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März 2010

5. März 2010 – Auch Helfer müssen üben
13. März 2010 – Neue Zeiten in Nürnberg: U-Bahnen ohne Fahrer
14. März 2010 – Wilde Zicke in Naumburg
22. März 2010 – Nachtaktiver Ameisenbär







Sonntag, 14. März 2010 – Wilde Zicke in Naumburg

111 213 in Fürth Hbf

Nach einer Übernachtung in Fürth – wo bei der Hotelsuche im Vergleich zu Nürnberg die Preise um rund 25% niedriger waren – ging es am Vormittag weiter gen Naumburg. Zuvor ergab sich ein Foto einer der nur im bayerischen Raum ansässigen Modus-Garnituren („Modus“ steht für „modulares Umbausystem“ – zunächst als „PUmA“ [PFA Umbau-Konzept mit Aluminiumaufbau] bezeichnet) am Hauptbahnhof.
Die 111 213 hat mit ihrem Zug in Fürth gewendet und steht als RE34608 zur Abfahrt nach Würzburg bereit. Künftig werden hier Coradia-LIREX-Züge der BR 440 eingesetzt werden und die Modus-Wagen ablösen. Ob die Wagen ab 2011 ein neues Einsatzgebiet finden, wird man sehen – die Wagen sind dann bald 15 Jahre umgebaut und ein Umbau nach dieser Zeit durchaus abgeschrieben.
Tw 50

Von Nürnberg aus ging es mit Umstieg in Jena nach Naumburg, wo die Straßenbahn seit 2007 wieder im täglichen Betrieb steht, nachdem die „Wilde Zicke“ genannte Ringbahn 1991 wegen Bauarbeiten vorübergehend stillgelegt wurde und letztlich nicht wieder in Betrieb ging. Nur durch das Engagement Naumburger Straßenbahnfreunde wurde der Betrieb nicht abgewickelt, sondern am Leben erhalten
Ab 1995 war auf einem Teilstück vom Jägerplatz zum Theaterplatz wieder Betrieb möglich, welcher nach und nach auf weitere Abschnitte ausgedehnt wurde. Der Ring konnte nicht wieder geschlossen werden. Triebwagen 50 ist in der Bergstraße talwärts in Richtung Hauptbahnhof unterwegs.
Tw 50

Der Rekowagen 50 wurde im Jahr 2000 aus Jena übernommen, wo der Wagen zuletzt als Tw 132 im Einsatz stand. Die Rekowagen in Naumburg sind die letzten in Deutschland im täglichen Einsatz stehenden Rekowagen – der „etwas härteren Art, Straßenbahn zu fahren“. Die ebenfalls mit Zweiachsern betriebenen Straßenbahnen in Woltersdorf und Bad Schandau setzen ausschließlich Wagen der Bauart „Gotha“ ein. Tw 50 ist der Bahnhofstaße unterwegs und hält kurz an der Hst Wiesenstraße
Tw 50

Ab Herbst 2001 wurde in der Bergstraße ein neues Gleis in Seitenlage angelegt, bis 1991 verlief die eingleisige Trasse der Straßenbahn in Straßenmitte – mit dem nach der Wende sprunghaft angestiegenem Autoverkehr wäre das heute nicht mehr realistisch. Das neue Gleis konnte nach Anpassung der Gleisanlage am Jägerplatz 2004 in Betrieb genommen und der Hauptbahnhof nach 13 Jahren wieder erreicht werden.
Tw 50

Tw 50 am Übergang von Bergstraße zur Jägerstraße in der aktuell stärksten Steigung der Naumburger Straßenbahn.
Tw 50

Die Streckenführung der Naumburger Straßenbahn ist vielfältig. Praktisch ständig in Seitenlage führend geht es entlang von Parkanlagen, Neben- und Hauptstraßen auf 2,5 km durch Naumburg, im oberen Bereich immer am Rand der Altstadt mit ihrer Stadtmauer entlang. Tw 50 hat die Hst Jägerplatz verlassen und fährt vor der Kulisse von zahlreichen Altbauten über die mit Kopfsteinpflaster versehene Poststraße in Richtung Marientor.
Die Straßenbahn ist trotz ihrer knappen Finanzmittel und ungewissen Zukunft nach und nach saniert worden, so dass sich das Streckennetz durchweg in gutem Zustand mit neuer Infrastruktur präsentiert. Die Fahrleitung wurde auf den sanierten Abschnitten überwiegend mit an die alte Bauform angelehnten Neubaumasten ausgerüstet.
Tw 50

Das Stop-Schild gilt zum Glück aktuell nicht für die Naumburger Straßenbahn, welche seit Jahrzehnten immer wieder kurz vor einer Einstellung stand. Zu DDR-Zeiten war ihre Einstellung mehrfach beschlossen, wurde aber nie wirklich umgesetzt. Erst 1991 brachten Straßenbauarbeiten das vorläufige Aus. Der Minister für Landesentwicklung und Verkehr in Sachsen-Anhalt, Karl-Heinz Daehre, hat den Naumburgern zugesagt für die Zeit ab 2011 neue Wege für die Finanzierung des täglichen Betriebes der Straßenbahn zu finden und finanziert für die Übergangsphase den Betrieb bis Jahresende 2010 weiter. Hier Tw 50 in der Poststraße.
Tw 50

Am Marientor liegt der Betriebshof, Betriebsmittelpunkt der Straßenbahn. Bis 1976 führte von hier aus die Straßenbahn auf alter Trasse in die Altstadt, wo nur noch wenige Gleisreste an die Straßenbahn erinnern. Tw 50 erreicht die Zufahrt zum Betriebshof und die Hst Marientor.
Tw 202

1999 wurde der Tw 202 aus Gotha übernommen. Durch den Verzicht auf den vollständigen Wiederaufbau der Ringbahn kann der Tw derzeit nicht sinnvoll eingesetzt werden, da die NTB über keine Schleifen verfügt. So ist der G4 für andere Zeiten abgestellt. Bw 14 (2003 ehemals Jena 151) ist derzeit zur HU abgestellt.
Tw 50

Der Theaterplatz wurde in den vergangenen Monaten großzügig umgestaltet. Derzeit wird ausschließlich das durchgehende Gleis genutzt. In jedem Falle ist der alles andere als billige Umbau der Haltestelle angesichts der noch unsicheren Zukunft des täglichen Betriebes im Halbstundentakt bemerkenswert. Vor rund 10 Jahren waren hier die Gleise im weiteren Verlauf zur Vogelwiese unter einer dicken Asphaltschicht verschwunden und kaum einer glaubte noch, dass an dieser Stelle einmal wieder täglich Gotha- oder Rekowagen im Einsatz stehen würden.
Tw 50

Als nächstes und letztes Etappenziel ist die Verlängerung zum Salztor vorgesehen, wo noch ein vergleichsweise gut erhaltenes Gleis liegt. Dieses wurde vor einigen Monaten als vorbereitende Maßnahme wieder freigelegt, nachdem auch dieser Abschnitt einige Jahre „verschwunden“ war und erst im Zuge des Straßenausbaues wieder zum Vorschein kam. Derzeit fehlen rund 150 Meter zum Streckenanschluss und die gesamte Fahrleitungsanlage. Nach den bisher erfolgten Ausbauten besteht eigentlich kein Zweifel, dass auch diese Hürden in absehbarer Zeit genommen werden. Eine weiterer Wiederaufbau der Ringbahn vom Salztor auf alter Trasse ist aufgrund der Straßenlage nur schwer zu realisieren und nicht vorgesehen.
Tw 50

Tw 50 biegt entlang des Jakobsrings auf die aktuell letztzen betriebenen Meter Strecke an der Hst Vogelwiese ein.
alte Strecke

Im Bereich des Denkmals „Spielende Kinder“ am Wenzelsring fehlen rund 150 Meter Gleis, die im Zuge von Straßensanierungsarbeiten aus- und nicht wieder eingebaut wurden.
Saltzor

Bis hierher soll möglichst bald wieder die Straßenbahn verkehren. Der weitere Trasse der Ringbahn verlief im Straßenplanum der heutigen B87, bis zum Bau einer Naumburger Ortsumgehung wird hier kein Straßenbahnbau möglich sein und ist aktuell entsprechend der Absprachen von Stadt und Straßenbahn Naumburg auch nicht vorgesehen. Das Haltestellenschild weist jedenfalls schon auf die geplante Straßenbahn hin.
Roßbacher Straße

Im Verlauf der Roßbacher Straße sind die Straßenbahngleise 2003 im Zuge von Sanierungsarbeiten am Mausa-Kanal abgebaut worden, obgleich der Straßenbahn zuvor der Erhalt der Trasse zum Erhalt der Option des Wiederaufbaus der vollständigen Ringbahn zugesagt wurde.
stillegelegte Strecke

Ein Blick auf die alte Trasse im Markgrafenweg, wo noch die alte Gleisanlage und einzelne alte Fahrleitungsmasten erhalten sind. Im Hintergrund die südliche Zufahrt der Ringbahn auf den Hauptbahnhof.
Tw 50

Auf der östlichen Seite erreicht die Straßenbahn seit 2004 wieder fast den Bahnhofsvorplatz, direkt auf den Bahnhofsvorplatz zu fahren ist aktuell nicht realistisch. Ob die Straßenbahn eines Tages wieder über den Bahnhofsvorplatz und weiter auf den Markgrafenweg fahren wird?
Tw 50

Ein weiterer Blick zum Hauptbahnhof von der Bahnhofstraße aus. Tw 50 hat die Fahrt zur Vogelwiese angetreten.
Fotos in Google Earth © 2010 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben