Am 12. Juni
2005 beging der Verein, welcher das Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm
in Dänemark betreibt, sein 40-jähriges Bestehen. Aus diesem
Anlass wurde am 11. und 12. Juni 2005 auf dem Gelände des
Straßenbahnmuseums Skjoldenæsholm
ein großer Jubiläumsbetrieb gefahren, bei dem praktisch alle
betriebsbereiten Straßenbahnfahrzeuge zum Einsatz kamen.
Der Sonntag stand im Zeichen der zahlreichen ausländischen
Straßenbahnfahrzeuge – zu denen auch die beiden Hamburger
Triebwagen V6E 3657 und PCC 3060 gehören. Während der V6E
eine Leihgabe des Museums für Hamburgische Geschichte ist,
gehört der PCC 3060 zum Straßenbahnmuseum des VVM am
Schönberger Strand – er ist in Skjoldenæsholm seit 1999
als Leihgabe im
Einsatz.
Im August 2005 erhielt das Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm
aus Wehmingen vom dortigen Straßenbahnmuseum den V7BE 4384.
Dieser Beiwagen war in Wehmingen seit Jahrzehnten abgestellt –
durch den Wagenkasten aus Aluminium halten sich die
Korrosionsschäden glücklicherweise sehr in Grenzen. Dieser
Wagen wird in Skjoldenæsholm in den
kommenden Jahren für den V6E 3657 betriebsbereit restauriert.
Seit 1978 wird das Straßenbahnmuseum
Skjoldenæsholm
in der Nähe von Roskilde
auf Seeland betrieben. Von Hamburg aus ist es über die
Vogelfluglinie bequem
zu erreichen, alternativ auch via Flensburg.
Nach einigen weiteren Autobahnkilometern geht es in Höhe Jystrup
nach links
in verträumte Gegend, ehe das Straßenbahnmuseum
Skjoldenæsholm erreicht wird.
Vom Parkplatz zum eigentlichen Museumsgelände führt eine
meterspurige Straßenbahnstrecke – im Eintrittspreis von
umgerechnet 10 EUR ist die ganztägige Benutzung aller Züge
inbegriffen.
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Die
zentrale Haltestelle liegt mitten im Museumsgelände zwischen zwei
umfangreichen Hallen. In der im Bild rechten Halle sind die
restaurierten und meist betriebsfähigen Fahrzeuge untergebracht.
Hier steht der V6E 3657 zusammen mit dem Malmöer Triebwagen 74 von
1946 zur Abfahrt bereit. Der Triebwagen 74 ist bereits seit 1977 im
Straßenbahnmuseum daheim. |
Der
Innenraum des V6E 3657 ist im letzten Einsatzzustand verblieben –
selbst die Hinweise des HVV auf die Umstellung der Linie 2 auf
Busbetrieb sind noch im Triebwagen erhalten.
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Ein reger
Fahrgastwechsel findet in der Endstation Eilers EG der Museumsstrecke
statt.
Neben der Möglichkeit von ausgiebigen Wanderungen kann man sich
hier stärken – in der Schleife ist ein aus Rostock
stammender Beiwagen der Bauart Gotha als Café aufgestellt. |
Der
V6E 3657 hat zum Einstieg vorgezogen und wartet auf Fahrgäste. Der
Betrieb wird am Jubiläumstag im 5-Minutentakt abgewickelt.
Der V6E fuhr an diesem Tag alle 40 Minuten, er teilte sich den Betrieb
mit sieben anderen Triebwagen. |
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An
der Haltestelle Flemmingsminde steht hier der V6E zur Abfahrt bereit.
Der V6E 3657 ist mit Flaggen festlich geschmückt.
Der Tag ließ zunächst alles andere als trockenes Wetter
erwarten – teilweise schüttete es sehr ergiebig. Erst kurz
vor Beginn der Fahrten hörte der Regen auf.
Da das Dach des V6E 3657 nicht absolut regendicht ist, hätte
anhaltender Regen einen Betrieb des Wagens unmöglich gemacht
– die Anreise aus Hamburg für die derzeit einzige
betriebsfähige Hamburger Straßenbahn der Nachkriegszeit
hätte sich aber angesichts des herrlichen Museums dennoch gelohnt! |
An
der Haltestelle Tobaksmarken endet der zweigleisige Streckenabschnitt.
Der V6E 3657 verlässt die eingleisige Strecke auf dem Weg nach
"Horner
Rennbahn". |
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An
der Haltestelle Tobaksmarken fährt der 1929
für Den Haag gebaute Triebwagen 824 an.
Der Tw 824 kam 2002 aus Amsterdam nach Skjoldenæsholm und ist
unübersehbar mit niederländischen Flaggen geschmückt. |
Neben
dem V6E 3657 ist noch ein weiterer, aus Hamburg stammender Triebwagen
in Skjoldenæsholm eingesetzt: Der Triebwagen 3060.
Der 3060 wurde 1951 von La Brugeoise/ACEC in Belgien für die
Hamburger
Hochbahn AG als Erprobungsfahrzeug hergestellt.
Bedingt durch seinen langen Achsstand von 6,7 Metern – 1,5 Meter
länger als bei V6 und V7 – konnte der nach dem
amerikanischen PCC-Prinzip gebaute Triebwagen nur auf wenigen
Straßenbahnstrecken eingesetzt werden, die Linie 8 war seine
Stammstrecke.
Im Jahre 1958 kam der 3060 testweise drei Wochen in Kopenhagen zum
Einsatz, danach ging der Triebwagen bis 1994 nach Brüssel.
Der Triebwagen 3060 kommt derzeit im angenäherten Einsatzzustand
1958
zum Einsatz. |
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Wie
1994 in Brüssel sah es im Juni 2005 im Innenraum des 3060 aus, als
der
Triebwagen unermüdlich seine
fußgesteuerten Runden drehte.
Die Beschriftung aus Brüssel ist im Innenraum vollständig
erhalten
geblieben.
Leider wurde dem Triebwagen bisher keine Trolley-Stange montiert,
welche der Triebwagen 3060 auch beim Einsatz in Kopenhagen besaß.
Das PCC-Prinzip konnte sich in Deutschland nur in der DDR
durchsetzen, die Tatra-Wagen waren nach diesem Prinzip
aufgebaut.
In Westdeutschland wurde nur der Hamburger U-Bahntyp DT2 mit einer
PCC-basierten Fahrzeugtechnik ausgestattet. |
Das
Museum verfügt auf dem zentralen Platz über recht verwinkelte
Gleisanlagen, denn hier kreuzt auch die Meterspurlinie zum Haupteingang
des Museums.
Der V6E 3657 hat seine Fahrgäste entlassen und durchfährt die
Schleife, um sich anschließend in die Reihe der zur Abfahrt
bereitstehenden Triebwagen einzureihen. |
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Vor
der Werkstatthalle im Straßenbahnmuseum stehen hier zwei
völlig unterschiedliche Fahrzeuge aus Ost und West abgestellt.
Im Vordergrund steht der Rostocker Triebwagen 797 abgestellt. Dieser
Triebwagen dieht zu betriebsinternen Zwecken, er holt den
Café-Beiwagen 924 der Bauart "Gotha" nach Betriebsschluss aus
der Waldschleife ab und bringt den Wagen zu Museumsöffnung dort
wieder hin. Im Fahrgastverkehr wird der Wagen nicht eingesetzt.
Der Düsseldorfer Gelenktriebwagen 2410 vom Typ GT6 soll
künftig als Ersatzteilspender für die aus Alexandria
zurückgeholten Wagen bzw. für den Musterwagen 2412 dienen
– der Wagen war im Juni 2005 noch eingeschränkt
betriebsbereit. |
In
der großen Betriebswerkstatt des Straßenbahnmuseums
können alle Arten der Fahrzeuginstandhaltung und -restauration
durchgeführt werden.
Links im Bild zu sehen der Triebwagen 22 aus Kobenhagen, welcher
inzwischen 106 Jahre alt ist – der Triebwagen wurde 1900 in
Dienst gestellt.
Bei der Restauration erhielt der Triebwagen sein längst
abgerissenes Oberdeck zurück und wird wieder als
Doppelstockstraßenbahn eingesetzt.
Ende 2005 wurde nach Aufachsung eine Probefahrt durchgeführt, ob
der Triebwagen unter einer auf der Strecke vorhandenen Brücke
hindurch passt. Welch Frage...
Wohl jedes deutsche Straßenbahnmuseum schaut angesichts dieser
Ausstattung neidisch nach Dänemark. |
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Blick
vom Hallentor auf die Werkstatthalle mit den dort abgestellten, teils
in Restauration befindlichen Fahrzeugen. |
In
einem abgetrennten Werkstattbereich können umfangreiche
Karosseriearbeiten durchgeführt werden.
Im Juni 2001 konnten zwei ex-Kopenhagener DUEWAG-Triebwagen aus
Alexandria nach Skjoldenæsholm geholt werden, nachdem diese dort
fast 30 Jahre im Einsatz waren.
Die Jahre haben an den Fahrzeugen Spuren hinterlassen. Zuletzt waren
die Fahrzeuge in einem Zustand im Einsatz, welcher hierzulande
undenkbar ist.
Entsprechend mühselig ist die Restauration des Triebwagens 890. In
der Restauration sollen Spuren des Einsatzes in Ägypten erhalten
bleiben und an die Herkunft des Wagens erinnern.
Der 815 bleibt im letzten Einsatzzustand Alexandrias erhalten. |
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Großzügig
ist die Ausstellungshalle ausgeführt, in welcher alle
betriebsfähigen und/oder restaurierten Fahrzeuge Platz finden.
Rechts im Bild der Kopenhagener Eigenbau 701 von 1949 sowie der
Triebwagen 12 aus Odense von 1913 mit Lyra-Bügel. |
Neben
dem PCC 3060 kam 1958 auch ein von DUEWAG gebauter, sechsachsiger
Gelenktriebwagen in Kopenhagen zum Probeeinsatz – der
Triebwagen 2412 der Rheinbahn in Düsseldorf.
Kopenhagen beschaffte ab 1960 eine größere Serie von GT6,
welche dort bis zur Einstellung des dortigen Straßenbahnbetriebes
1972 im Einsatz blieben.
Nach Ausmusterung des Triebwagens 2412 in Düsseldorf kam der
Triebwagen als Pendant zum Hamburger Probewagen 3060 als Museumswagen
nach Skjoldenæsholm und präsentiert sich hier im
Originalanstrich mit Trolleystange -– für DUEWAG-Wagen ein
höchst ungewöhnliches Bild. |
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