Der
Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. hat seit 1975 mit
dem
Aufbau eines Nahverkehrsmuseums am Schönberger Strand an der
Ostsee begonnen. Ein Nahverkehrsmuseum in Hamburg selbst ließ
sich trotz
vieler Bemühungen leider
nicht realisieren und so mussten die bei der Hochbahn und in
Zusammenarbeit mit ihr erhaltenen historischen Hamburger
Straßenbahnwagen bis 1975 aus dem Betriebshof Bahrenfeld
ausziehen, in welchem sie zuvor untergestellt werden konnten.
Da 1975 am neuen VVM-Domizil am Schönberger Strand
naturgemäß keinerlei Straßenbahninfrastruktur
vorhanden war, wurden die ab 1977 dort nach und nach eintreffenden
Straßenbahnwagen zunächst auf Gleis 1 im Bahnhof
Schönberger Strand abgestellt – die Reihe wurde
allmählich immer länger und der Zustand der Wagen schlechter.
In der Gewissheit, dass dieses für Wagen und Tourismus kein
Dauerzustand sein konnte – nicht nur die salzhaltige
Meeresluft tat den Wagen alles andere als gut – wurden in den
1980er Jahren zahlreiche Wagen in eine Wagenhalle in der Umgebung
verbracht, wo die Wagen zunächst untergestellt waren.
Seit 1988 konnte schrittweise eine eigene
Straßenbahndemonstrationsanlage aufgebaut werden, auf der nun
alle Straßenbahnen Platz finden. Der Fahrbetrieb auf dieser
Anlage konnte im August 1993 aufgenommen werden – zunächst
mit in einem Anhänger mitgeführten Akkumulatoren. Ab 1995
wurde eine umfangreiche Fahrleitungsanlage aufgebaut, welche seit
2002 ein eigenes Umspannwerk und damit Landesversorgung hat. Ab
1997 entstand eine Wagenhalle für Eisenbahn und Straßenbahn,
welche von Jahr zu Jahr weiter vervollständigt wird.
Nachdem die ersten Jahre der Hamburger Triebwagen V6E 3644 und der
Hannoveraner Triebwagen 202 zum Einsatz kamen, konnte der nutzbare
Wagenpark seither regelmäßig erweitert werden,
fahrfähig sind inzwischen fast alle Wagen. Eine Zulassung für
den Personenverkehr haben derzeit (Sommer 2006): Wagen 202 aus
Hannover, 241 aus Kiel (1.100mm Spurweite), Z1 656 aus Hamburg und seit
September 2005 der V2 3006, ebenfalls aus Hamburg. Der V6E 3644 musste
vor einigen Jahren mit erheblichen Korrosionsschäden leider wieder
außer Betrieb gesetzt werden.
Bei besonderen Veranstaltungen werden soweit möglich auch die
für den Personenverkehr nicht zugelassenen Wagen aus der Halle
gefahren und vorgeführt. Konnte im August 2004 der Hamburger V7E
3361 erstmals wieder fahrfähig dem Publikum vorgeführt
werden, wurden 2006 zum alljährlichen "Tag der Straßenbahn"
erstmals der Hamburger Fahrschulwagen V6 3999 zusammen mit dem wieder
als 1415 bezeichneten V6B 4683 sowie der Berliner Triebwagen vom Typ
TM36, der Wagen 3495 im Betrieb vorgeführt.
Diese drei Wagen zeigten, dass das Straßenbahnmuseum ein durchweg
lebendiges Museum ist und die Restaurierung der Wagen machbar ist.
Letztlich ist der Kampf gegen den Zahn der Zeit in erster Linie eine
Frage der "Manpower". Welcher Verein hat schon genügend zupackende
Arbeitskräfte... Hoffen wir, dass auch diese Wagen eines Tages
wieder für den Personenverkehr zugelassen am Schönberger
Strand Straßenbahngeschichte lebendig zeigen können.
Die folgenden Bilder zeigen einige Eindrücke vom "Tag der
Straßenbahn" am 19. August 2006 und der um 16 Uhr
durchgeführten Parade aller derzeit fahrfähiger Wagen.
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Reger
Betrieb herrschte am Mittag des 19. August 2006 am Museumsbahnhof
Schönberger Strand. Nicht nur während des Aufenthaltes des
Bäderzuges nahm der Zustrom an Fahrgästen für die
Straßenbahn kaum ein Ende.
Hier steht im Vordergrund der Kieler DUEWAG-Großraumwagen 241 auf
den Schmalspurgleisen der Demonstrationsanlage abgestellt, während
der Hamburger V2-Triebwagen 3006 bereits Fahrgäste aufnimmt.
Die Hamburger Wagen werden allesamt mit Rollenstromabnehmer betrieben,
während die Kieler und Hannoveraner Wagen mit
Bügelstromabnehmer betrieben werden. Entsprechend sind fast
durchgängig zwei Fahrdrähte verlegt. |
Die
Nordkurve am Museumsbahnhof Schönberger Strand erreicht hier der
V2
3006.
In den beiden Schleifen sind jeweils zeitgenössische
"Stadtmöbel" aufgestellt – hier eine alte Uhr mit
Werbetafeln.
Nach rechts war zeitweise eine Erweiterung der Straßenbahnanlage
geplant – inzwischen ist das fragliche Gelände bebaut und steht
nicht mehr zur Verfügung. |
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Reger
Betrieb herrscht auf dieser Aufnahme am "Depot".
Während der Kieler DUEWAG-Wagen 241 auf seinem Stammgleis steht,
hat sich der ebenfalls aus Kiel stammende Arbeitswagen 354 dazugesellt.
Im Hintergrund steht in der Wagenhalle der Hannoveraner
Triebwagen 202. |
Der
V2
3006 hat seine Fahrt soeben aufgenommen und fährt zunächst
durch die Nordschleife – vorbei an einer alten, restaurierten
Telefonzelle, welche allerdings moderne Telekommunikation enthält
– ein
Kartentelefon...
Insgesamt 15 Wagen vom Typ V2 wurden 1950 von der bisherigen Bauform
als
Zweirichtungswagen zu Einrichtungswagen umgebaut und erhielten dabei
auch eine neue, verlängerte Vorderplattform mit Schiebetür in
Fahrtrichtung rechts. Die links liegenden Türen wurden
verschlossen, wie auf diesem Foto auch gut erkennbar.
Die hintere Plattform blieb unverändert, wie auf diesem
Foto gut erkennbar. |
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In der
Südschleife wurde eine alte Hamburger Wartehalle aufgestellt.
Triebwagen 3006 steht hier einige Minuten, während das
Triebwagenpersonal aus Fahrer und Schaffner dem Publikum Interessantes
zu Zug und Anlage erzählt. |
Kurz
vor 16 Uhr begann die Aufstellung der Straßenbahnwagen für
die große Parade, wo alle fahrfähigen Fahrzeuge nacheinander
die Strecke befuhren.
Rechts steht der Hamburger Z1 656 bereit, während links der
Kieler Kurvenschmierwagen 354 auf seinen Einsatz wartet.
Der Triebwagen 354 wurde 1908 wie der rechts neben ihm
stehende Z1 656
von 1894 in der Hamburger Waggonfabrik Falkenried gebaut. Diese
Verwandtschaft ist durch zahlreiche Umbauten am 354 heute jedoch kaum
mehr zu erkennen.
Im Hintergrund steht der als Ausstellungswagen dienende und
vollständig
restaurierte V7BE 4391. |
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Acht
unkommentierte Fotos der Parade |
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Am
V6-Beiwagen
konnte durch den VVM der in Hamburg früher allgegenwärtige
Briefkasten der Briefbeförderung per Straßenbahn wieder
angebracht werden.
Dieser Postservice war einzigartig in Deutschland und in Hamburg 1920
zunächst
zur Beförderung von Eilbriefen und Telegrammen – seit 1922
für alle Briefarten – vereinbart worden. |
Im
Jahre 1956 entstand auf Basis des Typs V6 ein spezieller
Fahrschulwagen, zunächst mit der Nummer 2001, zuletzt 3999.
Dieser Wagen verfügt hinter dem Fahrerplatz über einen
Ausbildungsplatz, mit dem der Fahrlehrer Störungen simulieren bzw.
ins Geschehen eingreifen konnte.
Weitere höhenversetzte Sitzplätze sind im Wagen vorhanden,
damit mitfahrende Fahreranwärter alles mitverfolgen
konnten.
Am 19. August 2006 wurde der Fahrschul-V6 erstmals vorgeführt und
dabei auch "standesgemäß" genutzt – der Sohn eines
VVM-Mitgliedes konnte zusammen mit seiner Mutter einen völlig
anderen Eindruck vom Straßenbahnfahren erleben, während der
Fahrer vom Fahrlehrerarbeitsplatz steuert. |
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Über
die
Jahre haben Fahrschul-V6 und der V6B doch erhebliche "Patina"
angesetzt – der erstmalige Einsatz dieses Zugverbandes fand auch
entsprechende Beachtung beim Publikum.
Bis zu einer vollständigen Einsatzfähigkeit bleibt noch viel
Arbeit an
den Fahrzeugen zu tun. |
Ein
"Highlight" war fraglos auch der Einsatz des aus Berlin stammenden TM36
3495. Nach dem Erwerb des zweiteiligen TM36-Verbundzuges konnte
dieser vor über 30 Jahren in Hamburg zu einer
Sonderfahrt
genutzt werden, ehe der Zug – wie auch die anderen
Straßenbahnen des VVM – über Jahrzehnte abgestellt
werden musste.
Der TM36-Triebwagen 3495 befindet sich inzwischen technisch
wieder in
einem fahrfähigen Zustand, am Wagenkasten und im Innenraum wird
aber noch viel zu tun sein, ehe der Zug eines Tages wieder
Fahrgäste befördern kann.
Der zweite, schlechter erhaltene TM36, der Triebwagen 3487 ist derzeit
nicht fahrfähig. |
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Der
TM36 3495
startet hier am Museumsbahnhof Schönberger Strand nochmals zu
einer Demonstrationsrunde, welche allerdings vorzeitig nach einen
Fahrleitungsschaden abgebrochen werden muss. |
Verträumt,
idyllisch steht der der V2 3006 zusammen mit seinem passenden Beiwagen,
dem V2B 1306, am Museumsbahnhof abgestellt.
Der V2B 1306 ist zwar bis auf einige Restarbeiten weitgehend
fertiggestellt, doch hat dieser Wagen derzeit noch keine Zulassung
für den Personenverkehr, so dass der Zugverband
anlässlich der Parade als Leerfahrt verkehrt.
Im Vordergrund hut zu erkennen, die speziell angefertigte Gleisanlage
der Straßenbahnanlage, welche Regelspur und 1.100mm-Schmalspur
miteinander vereint, samt notwendiger Weichenkonstruktionen. |
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