Von 1986 bis 1993
befand sich der Triebwagenzug 425 120/420 zusammen mit dem Mittelwagen
825 020 im Eigentum
einer kleinen Schweizer Privatbahn, der 1899 eröffneten und seit
1943 elektrisch betriebenen, 4,1 Kilometer langen
Oensingen-Balsthal-Bahn (OeBB). Dort kam der Zug bevorzugt im
Schülerverkehr zum Einsatz, ehe er 1993 abgestellt
wurde.
Die Oensingen-Balsthal-Bahn ist eine für unsere, deutschen
Verhältnisse absolut urige Privatbahn, die es wohl hierzulande
längst nicht mehr gäbe – und wenn, dann sicher nicht
auf diese Art und Weise. Wobei auch in der Schweiz diese Bahn immer
wieder als Stillegungskandidat gehandelt wurde.
Neben dem heutigen, dichten und von RBe540 bestrittenen Fahrplanangebot verfügt die OeBB
über eine ansehnliche Anzahl an historischen Fahrzeugen, die
durchweg von der SBB stammen. Der "Hauptbahnhof" der OeBB, der Bf
Balsthal, gleicht (zumindest 1992 bei meinem Besuch dort) eher
einem Eisenbahnmuseum, als einem modernen Bahnbetrieb.
Aber mich reizte 1992 eigentlich nicht dieser Betrieb – als Hamburger
habe ich
recht wenig Bezug zu Schweizer Fahrzeugen, sondern der 1985 von der
Deutschen Bundesbahn an die OeBB verkaufte Triebzug der BR 425, einer
im gleichen Jahr bei der DB vollständig ausgemusterten Baureihe.
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Dieser Triebzug wurde von der OeBB
hauptsächlich wegen seiner sehr guten Fristen ausgewählt, war
es doch eines der letzten (oder der letzte?) hauptuntersuchten
Züge der BR 425. Der Zug hatte bei dieser HU auch eine
vollständige Neulackierung im alten DB-Rot erhalten.
Hier steht er im Januar 1992 – zu Zeiten meines letzten
TramperMonatsTickets – im Bf Balsthal abgestellt. Der morgendliche
Schülerzug war für mich nicht erreichbar, da ich in Freiburg
übernachtete. So blieb mir zunächst nur diese Standaufnahme
des Zuges.
Die 1. Klasse gab es bei der OeBB nicht, aber aus im weiteren Verlauf
genannten Gründen war sie auch 1992 noch vorhanden.
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Die
Schweizer, sehr pingelig in Fragen der
Fahrzeuglackierung, brachten am Fahrzeug keine neue
Fahrzeugnummer an und beließen alle Anschriften so, wie sie
bei der Deutschen Bundesbahn vorhanden waren – selbst "Bw
Tübingen" und "AW Stuttgart-Bad Cannstatt" als Heimatdienstellen
blieben so erhalten.
Man wollte einfach keine störenden Farbausbesserungen auf dem
Anstrich. So blieb als einzige Anpassung die Überklebung des
DB-Logos mit einem OeBB-Logo, was damals aber auf keinen anderen
Fahrzeugen vorhanden war. |
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Nachdem ich an meinem eigentlich als einzig
geplanten
Besuchstag dort mit den Mitarbeitern ins Gespräch kam und
erzählte warum ich dort bin, erzählte ein Mitarbeiter "Ja
morgen, da fährt der Zug den Mittagsumlauf, weil beim 201
ein Sitzpolster aufgeschnitten ist, welches durch die Werkstatt ersetzt
werden muss!".
Das stelle man sich hierzulande vor, ein Sitzpolster ist kaputt und
dafür wird extra statt eines kleinen Vierachsers ein großer
dreiteiliger Triebzug eingesetzt – welcher zudem extra mit Schaffner
besetzt werden muss, weil der 425 nicht im Einmannbetrieb gefahren
werden darf!
Zudem war im Bf Oensingen der Zug zu lang für den Bahnsteig der
OeBB, so dass er mit einer außerplanmäßigen
Kurzwende sofort zurückfahren musste, um einen Bahnübergang
im Bahnhofsbereich nicht unnötig zu blockieren.
Nun – mir sollte es recht sein, so bin ich den kommenden Tag wieder in
die Schweiz gefahren und habe den Mittagszug fotografiert, welcher
tatsächlich als 425 kam!
Hier hat der Zug soeben den Hp Thalbrücke verlassen. Ein Bild von
der Rückfahrt habe ich nicht, da ich zu Fuß nach Klus
gelaufen bin, um wenigstens einmal mit einem "echten" 425 gefahren zu
sein.
Ein längeres Stück im ET25 fahren konnte ich erst 14 Jahre
später im gleichen Zug, als dieser längst nach Deutschland
"heimgekehrt" war und von der SVG Stuttgart betriebsfähig gehalten
wird.
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Nachdem
ich den
Zug in Klus mit hängender Zunge erreicht hatte, stand der Fahrt im
425 nichts mehr im Wege. Auch wenn auf der OeBB kein wirkliches Tempo
erreicht wird, das typische Fahrgeräusch der Vorkriegstriebwagen
war dennoch zu vernehmen.
Nach Ankunft in Balsthal setzte der Triebwagen umgehend weg, hier der
Bahnhofsteil am Streckenende.
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Während im Regelfall der Be 2/4 201 den
Betrieb
abwickelte, standen für Starklastzeiten die beiden Mehrteiler zur
Verfügung.
Alle drei Triebwagen sind bei der OeBB nicht mehr
heimisch: Der Be 2/4 201 diente zu Jahresbeginn 2006 in Klus als
Feuerwehrübungsobjekt
in keinem allzu passablen Zustand mehr, der ABDe 4/8 245 wurde in 2005
als verschrottet gemeldet.
Der 425 120 kam 1993 zur FzS/SVG nach Stuttgart, die ihn bis Mai 1998
mit Hilfe der Fa. Adtranz einer HU unterzog und seither
im Sonderverkehr einsetzt.
Von März bis Mai 2006 wurde in Tschechien eine erneute HU
durchgeführt.
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