Im Osten
Hamburgs
betreibt die AKN neben der Strecke Bergedorf – Geesthacht noch
die
Strecke Hamburg-Billbrook – Glinde, letzter Rest der
Südstormarnschen Kreisbahn. Seit 1952 wird diese Strecke nur noch
im Güterverkehr betrieben, nachdem die einst nach Trittau
weiterführende Strecke am 15. März 1952 stillgelegt und
östlich Glindes abgebaut wurde.
Die
Betriebsleitung
der Verkehrsbetriebe des Kreises Stormarn (VKSt)
mit der Reststrecke zwischen Hamburg-Billbrook und Glinde wurde zum 1.
September 1953 der Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn (BGE)
übertragen. Im
April 1954 wurden beide Gesellschaften zu den
Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH). Zum 1. Januar 1956
übernahm die
Eisenbahngesellschaft Altona – Kaltenkirchen –
Neumünster (AKN) die Betriebsführung von den VHH. Der
Güterverkehr
nach Glinde wird seitdem von Lokomotiven der AKN geleistet.
Nachdem die Bundeswehr ihr Depot in Glinde 2005 aufgab, entfiel der
wichtigste Kunde entlang der Strecke. Die AKN schrieb daher im Herbst
2005 die Strecke aus: "Nachdem
die
Wehrbereichsverwaltung Nord die Vereinbarung über die
Abgeltung der Vorhaltung der Eisenbahninfrastruktur zum 31.12.2005
gekündigt hat, stehen den jährlichen Vorhaltungskosten nur
geringfügige
Einnahmen aus der Trassennutzung gegenüber". (Angesetzt
werden von der AKN jährlich 50.000€ Kosten im Gegensatz zu
1.000€ kalkulierten
Einnahmen – anstehende Investitionen nach AKN-Angaben in den
kommenden fünf Jahren ca. 5 Mio EUR). Im März 2006 war das
Anschlussgleis zum ehem. Bundeswehr-Depot bereits gesperrt.
Nach Ausschreibungsschluss am 10. Februar 2006 standen drei
Bewerber für die Übernahme der Strecke bereit.
Überraschend erklärte die AKN Eisenbahn AG am 20. Juli 2006,
dass die AKN das Stillegungsverfahren aus "verkehrstechnischen
Gründen" nicht weiter verfolge. Das Verfahren wurde daraufhin beim
EBA gestoppt. Derzeit finden ca. zweimal wöchentlich
Anschlussbedienungen
entlang der Strecke statt.
Nachdem
die AKN 2008 ein zweites Mal zur Übernahme ausschrieb, scheint
sich jetzt die Abgabe der Strecke endgültig abzuzeichnen. Am
16.12.2008 hat sich die Kieswerk Glinde Eisenbahninfrastruktur GmbH
gegründet, dieses Unternehmen soll die Strecke dem Vernehmen nach
ab Februar 2009 übernehmen.
Seit einigen Jahren veranstalten die norddeutschen Vereine mit eigenem
Museumsbahnbetrieb auf der Strecke nach Glinde regelmäßig
ein- bis zweimal im Jahr Fahrten mit historischen Zügen von
(Hamburg-Harburg – Billbrook –) Billstedt nach Glinde. Zum
Einsatz kommen in der Regel Wagen der Geesthachter Eisenbahn (GE) und
Wagen der Verkehrsfreunde Lüneburg (AVL), gezogen von
vereinseigenen Lokomotiven. Am April-Betriebswochenende 2006 waren dies
unter Federführung des VVM die Dampflok 350 "Karoline" der GE und
die Lok M13 der AVL, ehemals Lok
120 069 der OHE.
Die
im April 2006 erstmals mit Dampflok bespannten Züge waren trotz
nicht gerade besten Wetters bis auf die letzten Plätze
gefüllt. Bleibt der Bahn zu wünschen, dass noch
möglichst häufig vergleichbare und erfolgreiche Betriebstage
auf dem letzten Rest der Südstormarnschen Kreisbahn gefahren
werden können.
Fotos in GoogleEarth
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Wer
die AKN-Strecke nach Glinde nicht kennt, der denkt
beim Bahnhof Billstedt sicher nicht an verträumte
Kleinbahnromantik, sondern an einen belebten U-Bahnhof mit vier
Bahnsteiggleisen samt großer Abstellanlage und entsprechendem
Busbahnhof.
Der Bahnhof Billstedt der AKN liegt etwas abseits des Stadtteilzentrums
jenseits der B5, die den Stadtteil rechts vom Bild durchschneidet.
Das Bahnhofgebäude ist privat bewohnt. Am 2. April 2006
pulsiert
hier das Leben – die ehemalige Ladestraße dient als Parkplatz
für die zahlreichen Fahrgäste des Zuges.
"Karoline" fährt unter Volldampf nach Glinde aus. Im nächsten
Haltepunkt, Boberg-Havighorst, wird über die Freiwillige Feuerwehr
wieder Wasser genommen.
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Nachdem
"Karoline" in Boberg-Havighorst Wasser genommen hat, geht es weiter in
Richtung Glinde.
Nachdem der Bü Waldweg passiert wurde, nähert sich "Karoline"
einem Feldweg in der Nähe des Glinder Redders.
Der Regen der vergangenen Tage hat deutliche Spuren hinterlassen, der
zuvor noch gefrorene Boden gleicht inzwischen eher einer
Matschwüste mit nicht mehr abgeerntetem Kohl... Es hat sich wieder
leicht zugezogen, vor grauen
Wolken nähert sich der Zug mit eigener "grauer Wolke" Glinde.
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"Karoline"
hat mit ihrem Zug fast den Bahnhof Glinde
erreicht und wird in Kürze die letzte Kurve dorthin befahren.
Unmittelbar vor dem Bü Havighorster Weg verlässt der Zug
einen leicht bewaldeten Einschnitt. Noch immer steht "Karoline" unter
Volldampf, gilt es doch eine leichte Verspätung wieder
aufzuholen.
Links der "Karoline" sind in der Ferne noch Dampfschwaden zu erkennen
– die Strecke macht hier einen großen Bogen nach rechts.
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Reger
Volksauflauf herrschte am 2. April 2006 im Bahnhof Glinde, als hier der
historische Zug Kopf machte und die Lok zur Rückfahrt nach
Billbrook
umlief.
Der Bahnhof glich bei Aufenthalt des Zuges einem geschäftigen
Ameisenhaufen – man musste schon Glück haben, die Lok
halbwegs passend zwischen die Leute zu bekommen.
Im Bahnhof Glinde wurde im März 2006 umfangreich gerodet. Dem
ohnehin regelmäßig anfallenden Holzabtransport brachte dies
zahlreiche zusätzliche Wagenladungen. |
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Hier
verlässt "Karoline" den Bahnhof Glinde
zur Rückfahrt nach Billstedt/Billbrook.
Direkt hinter der letzten Weiche liegt der Bü
Schwarzer Weg. Nicht nur der Zug selbst war voll und fand damit
reges Interesse – sondern auch entlang der Strecke wurden Anwohner
aufmerksam und begaben sich zur Bahn und fuhren zum Teil spontan eine
Runde mit.
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Hier
passiert
"Karoline" den Feldwegübergang beim Glinder Redder auf rascher
Bergfahrt auf dem Weg nach Billstedt. Zwei zufällig vorbeikommende
Spaziergänger schauen den Fahrgästen zu.
Obwohl die Ortschaften Havighorst und Glinde im direkten Einzugsgebiet
Hamburgs liegen, wird für die Eisenbahn seitens der
Kommunalpolitik nach wie vor kein Bedarf gesehen. An dieser Stelle
erinnert in der Tat auch nichts an die Lage direkt vor den Toren
Hamburgs.
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Nach
kurzem Aufenthalt im Bf Billstedt macht sich
"Karoline" auf die Weiterfahrt nach Billbrook. Dort führt diese
Fahrt
weiter nach Hamburg-Harburg,
wo in den dortigen, zentralen, DB-Bahnhof eingefahren
wird.
Die Fahrt nach Harburg führt über Tiefstack, Rothenburgsort
und den Oberhafen. Diesen Abschnitt bespannt AVL-Lok M13.
Inzwischen regnet es stärker, was den Zylinderabdampf umso
deutlicher erscheinen lässt.
Links der Billstedter Bahnstieg, er führt zum
Bahnhofsgebäude der Südstormarnschen Kreisbahn.
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Im
April 2004 wurde der Bundeswehranschluss noch
betrieben, mehrmals die Woche kamen zum Teil recht lange Züge
auf die Strecke.
Hier rangiert die V2.017 im Bf Glinde wieder aus dem Anschluss heraus
und wird sich umgehend an den
bereitstehenden Güterzug setzen. Die Abfahrt erfolgte so schnell,
daß ich nicht mehr an das andere
Ende des Bahnhofs kommen konnte.
Während vorne der Gleisanschluss zu den
Jurid-Werken (früher Kurbelwellenwerk) abzweigt, ging es am
ehemaligen Bahnhofgebäude weiter in Richtung Trittau – bis
2005 war im Hintergrund das Bundeswehr-Depot Glinde ansässig.
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