah das Urheberrecht bis vor kurzem keine Panoramafreiheit vor, so dass
Aufnahmen
des Atomiums dem Vernehmen nach öffentlich gezeigt ein Problem
sein konnten. An der Endstelle am Atomium waren ohnehin nur
Heckaufnahmen möglich.
Entweder habe ich das damals nicht fotografiert, oder die Dias nicht
gerahmt. Beides ist denkbar, Diafilm kostete damals Geld... An der Hst
Guill de Greef ragte immerhin nur ein Teil des Atomiums in das Bild.
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Vor der Hst
Bossaert ein kurzer Fotohalt, der auf dem Foto abgesägte
Stormabnehmer tarnt sich glücklicherweise perfekt in den
Bäumen.
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Hier steht
der Tw 3060 in der Hst Bechem neben dem Vertreter 7947 der
späteren PCC–Gelenkwagenbauart. Inzwischen wurde die Schleife in
diesem Bereich zur links an der Halle vorbei führenden
Stumpfendstelle umgebaut.
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Am Place Jef
Mennekens ein Pausen- und Fotostopp, vor einigen Jahren wurde die
Schleife an der Avenue Brigade Piron aufgegeben
und vom Netz abgebunden – die Gleise der der früheren Haltestelle
sind auf jüngeren Fotos als Reste noch zu erkennen.
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Hier
verließen uns einige Wagen. Im Hintergrund links ist in der
Fassadenreihe der Rue d'Enghien die
Betriebshofeinfahrt vom Dépôt Enghien zu erkennen.
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Zu guter
Letzt drehten die Museums–Tw 7093 und 3060 noch eine
Innenstadtrunde, wo der 7093 an prominenter Stelle am Place Royale noch
ein kurzes Stück mit Stange fahren konnte. Das dürfte heute
sicher nicht mehr der Fall sein. Für Fahrten mit Trolleystange
wurde damals der vom Museum Woluwe ausgehende Abschnitt nach Tervuren
entsprechend befahrbar gehalten und wird vermutlich heute noch
so sein.
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