1985 hatte die Deutsche Bundesbahn für das große Jubiläumsjahr "150 Jahre Deutsche Eisenbahnen" unter anderem auch den 1984 außer Dienst gestellten Triebwagenzug 430 114 aufarbeiten lassen und beheimatete den Zug wieder in seiner alten Heimatdienststelle Hamm(Westf). Seitdem erfreute sich der Zug großer Beliebtheit gerade bei Ausflugsgruppen, die mit dem Zug Wochenendtouren an Rhein und Mosel unternahmen und dem Zug den Namen "Säuferzug" gaben.

1997 lief die auf 12 Jahre verlängerte HU-Frist des Zuges aus 1985 ab, trotz des großen Erfolges – nahezu jedes Wochenende war der ET 30 auf Achse – sollte es für den Zug keine neue HU mehr geben. Die Bauform der Eierköpfe war karosserieseitig verschachtelt – die lange Einsatzzeit im Ruhrgebiet mit seiner bisweilen aggressiven Luft hatten Spuren hinterlassen, deren Beseitigung aufwendig gewesen wäre. Im November 1996 kam der ET 30 zu einer Abschiedsfahrt zum Einsatz.

430 414 im Bf Oberaden

Wie das Wetter im November so ist, es kann ruhiger Hochdruck herrschen – die Sonne hat an manchen Tagen gegen den Hochnebel keine Chance, das Wetter bleibt trübe. Der Tag der Abschiedsfahrt war ein solcher und so entsprach das Wetter dem Anlass der Fahrt. 1996 konnte man nicht mal eben seine Digicam in den ISO-Werten hochschrauben und dann daheim am PC ggf. entrauschen.
Um ein Haar wäre die Fotofahrt bereits zu Ende gewesen, ehe sie richtig angefangen hat. Ein erster Fotohalt mit 430 414 fand im Bf Oderaden statt, mit der Bergwerkskulisse von Haus Aden (es ist selbstredend, dass man dort heute abgesehen von einem erhaltenen Förderturm nichts wieder erkennt). Uns überholte an dieser Stelle ein Güterzug, welcher wenige Kilometer weiter in einen Personenunfall verwickelt wurde.
Der Fotohalt rettete die Fahrt, auch wenn es zunächst nicht weiterging. Da in einem Bahnhof stehend, konnten wir glücklicherweise die Richtung wechseln und auf alternativen Wegen die Fahrt fortsetzen.
430 114 im Bf Duisburg-Wedau

Auf der Fahrt gab es zahlreiche Fotohalte, die nicht aus "mal eben am Bahnsteig rausspringen" bestanden, sondern in Abhängigkeit vom Betrieb auch abseits des Bahnsteiges ein Foto ermöglichten. Der Bf Duisburg-Wedau versprühte 1996 morbide Athmosphäre.
430 414 im Bf Bochum Nord

Nur noch im Güterverkehr betrieben wurde der Bf Bochum Nord, einst als "Bochum Rheinisch" an der Strecke Dortmund Süd – Osterath erbaut. Seit 1979 ist hier der Personenverkehr eingestellt, eine 150 wartet mit einem Leergüterzug auf Ausfahrt.

430 414 im Bf Witten

Im Bf Witten war zunächst nur der S-Bahnsteig ausgebaut worden, für den zweiten im Nahverkehr genutzten Bahnsteig war lange kein Geld zur Modernisierung vorhanden. Der 430 414 steht hier in Witten abseits seiner modernen Nachfolger, hier in Form einer mit einer Lok der BR 143 bespannten x-Wagengarnitur.

430 414 im Bf Oberwengern

Seit 1986 ist der 1874 als Bf Volmarstein eröffnete Bf Oberwengern stillgelegt, seitdem verkehrt über diese Strecke ausschließlich Güterverkehr. 430 414 legt einen kurzen Halt in Oberwengern ein.

430 414 im Bf Iserlohn

Auch wenn praktisch alle Fotomotive heute kaum mehr wieder zu erkennen sein werden, so hat den Bf Iserlohn die fraglos härteste Zäsur heimgesucht.
Die Strecke nach Menden ist abgebaut, der Bahnübergang einem Kreisverkehr gewichen. 430 414 rangiert im Bf Iserlohn an die Formsignalbrücke, deren Signale längst keine Ausfahrt mehr erlauben.

430 114 und 634 633 im Bf Iserlohn

Das Bahnhofsgebäude Iserlohn ist einem Busbahnhof gewichen. Die Fahrzeuge sind gute alte Bundesbahnzeit – auch der Dieseltriebwagen der BR 634 ist trotz Modernisierung Geschichte, in Deutschland ist kein Vertreter dieser Bauart erhalten geblieben. Bemühungen eine Einheit museal zu erhalten konnten nicht umgesetzt werden.

430 114 im Bf Iserlohn

Was ist vom Bf Iserlohn geblieben? Nichts! Es gibt nicht mal mehr einen Bahnhof. In Iserlohn treffen sich nach Abbau der Verbindung nach Menden noch zwei Strecken, welche nach der Modernisierung der Bahnanlagen keine Verbindung mehr zueinander haben und bahntechnisch zwei Stichstrecken sind – in Iserlohn gibt es nur noch den Haltepunkt Iserlohn. Alle anderen Gleisanlagen sind abgerissen und überbaut worden. Eine solch krasse Reduzierung eines Bahnhofs einer nicht gerade kleinen Stadt mit fast 100.000 Einwohnern ist bisher beispiellos in Deutschland und wird es hoffentlich auch bleiben. 430 114 rangiert im damaligen Bahnhof Iserlohn.

430 114 im Hp Letmathe-Dechenhöhle

Zwischen Iserlohn und Letmathe liegt der Hp Letmathe Dechenhöhle. 1878 wurde die Tropfsteinhöhle zufällig beim Bahnbau entdeckt, nachdem einem Bahnarbeiter sein Hammer in einen vermeintlichen Felsspalt gefallen war. Heute würde das vermutlich nicht mehr zur Entdeckung führen, sondern im Baumarkt ein neuer Hammer gekauft werden.
Der 430 114 wurde 1997 mit Fristablauf abgestellt, nach langen Abstellungen in Gießen und Koblenz-Lützel war der Zug derart zerfallen, dass auch eine nicht betriebsfähige Restaurierung nach Durchrottung tragender Teile nicht mehr vertretbar war. Lediglich der Triebwagen 430 414 wurde an die SVG in Stuttgart verkauft, welche den Triebwagen in der Eisenbahnerlebniswelt in Horb im letzten Zustand der DB zeigt. Die anderen Wagen wurden im Oktober 2006 verschrottet.

Zur Übersicht © 2011 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben