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Sonnabend, 22. Oktober 2011
– Mit dem KT4D durch Berlin
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Berlin ist für
mich seit
einigen Jahren kein bevorzugtes Ziel mehr. Seitdem
die Bahnanlagen Berlins überwiegend modernisiert und die alten
Fahrzeuge ausgemustert sind, reizt mich an Berlin nur noch wenig. Zudem
können derzeit die historischen S-Bahnzüge
wegen Wartungsmängeln nicht
eingesetzt werden, so dass nur selten historisches im Betrieb zu
erleben ist.
Ein Hobbykollege organisierte heute mit dem nicht modernisierten KT4D
219 482 eine Sonderfahrt, welche sieben Stunden durch Berlins
Straßen nach Alt-Schmöckwitz und Rahnsdorf gehen sollte. Da
hieß es wieder früh aufstehen, was bei den kürzer
werdenden Tagen nach der Ankunft im Berliner Hauptbahnhof für ein
frühes Foto eines 481 im Morgenlicht genutzt werden konnte.
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Der Aufbruch
zum Betriebshof Niederschönhausen passte anschließend
minutengenau, in Friedrichstraße und Pankow passten die
Anschlüsse für einen Sonntagmorgen perfekt und so ergab sich
noch die Gelegenheit, vor der eigentlichen Sonderfahrt ein paar Fotos
vom unerwartet rangierenden Arbeitswagen 4508 und der Lore G107 zu
machen. Beide Fahrzeuge dienen dem Denkmalpflege-Verein Nahverkehr
Berlin e.V. für Material- und Überführungsfahrten.
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Vor der Tour
ergab sich dank der freundlichen Museumsmitarbeiter noch die
Gelegenheit, einen Blick in die Fahrzeughalle zu werfen. Dort sind
neben dem in betriebsfähiger Aufarbeitung befindlichen
Rekozweirichtungswagen 3012 die Tw 14 (TF26) und ATw A180 abgestellt.
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Fahrbetrieb
erfordert auch Werkstattbetrieb. Der eigentlich betriebsbereite
Büssing D2 698 steht mit ausgebauter Hinterachse in der
Werkstatthalle.
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In der Halle
sind weitere historische Busse abgestellt – neben dem NAG D2 750 stehen
zwei Busse vom VEB Waggonbau Bautzen, der Do54 929 und der Do56 010.
Daneben Wagen 490 027 vom Typ Ikarus Tr 260.02 (Baujahr 1989, derzeit
nicht zugelassen) sowie der private O405N 1071.
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Die BVG hebt
für historische Zwecke die 1998 abgestellten KT4D 219 481 und 482
auf, welche seit 2003 für den Gelegenheitsverkehr zugelassen sind.
Betreut werden die historischen Berliner Straßenbahnwagen vom "Denkmalpflege-Verein
Nahverkehr Berlin e.V.". Nachdem der 219 481 mit Fristablauf bereits
abgestellt ist, läuft am 30. Oktober auch für den 219 482 die
HU-Frist ab. Nach aktuellem Stand ist für beide Fahrzeuge eine
neue HU vorgesehen – welche u.a. umfangreiche Blecharbeiten erfordert,
nachdem die Fahrzeuge bisher im letzten Betriebszustand belassen worden
waren.
Das erste Ziel der Fahrt war die Schleife Björnsonstraße,
nach Trennung durch die Teilung bis zur Wiederinbetriebnahme der
Straßenbahn in den Wedding im Oktober 1995 die Endstation an der
Bornholmer Straße.
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Durch
Friedrichshain ging es entlang der Linie 21 zum Wismarplatz, wo die
Haltestelle ganz klassisch im Straßenniveau liegt. Während
der gesamten Fahrt war es regelmäßig zu beobachten, wie
Passanten das Auftauchen dieses in modernisierter Form noch
alltäglich im Einsatz befindlichen Wagentyps registrierten. Es ist
eben keine Ganzwerbung, die dieser Zug trägt – sondern
Berliner Straßenbahngeschichte, an die sich viele Berliner fast
jeden Alters noch gut erinnern können und die plötzlich
wieder lebendig vor ihnen steht.
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Über
200 umfassend modernisierte KT4D sind noch im Einsatz und sollen bis
zum Jahr 2017 durch neue Straßenbahnen vom Typ Flexity ersetzt
werden. Alt und neu treffen sich am örtlichen Aldi an der
Hauptstraße. Der Abschnitt in Richtung
Köpenick führt ab der Kosankesiedlung durch
Industriegelände, entlang Kleingärten (ostdeutsch: Datschen)
und dem Wald- und Erholungsgebiet Wuhlheide.
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Das in
Rummelsburg herausragende Motiv ist das 1925 erbaute Heizkraftwerk
Klingenberg, heute im Eigentum von Vattenfall.
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Der
Schlossplatz ist schön anzuschauen und zentraler Punkt in
Köpenick, für Fotos ist das Areal doch sehr beengt. Das
Weitwinkel sowie das Gegenteil einer Fotoleiter hilft und die Form des
Tatra-Wagens kommt beim stahlenden Sonnenschein gut zur Geltung.
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Entlang der
Grünauer Straße teilen sich Tram und Auto die Fahrbahn. Ein
Fotohalt an der Hst Rosenweg sorgte für eine
Rückstauung, nachdem die Straßenbahn der Gegenrichtung hier
zeitgleich hielt und der Autoverkehr somit erstmal schachmatt war. Nach
der Entknotung des Staus blieb noch ein kurzes Zeitfenster, ehe die
wartenden Autos zum überholen ansetzten.
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Hinter
Grünau wird die Linie 68 grün (und im Herbst goldgelb). Die
Uferbahn nach Alt-Schmöckwitz wird in den kommenden Jahren
umfangreich saniert – durch die Lage in einem Wasserschutzgebiet sind
diverse Auflagen bei der Sanierung zu beachten, so dass die Uferbahn
künftig als Rasengleis ausgeführt sein wird. Hier hat der
KT4D die Hst Regattatribühnen als Linie 21 beschildert verlassen,
die Linie 21 fuhr hier baubedingt einige
Monate.
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An der
Sportpromenade entlang des Langen Sees wieder ein kurzer Fotohalt. Die
Uferbahn nach Alt-Schmöckwitz sorgt seit Jahren immer wieder
für Schlagzeilen, nachdem die Linie ein stark saisongeprägtes
Aufkommen hat und der Gleiskörper sanierungsfällig ist. Weder
Senat noch BVG wollten die ca. 18 Millionen EUR teure Sanierung
bezahlen, so dass eine Einstellung des Betriebes ab 2012 durchaus
wahrscheinlich war.
Rettung kam in Form der Deutschen Bahn, die seit 2009 nicht in der Lage
ist die Berliner S-Bahn zuverlässig zu betreiben. Seitdem jagt die
Berliner S-Bahn eine Katastrophenmeldung nach der anderen, wobei in
letzter Zeit die Dichte der Meldung etwas abgenommen hat – vom
Normalbetrieb ist die S-Bahn aber noch Jahre entfernt. Die nicht an die
DB ausgezahlten Gelder werden jetzt für die Sanierung der Uferbahn
verwendet. So hat das S-Bahn-Chaos auch seine guten Seiten...
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KT4D kamen
in der originalen Austattung kaum auf der Uferbahn zum Einsatz – nach
der Ausmusterung der Altfahrzeuge fuhren hier lange Jahre die
Tatra-Wagen vom Typ T6A2. Erst seit die BVG Ende 2007 ihre T6A2 aus
Kostengründen ausmusterte, kommen hier KT4D zum Einsatz.
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Entlang des
Adlergestells ein Fotohalt an der Hst Reifenwerk. Noch haben sich
einzelne Lampenkörper aus DDR als Straßenbeleuchtung halten
können.
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An der
vorletzten Haltestelle der Linie 68, der Hst "Zum Seeblick", enden
derzeit die Fahrten – am örtlichen Supermarkt wurde ein
provisorisches Gleisdreieck eingerichtet. Der 219 482 setzt in das
Gleisdreieck zum Wenden, während der Plankurs am provisorischen
Bahnsteig zur Fahrt nach Köpenick bereitsteht.
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An der
Regattastraße biegt die Linie 68 in den Wald zum S-Bf Grünau
ab. Im Hintergrund die Bauten vom Regattagelände Grünau.
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Anschließend
ging es auf die Strecke nach Rahnsdorf am Rande Berlins. Auch
wenn es hier an der Endstelle in Rahnsdorf anders aussieht
– eine Doppeltraktion KT4D aus KT4D-mod und Original-Tatra ist
technisch nicht möglich.
Nur etwas mehr als einen Kilometer trennen hier Woltersdorfer und
Berliner Straßenbahn – war in den Nachwendejahren oft die Rede
von einem Lückenschluss und Integration der "kleinen Bahn" in
Woltersdorf in das BVG-Netz, so dürfte die Woltersdorfer
Straßenbahn heute nicht unglücklich darüber sein, dass
sie ohne Integration in das BVG-Netz eine auskömmliche Nische am
Rande Berlins gefunden hat und der Traditionsbetrieb der Bahn zu einem
touristischen Faktor in der Region geworden ist. Der Rahnsdorfer Ast
der BVG dürfte sich spätestens bei erforderlichen
Großinvestitionen wieder in einer Stilllegungsdiskussion
wiederfinden.
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An der Hst
Friedrichshagen Wasserwerk in Sichtweite der Eisenbahnstrecke ein
kurzer Fotohalt. Selbstredend, dass die als Fotomotiv im Hintergrund
gut passende S-Bahn hier wenige Sekunden nach Abfahrt unseres
Sonderzuges vorbeifuhr.
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Die
Christophoruskirche in Friedrichshagen stand prächtig in der
Sonne, was man vom KT4D leider nicht ganz sagen konnte. Die
Oktobersonne wirft halt doch schon zu lange Schatten. Und die
Sonderfahrt, die alle Berliner Postkartenmotive bei passendem
Sonnenstand anfährt, muss erst noch erfunden werden...
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Wassertürme
müssen nicht immer typische Formen haben. Sieht man den Wasserturm
Blockdammweg das erste Mal, denkt man sicher nicht automatisch an
Wasserturm. 219 482 an der Hst Köpenicker Chaussee/Blockdammweg.
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An der Hst
Kosankesiedlung steht der KT4D 219 482 zur Fahrt als Linie 82 zum S-Bf
Ostkreuz bereit.
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Kurz vor dem
Ostkreuz ein letzter Fotohalt mit 219 482 an der Hst Marktstraße.
Nach Plänen des Berliner Senats soll ab 2015 die
Straßenbahn von hier aus – unter Aufgabe der Strecke durch die
Boxhagener Straße – direkt an den im Umbau befindlichen Bf
Ostkreuz angebunden werden und über Sonntagstraße und
Wühlischstraße wieder auf das bestehende
Straßenbahnnetz treffen.
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Wieder am
Betriebshof Niederschönhausen angekommen, konnten wir noch die
große Abstellhalle des Betriebshofes mit den dortigen
Museumsfahrzeugen besuchen. Fahrzeuge aus praktisch allen Generationen
Berliner Straßenbahngeschichte sind hier anzutreffen.
Rechts vorne der TM33 3344, welcher von 1978 bis 1991 auf der
stillgelegten Hochbahnstrecke zwischen Nollendorfplatz und
Bülowstraße verkehrte und die in den beiden Haltestellen
eingerichteten Märkte verband.
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Auch wenn
Deutschland nach Gründung der Bundesrepublik und der DDR 1949
zunächst geteilte Wege ging, sorgte nicht nur der Zeitgeschmack
für gewisse Ähnlichkeiten im
Schienenfahrzeugbau und der übrigen Industrie.
Während die Straßenbahn im Westen Berlins Mitte der 1950er
Jahre zum Auslaufprodukt erklärt wurde und 1967 gänzlich
eingestellt wurde, ist sie im Osten elementarer Bestandteil des
Nahverkehrs geblieben.
Die BVG ließ 1952 bei der Deutschen Waggon- und Maschinenfabriken
GmbH (DWM) in Reinickendorf zwei Erprobungsträger des in Mode
gekommenen Großraumwagens bauen. Den Triebwagen 7000 mit Beiwagen
2000 rüstete AEG aus, den 7001/2001 die Fa. Siemens. Durch den
Wechsel in der Verkehrspolitik des West-Berliner Senats blieben sie
Einzelstücke. Der Zugverband 7000/2000 wird vom DVN mueal erhalten.
Die BVB im Osten Berlins zog nach und ließ 1958 beim VEB
Waggonbau Gotha einen Prototypen des "volkseigenen
Großraumwagens" bauen. Ab 1962 folgten die Serienfahrzeuge,
welche in Berlin bis 1996 im Einsatz blieben. In Niederschönhausen
stehen beide Wagentypen vereint abgestellt.
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Nach einem
höchst interessanten Tag setzt der KT4D 219 482 vorerst letztmals
in die Halle des Depots Niederschönhausen. Kommende Woche
läuft seine Frist ab – bleibt zu wünschen dass die
Tatra-Triebwagen alsbald wieder durch Berlins Straßen fahren
können.
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Nach einer
ambulanten Stärkung ging es wieder gen Hamburg. Vor Abfahrt
blieben im Bahnhof Südkreuz – ich ertappe mich immer noch dabei
Papestraße zu sagen – einige Minuten Zeit, mit aufgedrehten
ISO-Zahlen ebenso ambulante Nachtaufnahmen ohne Stativ zu machen. Ein
481-Dreiviertelzug auf dem Weg zum baustellenbedingten Endziel
Ostkreuz.
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