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Freitag, 21. Februar 2020
– Probeverkehr auf der Schiene nach Uetersen
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Der
Verkehr auf der Schiene erlebt aktuell zumindest im Verständnis eines
nachhaltigen und klimafreundlichen Verkehrsmittels eine Renaissance.
Die Politik steuert dabei um zur Bevorzugung der öffentlichen
Verkehrsmittel, die Wirkung dieser Steuerung wird in wenigen Jahren in
der Verteuerung der individuellen Mobilität einsetzen – die gewonnenen
Mittel sollen in den Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfratruktur
fließen.
Aktuell wird für den Ballungsraum Hamburg ein Bündel an umfassenden
Ausbauvorhaben geschnürt, neben den konsequenten Ausbauten bestehender
Verkehrswege müssen auch neue Achsen geschaffen werden – in den
Verkehrsspitzen ist das bestehende System an der Belastungsgrenze und
verträgt keine deutlichen Mehrverkehre mehr.
Vielerorts führen noch bestehende Schienen entlang belasteter Straßen,
ohne dass diese wirklich genutzt werden. War einst der Umstieg zur
Straße einfach, bequem und modern, können heute diese öffentlichen
Infrastrukturen Entlastung der längst verstopften Straßen bewirken.
Die Uetersener Eisenbahn
hatte ihren Ursprung als Folge des Baus der Altona-Kieler Eisenbahn
in den 1840er Jahren. Damals hatten sich Fuhrleute aus Uetersen gegen
eine Anbindung ihres Ortes ausgesprochen, woraufhin die Trasse durch
das nordöstlich gelegene, aber kleinere Tornesch geführt und dort ein
Bahnhof errichtet wurde. Nachdem Tornesch von der Eisenbahn sehr
profitierte, gründete die Stadt Uetersen zusammen mit örtlichen
Wirtschaftsunternehmen 1873 die Uetersener Eisenbahn AG.
Zum Sommerfahrplan 1965 wurde der Personenverkehr auf die Straße
verlagert – Güterverkehr wird bis heute auf der Strecke abgewickelt,
aktuell fährt einmal in der Woche ein Güterzug auf der Strecke.
Im Zuge der immer wieder diskutierten Reaktivierungsbemühungen des SPNV
bietet die heute für die Strecke verantwortliche Norddeutsche Eisenbahngesellschaft Niebüll
GmbH (neg)
vom 20. bis zum 26. Februar 2020 einen eigenwirtschaftlichen
Probepersonenverkehr auf der Schiene an, die Fahrten sind kostenlos.
Zum Einsatz kommt der T4 der neg, welcher die vergangenen Monate eine
gründliche Hauptuntersuchung erhielt und zuletzt gelegentlich als
Schlepptriebwagen auch im Güterverkehr aushalf. Hier steht der T4 im Bf
Tornesch auf dem Bahnhofsvorplatz zur Fahrt nach Uetersen bereit. Die
Zustiege sind entsprechend dem nur sechs Tage vorgesehenen Verkehr
natürlich provisorisch, das Bahnpersonal hilft bei Bedarf beim Ein- und
Ausstieg.
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(Nicht nur)
In Ballungsräumen ist das Leben nicht immer wie aus dem Bilderbuch –
gerade in diesen Räumen spiegelt sich die Gesellschaft ungeschminkt
wieder. In Tornesch ist das nicht anders. Manche Zeitgenossen einer
Subkultur verfolgen die Szene nicht minder aufmerksam, wiederholt
nutzen sie diese öffentlichkeitswirksamen Termine für eigene, in der Beseitigung teure Zwecke.
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Die Ausfahrt in Tornesch führt
mitten über den Bahnhofsvorplatz, die Durchfahrt ist entsprechend dem
möglichen Lichtraumprofil abgetrennt, wird aber von den Passanten gerne
als Abkürzung genutzt.
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Das
Zentrum von Tornesch war am Freitagmittag dicht befahren, an der
zentralen Kreuzung Edinger-/ Jürgen-Siemsen-Straße staute sich bei
Ausfahrt des vollbesetzten T4 auch ohne Zug der Verkehr stark.
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Noch
eine Stunde später ist die Belastung der Uetersen und Tornesch
verbindenden Straße augenscheinlich sichtbar. Ein regelmäßiger Verkehr
(denkbar wäre neben
einer Anbindung an die S3 auch der Betrieb mit den künftig in
Schleswig-Holstein verkehrenden AKKU-FLIRT) würde sicher nicht
zur völligen
Entlastung führen, aber meist sind die Züge bei realisierten Projekten
deutlich voller als je prognostiziert und entsprechend proportional
weniger Autos verstopfen die Straße.
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Der
Bahnübergang von der Jürgen-Siemsen-Straße zur Uetersener Straße ist
seit Jahrzehnten stillgelegt. Wie Eisenbahntechnik aber so ist, der
Weiterbetrieb der Signaltechnik ist manchmal billiger als deren Rückbau
(oder gar
zulassungstechnisch erforderlich)
und so ist der Bahnübergang noch heute signaltechnisch in Betrieb, die
abgeklebten Lichter des Bü leuchten wacker – samt zugehöriger
Instandhaltung.
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Am
Tornescher Weg ist im Zuges des Probebetriebes der Halt Bierbahnhof
angelegt worden. Rutschfeste Gummimatten bilden den Bahnsteigbelag und
die gezimmerten Tritte ermöglichen den Einstieg in den T4, welcher
dabei mit nur wenigen Zentimetern Toleranz passend halten muss.
Der Tf bremst dabei aus dem Seitenfenster blickend. Die kommenden Tage
ist die Wettervorhersage unterirdisch, so dass der frühe Feierabend am
Freitag genutzt sein wollte.
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Die
Bevölkerung nutzte die Fahrten auch zu „echten“ Fahrten. Der für die
Fahrten aufgestellte Fahrradständer fand Nutzung und auch Fernreisende
nutzten den Probezug, um auch die letzten Kilometer auf der Schiene
zurückzulegen.
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Fotos
in Google Earth |
©
2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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