|
|
Die Berliner
U-Bahn kann 2012 auf 110 Jahre Geschichte zurückblicken. In den
110 Jahren sind zahlreiche Bauarten an Fahrzeugen gekommen und
gegangen. Es konnten zwar nicht von allen Bauarten Fahrzeuge erhalten
werden, dennoch ist ein umfangreicher Bestand von über 30
historischen Fahrzeugen der Nachwelt erhalten geblieben, welche im
Eigentum der BVG stehen und von der AG Berliner U-Bahn e.V. betreut
werden. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Fahrzeuge betriebs- oder
funktionsfähig. Ein zentrales Museum bzw. Fahrzeugdepot für
die historischen Fahrzeuge ist nicht vorhanden, die Fahrzeuge an
verschiedenen Stellen im Netz abgestellt. Zu besonderen Anlässen
kommen die historischen Fahrzeuge zum Einsatz oder werden ausgestellt.
Im Jahr 2002 feierte die BVG das 100-jährige Bestehen der Berliner
Hoch- und Untergrundbahn. Neben Sonderfahrten und einer Fahrzeugparade
im Kleinprofilnetz wurde am 25. August 2002 in der U-Bahnwerkstatt
Friedrichsfelde ein Tag der offenen Tür veranstaltet. Aus diesem
Anlass kam ein Großteil der historischen Fahrzeuge der U-Bahn in
die Großprofilwerkstatt.
|
|
Die
Fahrzeuge wurden durchweg fotogen aufgestellt und nach den Baujahren
sortiert. Von links zweimal A1, je einmal A2, B1, B2 und C2. Zum
Aufnahmezeitpunkt war der zweite A1-Zug, der A2 und der B2-Zug
fahrbereit. Die "Tunneleule" vom Typ B1 ist leider nicht
betriebsfähig, eine betriebsfähige Aufarbeitung war zwar
bisher immer wieder mal im Gespräch – jedoch ist die Realisierung
dieses Projekts immer wieder eingeschlafen. Der C2-Zug – hier Tw 588 an
der Spitze – wurde bis 2008 betriebsfähig hergerichtet und
löste zunächst den B2-Zug (hier
Tw 113 an der Spitze) ab, welcher bis 2012 einer Überholung
unterzogen wurde.
|
|
Lediglich
der EIII/4 1816/17 zeigte dem Fotografen die kalte Schulter – im
Hintergrund neben dem 1816/17 der Prototyp der Bauart D, der D57
2000/01. Der Zug erhielt zum 100-jährigen Jubiläum eine
umfangreiche Aufarbeitung im äußerlichen
Auslieferungszustand.
|
|
Umfangreich
ist der Bestand an historischen Kleinprofilwagen, von der Bauart A1
sind insgesamt acht Fahrzeuge museal erhalten. Links der Tw 86, die
Keimzelle der heutigen AG U-Bahn e.V.. Mit diesem Fahrzeug begann 1975
in der DDR die historische Erhaltung von Kleinprofilwagen.
Die BVG erhielt im Westen Berlins je einen Zug der Bauarten A1 und A2
fahrtüchtig. Mit der Vereinigung von BVB und BVG wurden die
historischen Fahrzeuge in Ost und West "bereinigt" und diverse
Fahrzeuge – meist (aber nicht immer)
mehrfach vorhandene Typen – aufgegeben und verkauft bzw. nach Ausbau
brauchbarer Teile verschrottet. Rechts im Bild sind noch ausgemusterte
Arbeitsfahrzeuge der Bauart AII zu erkennen, welche an einen Sammler
verkauft worden waren – der die umfangreiche Sammlung in
Althüttendorf aber nicht erhalten konnte.
|
|
Der
älteste von der AG-U erhaltene U-Bahnwagen ist der Wagen 86 von
1908, er gehört zur 8. Lieferung und wurde in Hamburg bei den
Fahrzeugwerkstätten Falkenried gebaut. Seit 1970 diente der Wagen
als Lagerraum, wird seit 1975 von der AG-U gepflegt und seit den 1990er
Jahren schrittweise in den Originalzustand zurückversetzt.
Fernziel ist die betriebsfähige Aufarbeitung des Wagens, wobei auf
dem Weg dorthin noch viel zu tun bleibt.
|
|
Der Tw 212
wurde 2001 in den originalen Berliner Hoch- und Untergrundbahnfarben
lackiert, wobei das Fahrzeug zwischen 2002 und 2008 auch wieder die
Inneneinrichtung der 2. und 3. Wagenklasse erhielt. Die 3. Klasse
verfügt über Holzbänke, während die 2. Klasse
Ledersitze besitzt, welche später zum Standard wurden. Der
Triebwagen 212 diente seit 1961 als Überführungswagen
(zuletzt unter der Wagennummer 710 006) und wurde 1990 zum historischen
Fahrzeug, nach Vollendung der Restaurierung wurde das Fahrzeug 2009 in
Betrieb genommen.
|
|
Profile des
Großprofils... Vom neuesten Großprofiltyp, dem H-Zug,
über den EIII zum ersten Nachkriegsneubaufahrzeug der BVG – dem
Prototypen der Bauart D. Während der 2000/01 betriebsbereit ist,
ist der EIII/4 1816/17 seit 1994 abgestellt und wartet seitdem auf eine
Herrichtung als historisches Fahrzeug. Kurzzeitig sah es nach einer
Restaurierung des EIII/4-Zuges aus, der 1816/17 wurde nach Hennigsdorf
überführt. Seitdem ist der Zug dort abgestellt, es steht zu
befürchten, dass sich das Projekt zerschlagen hat – mit
entsprechenden Folgen für das Fahrzeug.
|
|
Betriebsbereit
ist dagegen der modernere Nachfolger des EIII/4, der EIII/5. Die beiden
als historischer Zug erhaltenen EIII/5 1914/15 und 1916/17 wurden 1986
für die BVB aus S-Bahnwagen der BR 275 umgebaut. Die Fahrzeuge
wurden noch 1993 umfangreich an die Anforderungen der BOStrab
angepasst, aber aufgrund von Einsparungen bei der BVG wurden auch die
jetzt als EIII/5U bezeichneten Züge zusammen mit allen weiteren
EIII bis zum Sommer 1994 abgestellt.
Zum Tag der offenen Tür in Friedrichsfelde verkehrte der EIII/5U
zwischen Frankfurter Allee und der Werkstatt Friedrichsfelde als
Zubringer und fährt hier aus Tierpark kommend in das
Werkstattgelände ein.
|
|
Reger
Besucherverkehr herrschte bei Ankunft des EIII-Zuges. Im Hintergrund
die Fahrzeugausstellung.
|
|
Zunächst
für das Deutsche Technikmuseum vorgesehen, stand der EIII/4
1880/81 lange Jahre in Friedrichsfelde abgestellt und wurde als
Lagerraum genutzt. Inzwischen wurde das Fahrzeug als Ersatzteilspender
ausgeschlachtet und zerlegt.
|
|
Auf dem
Prüfgleis der Werkstatt Friedrichsfelde konnten sich Wagemutige am
Fahren einer U-Bahn versuchen. Groß war der Andrang und lang die
Schlange – die Karten für das Selbstfahren gab es im
Hilfsgerätezug 4016/17. Der Hilfsgerätezug wurde nach
Fertigstellung des ersten U55-Abschnittes ab 2006 im dortigen
Inselbetrieb stationiert.
|
|
Der zur
Erprobung für die Züge der Bauart H mit einem
Wagenübergang versehene F84 2770/71 wurde auf dem Prüfgleis
von den interessierten Besuchern unter Anleitung eines BVG-Fahrlehrers
gefahren.
Ab 2006 kam der Zug zur Abnahme der U55-Neubaustrecke zwischen
Hauptbahnhof und Brandenburger Tor zum Einsatz, ohne dass eine
Eröffnung stattfand – die BVG wollte die Strecke nach einigem Hin
und Her aus wirtschaftlichen Gründen nicht betreiben. Erst auf
Druck der Bundesregierung, welche ohne Fahrgastbetrieb die
Fördermittel für die U55 zurückzufordern drohte,
wurde im August 2009 die U55 eröffnet – der F84 2770/71 kommt hier
aber nicht mehr zum Einsatz.
|
|
Ausgestellt
wurden nicht nur die historischen Fahrzeuge, sondern auch der damalige
Stolz der BVG, der Hk-Zug. 2001 waren vier Prototypen der neuen
Kleinprofilbauart geliefert worden. Tw 1002 steht als Blickfang am
Eingang der Ausstellungsfläche.
|
|
|
In den
letzten Zügen lag das Projekt "Star". Die BVG führte von 1996
bis 2002 einen Betriebsversuch zum automatischen Fahrbetrieb durch und
installierte eine Referenzstrecke zwischen Friedrichsfelde und
Biesdorf-Süd. Im Zuge des Jubiläums wurden Fahrten mit dem
von Adtranz ausgestatteten H-Zug 5002 und eine Besichtigung der
Star2000-Leitstelle in Biesdorf-Süd angeboten. Hier fährt der
Zug 5002 zu Demonstrationszwecken in den Bhf Biesdorf-Süd ein.
Kurze Zeit später wurde das Projekt zum Abschluss gebracht – der
Nachweis, dass ein automatischer Fahrbetrieb sicher und wirtschaftlich
ist, wurde mit Star2000 erbracht. Allerdings wurde dabei festgestellt,
dass die Einrichtung eines automatischen Betriebes nur wirtschaftlich
ist, wenn eine Strecke neu gebaut wird. Da der Bau der U5-Neubaustrecke
damals vom Berliner Senat gestoppt wurde, gab es bei der BVG kein
Einsatzgebiet mehr – die Anlagen wurden in der Folge zurückgebaut.
Der inzwischen aus politischen Gründen wieder aufgenommene Bau der
U5 wird als konventionell ausgerüstete U-Bahn ausgeführt.
|
|
|
Der von der
BVG erhaltene A2-Zug wurde 1998 in der alten Form
letztmals eingesetzt und abgestellt. Die Beiwagen wurden nach einer
Anpassung zwischen zwei im Originalzustand erhaltene AII-Triebwagen der
ehem. BVB
gekuppelt. Der A2U-Triebwagen 425 wurde verschrottet, während der
A2U 390 in der Wagenhalle an der Warschauer Brücke hinterstellt
wurde. Die AII-Triebwagen 377 und 404 der früheren BVB wurden
zusammen mit den beiden Beiwagen zum 100-jährigen Jubiläum
der Berliner U-Bahn aufgearbeitet und standen seitdem für
Sonderfahrten zur Verfügung. Seit 2010 zählen die Fahrzeuge
jedoch nicht mehr zum betriebsfähigen Bestand und sind derzeit
abgestellt.
Am 15. September 2002 kam der A2-Zug aus Anlass des Jubiläums auf
der Strecke nach Krumme Lanke zum Einsatz. Hier setzt der Zug morgens
im Bhf Olympiastadion ein.
|
|
Im September
werden die Schatten wieder länger, hier fährt der A2-Zug mit
Tw 377 an der Spitze in den Bhf Krumme Lanke ein. Die beiden
Innengleise der Wagenhalle Krumme Lanke wurden im September 2002 noch
genutzt, drei Jahre später – im September 2005 – wurde die
Wagenhalle gesperrt.
|
|
|