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Nach
der politischen Wende im November 1989 waren für den westdeutschen
Eisenbahnfreund plötzlich viele neue Eindrücke möglich.
Nicht mehr nur
die fast steril wirkende Deutsche Bundesbahn – welche inzwischen
praktisch alle noch aus Reichsbahnzeiten stammenden Fahrzeuge
ausgemustert hatte.
Besonders reizvoll waren die noch zahlreich vorhandenen
Dampflokomotiven der DR, war die Dampfzeit in der DDR doch
endgültig
erst 1988 zuende gegangen – abgesehen von den Schmalspurbahnen der
Deutschen Reichsbahn. Hier hatte sich trotz mehrfachen Versuchen keine
Dieseltraktion durchsetzen können. Im Harz wurden zur Wendezeit
zwar
umgebaute V100 auf neuen Schmalspurdrehgestellen erprobt – letztlich
wurden aber nur 10 Stück gefertigt. Zunächst waren 30 Loks
zum Umbau
vorgesehen, um die Dampftraktion im Harz weitgehend ablösen zu
können.
Auf Rügen hatte sich vom einst umfangreichen Inselbahnnetz nur die
24,1
Kilomter lange Strecke Putbus – Binz – Göhren halten können –
das
Gesamtnetz auf Rügen umfasste einst 97,3 Kilometer.
Den ersten Abschnitt von Putbus nach Binz eröffnete die
Rügensche
Kleinbahn-Aktiengesellschaft (RüKB) am 22. Juli 1895. Bis 1899 war
das
gesamte Streckennetz fertiggestellt. Auf dem Abschnitt Putbus –
Göhren
dominierte stets der Personenverkehr, da die Bahn hier die beliebten
Seebäder anfuhr. Die anderen Streckenteile lebten vom
Güterverkehr.
Diese ungleichmäßige Inselstruktur führte Ende der
1960er Jahre zur
Stillegung des größten Teils der Rügenschen
Kleinbahnen. Die Natur hat
heute diese Flächen zurückerobert.
Vom 1. Januar 1996 bis zum 31. Dezember 2007 betrieb die
"Rügensche
Kleinbahn GmbH & Co" – ein Tochterunternehmen der von (im April
2008 verstorbenen) Bernhard van Engelen gegründeten Karsdorfer
Eisenbahngesellschaft (KEG) – die Kleinbahn. Zuvor war durch die
allgemeine Verstaatlichung seit dem 1. April 1949 die Deutsche
Reichsbahn Betreiber der Kleinbahn, 1994/95 die Deutsche Bahn AG. Zuvor
wurden am 22. Juli 1995 die Anlagen der Rügenschen Kleinbahn
offiziell
an den Landkreis Rügen zurückgegeben und die Verstaatlichung
von 1949
aufgehoben.
Nach mehrfachem Eigentümerwechsel und zeitweisen
Betriebsunterbrechungen aus den verschiedensten Gründen schrieb
der
Landkreis den Betrieb der Schmalspurbahn auf Rügen neu aus und
vergab
den Betrieb mit Wirkung von Jahresbginn 2008 an die Pressnitztalbahn
GmbH. Aufgrund von Streitigkeiten um Infrastruktur und Fahrzeugpark
musste zu Jahresbeginn 2008 der Betrieb des "Rasenden Rolands" bis auf
weiteres eingestellt werden.
Ab dem 17. März 2008 konnte nach Bereitstellung von Leihfahrzeugen
aus
Sachsen zunächst ein Einzugbetrieb wieder aufgenommen werden,
welcher
seit dem 26. April 2008 auf einen Zweizugbetrieb und seit dem 7. Juni
2008 gar auf Dreizugbetrieb verdichtet werden konnte. Seit dem 1. Juni
2008 ist die RüBB auch im (leihweisen) Besitz der Infrastruktur,
so
dass die RüKB seither völlig aus dem Betrieb des Rasenden
Rolands
ausgeschieden ist. Der Eigner einzelner Fahrzeuge, Hermann
Schöntag hat
2011 noch einzelne Fahrzeuge auf Rügen. Aus dem
Bestand der RüKB hat Hermann Schöntag die 99 783
käuflich erworben.
1999 konnte die Rügensche Kleinbahn wieder Streckenzuwachs
verzeichnen
– die 2,6 Kilometer lange Streckenerweiterung nach Lauterbach Mole ging
auf Dreischienengleis in Betrieb. Seither teilt sich auf diesem
Abschnitt die Regelspur mit der Schmalspur den Betrieb.
1991 bis 1993 war ich mehrere Male auf Rügen, um dort etwas vom
Betrieb
einfangen zu können, zwar nicht so oft wie bei dem benachbarten
und
näher an Hamburg liegenden Molli – dennoch möchte ich in
dieser Galerie
neun Bilder vom Rasenden Roland aus dieser Zeit zeigen.
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Praktisch nichts hatte sich im August 1992
auf dem Bf Putbus geändert, lediglich die früher
üblichen Fahnen wurden
nicht mehr aufgezogen, stattdessen begrüßte die Deutsche Reichsbahn auf einem Transparent die
Gäste der Rügener Kleinbahn
Die
örtliche Aufsicht des Bf Putbus sicherte bei Zugfahrten den
Überweg über die Regelspurgleise mittels einer Handschranke,
099 781 hat im August 1992 den Bahnhof Putbus erreicht und wird gleich
zahlreiche Urlaubsgäste entladen.
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Nachdem die
099 781 in das Bw Putbus vorgezogen hat, werden die Vorräte
für die
nächste Runde nach Göhren ergänzt. Trotz schwerer Arbeit
war auch beim
Bekohlen Zeit für die neuesten Neuigkeiten.
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In Binz Ost
wird stets mit dem Gegenzug aus Putbus gekreuzt, Zeit zum Plausch und
zur Lokwartung. Heute heißt der Bahnhof Binz Ost neu Binz LB
(für
Lokalbahn) und hat befestigte Bahnsteige erhalten – früher auf
Rügen
unüblich. Das Gleis links im Bild ist einem Parkplatz gewichen,
dafür
wurde ein drittes Bahnsteiggleis für Sonderzüge neu angelegt.
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Im August
1992 waren alle Wagen noch grün, die Loks nach dem Nummernschema
der
Deutschen Bundesbahn bezeichnet. Alle Gleise durchweg in Sandbettung zu
zu Zeiten der Lenz'schen Erbauung der Kleinbahn. Mir ist es bei einer
Wanderung aufgrund der einfachen Zugangsanlagen ohne befestigten
Bahnsteig passiert, dass ich entlang der Strecke einen Haltepunkt
übersehen habe und mich wunderte, dass einfach kein Haltepunkt
kommt.
Als ich endlich einen erreichte, war ich über den Namen erstaunt...
Was dem Reisenden in Form von neuen Bahnsteiganlagen natürlich
attraktiv erscheint, bedeutet auf der anderen Seite den Verlust von
Inselbahnathmosphäre.
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Ein Jahr
zuvor, im August 1991, verlässt die noch als 99 4801 bezeichnete
und
spätere 099 780 die Ortschaft Binz auf der Fahrt nach Putbus.
Heute
liegt hier das Gleis in Schotterbettung mit S54-Schwellen.
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Die
099 746 – bis 1992 99 1782 – hat im August 1992 den Hp
Serams verlassen und macht sich auf den Weg in Richtung Seelvitz. Die
Rinder grasen friedlich auf ihrer Weide, während der Fotograf
sich von Kuhfladen zu Kuhfladen vortastet – natürlich nicht ohne
mehrere davon zu treffen.
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099 748 –
bis 1992 99 1784 – hat die Anhöhe bei Seelvitz hinter sich
gelassen und rollt in gemächlicher Fahrt in Richtung Putbus.
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Im August
1993 erreicht die 099 746 mit ihrem Personenzug den Bahnhof Sellin. Der
Güterschuppen war seinerzeit noch verlassen, inzwischen hat sich
hier
Gastronomie niedergelassen und die Anlagen machen inzwischen einen ganz
anderen Eindruck. Wie auch alle Badeorte auf Rügen.
Wer mit dem Auto durch das Inselinnere fährt sieht, dass der
Wohlstand
leider nicht überall angekommen ist. Rügen wird trotz aller
Attraktivität zu allererst mit Wasser in Verbindung gebracht.
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Die Fahrt
ist beendet – die Reisenden steigen in Putbus aus, die Lok kuppelt ab
und wird in Kürze zur Bekohlung und zum Wassernehmen in das
Bahnbetriebswerk einrücken. Im August 1992 war das Gebäude
der Kleinbahn noch kurz davor zur Ruine zu werden – inzwischen ist es
renoviert und dient dem Fahrkarten- und Souvenirverkauf.
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Anno 1992
fuhr in Lauterbach noch keine Kleinbahn – es verkehrten in der Regel
V100 mit Rekowagen. In Lauterbach hat die 202 651 abgekuppelt und setzt
rasch an das andere Zugende um. Rechts stehen noch einige Lokwracks der
Baureihe 50 und warten auf ihr Ende.
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