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5. September – Reisen wie vor 100 Jahren
6. September – Auf Rollböcken nach Heiligenberg
12. September – Rund um den Kirchturm
17. September – „Alltag“ an der Marschbahn
18. September – Rote Großdiesel
23. September – Zeitreise durch die Prignitz
29. September – Statt Arbeit




Sonnabend, 5. September 2020 – Reisen wie vor 100 Jahren

HOYA

Beim Deutschen Eisenbahn-Verein (DEV) findet alljährlich auf der Strecke Bruchhausen-Vilsen – Asendorf das „Historische Wochenende“ statt, bei dem der Bahnbetrieb aus früherer Zeit dargestellt wird. Üblicherweise fahren Museumsbahnen ja „nur“ mit historischen Zügen, hier wird soweit möglich der Betrieb und das Leben von damals dargestellt – zahlreiche Darsteller lassen die Vergangenheit lebendig werden. Nach dem ersten Besuch der Veranstaltung im September 2019 stand der Termin dieses Jahr wieder auf dem Plan.
Kleinbahn bedeutet auch Gemütlichkeit, so dass die dem neuzeitlichen Eisenbahnverkehr gegenüber misstrauische Bäuerin Insa mit ihren beiden Kindern einen Schnack mit dem Zugpersonal hält, ehe sie sich in den von einem fauchenden und dampfenden Ungetüm bespannten Vormittags-GmP nach Heiligenberg begibt.

Herrschaften

Die Herrschaften reisen selbstverständlich zweiter Wagenklasse und der Dame wird galant beim Einstieg geholfen.

Bahnarbeiter

Der Gepäckschaffner Rippe wollte doch nur einen kleinen Schluck nehmen…

Landvolk

Nun ist es aber an der Zeit einzusteigen.

Aufsicht

Abfahrt!

HOYA

Die 1899 bei der Hannoverschen Maschinenbau-AG (Hanomag) gebaute Lok HOYA kam zeitlebens auf der Kleinbahn Hoya–Syke–Asendorf (HSA) zum Einsatz und begeht dieses Jahr zusammen mit der Strecke nach Asendorf ihr 120-jähriges Bestehen. Hier fährt die Lok aus dem Bf Bruchhausen-Vilsen aus.

Dorfkind

In Heiligenberg herrscht derweil emsiges Treiben – auf der Ladestraße ist Marktbetrieb und die auf den GmP nach Asendorf zu verladenen Güter müssen bereitstehen, wenn der Zug aus Bruchhausen-Vilsen ankommt.

Landleute

Einfahrt von GmP 183 aus Bruchhausen-Vilsen.

Landvolk

Bäuerin Insa hat die Fahrt gut überstanden und ist froh, aus dem Zug aussteigen zu können und wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Rangierarbeiten

Der 1900 von der Düsseldorfer Waggonfabrik Weyer für die Herforder Kleinbahnen GmbH gebaute Ow 113 wird in Heiligenberg an die Ladestraße rangiert, wo zur Bewachung der funkensprühenden Ungeheuer ein Tanklöschfahrzeug des Herstellers Arve vom Typ TLF 8 Borgward B 2500 A/O von 1959 steht.

HOYA

Der Wagen 113 wird abgestellt…

HOYA

…und die Lok wieder an den Zug nach Asendorf gesetzt – aber trotz bereits sechs Minuten Verspätung bleibt immer noch Zeit für einen kurzen Plausch mit Insa, wie ihr denn die für sie ungewohnte Fahrt gefallen hat.

HOYA

Bis zum nächsten Mal!

Markt

Die Herrschaften schauen ein wenig über den Markt oder sind ins Tratschen vertieft.

Pause

Doch was ist das? Haben Zeitreisende ihre Geräte aus der Zukunft liegenlassen? Scheinbar wussten die Damen aber recht schnell mit der futuristischen Technik umzugehen.

HERMANN

Die meisten Kleinbahnen transportierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die anfallenden Gütermengen zusammen mit den Personenzügen als GmP. Auf der Strecke nach Asendorf verkehrten heute neben den drei GmP-Zugpaaren auch zwei reine Güterzugpaare, welche mit der Lok HERMANN befördert wurden.
Die Düsseldorfer Lokomotivfabrik Hohenzollern fertigte die Lok 1911 für die Kreis Altenaer Schmalspur-Eisenbahn-Gesellschaft (KAE), wo sie bis zur Stilllegung der KAE im Einsatz stand. 1968 kam die Lok zum DEV, wo HERMANN seit 1979 wieder regelmäßig unter Dampf steht.


Bü

Der G 1541 erreicht den Bf Heiligenberg, während der stolze Besitzer des „Hausfrauen-Porsches“ VW Karmann-Ghia Typ 14 am Bahnübergang warten musste.

Rangierarbeiten

Wegsetzen von G 1541 nach Gleis 2, um die Kreuzung mit dem GmP 184 zu ermöglichen. Im Zug neben der Lok HERMANN die Wagen 51 (am 1. Mai 2019 nach 50 Jahren zurückliegender letzter HU nach gründlicher Wiederaufarbeitung in Betrieb genommen), 131, 110, 109 und 131.

HERMANN

Zur Brandwache wurde am Wochenende der bereits weiter oben gezeigte Borgward genutzt, welcher nach endgültiger Ausmusterung von einem Sammler erhalten wird.

Pause

Nach Abfahrt des Mittagszuges ist auch für die Landbevölkerung Mittag angesagt und Lebensmittel aus eigener Produktion verzehrt.

Bremswagen+

Für den Sonntag war der Einsatz des Rollbockzuges vorgesehen, hier steht er bereits fertig zusammengestellt im Bf Bruchhausen-Vilsen an der nach originalen Plänen errichteten Umladung. Den Besuchern des DEV wird die Rollbockanlage regelmäßig im Betrieb vorgeführt, wie z.B. 2019 beim Tag des Eisenbahnfreundes.
Nahmen die Kleinbahnen in den ersten Jahren in der Regel das Umladen des Stückguts in den mit der Regelspur gemeinsamen Bahnhöfen in Kauf – die menschliche Arbeitskraft war billig –
so setzten sich in späteren Jahren Rolböcke bzw. Rollwagen zunehmend durch. Der letzte kommerzielle Rollbockverkehr endete in Deutschland erst Ende 2015 mit Auslaufen des Schotterverkehrs bei den Harzer Schmalspurbahnen.
Da die frühen Rollböcke ungebremst waren, wurden spezielle Zwischenwagen gebaut, wie hier der von der HSA zwischen 1945 und 1956 auf einem ausgedienten Rahmen eines Personenwagens aufgebaute Rollbockzwischenwagen DEV 162. Der Wagen wurde 1971 bei den Verkehrsbetrieben Grafschaft Hoya (VGH) ausgemustert und kann seit dem Jahr 2000 beim DEV wieder eingesetzt werden.

Vlmms

Der zweibödige Viehwagen 2 180 2 104-1 stammt aus einer 1960/61 unter Verwendung vorhandener Verschlagwagen gebauten, 650 Stück umfassenden Serie der Gattung Vlmms 63. Der Wagen erhielt später die Bauartbezeichnung Hes 358.
Nur ein Wagen dieser Bauart überlebte und wurde 1985 zum 150-jährigen Eisenbahnjubiläum wieder hergerichtet. Wie zahlreiche Güterwagen wurde der Wagen nach 1985 an das DGEG-Museum in Bochum-Dahlhausen verliehen, wo er im Freien abgestellt fast 20 Jahre lang zunehmend verfiel.
2002 kaufte der DEV den Wagen vom DB-Museum und restaurierte ihn gründlich, in Niedersachsen waren diese Wagen für den Transport von Schweinen einst weit verbreitet. Aktuell erhält das Fahrzeug eine Hauptuntersuchung, die aufgrund der Corona-bedingten Ausfälle zur besseren Ausnutzung der wertvollen HU-Fristen noch nicht final abgeschlossen ist. Auf den Rollböcken DEV 174 und 176 verladen kann der fast fertiggestellte Wagen bereits jetzt eingesetzt werden.


Kupplung

Kleinbahnen waren Zeit ihres Lebens sparsam. Vorhandene Güterwagen wurden beim Umbau zu Zwischenwagen einseitig mit Zug- und Stoßeinrichtungen der Regelspur versehen, damit die aufgebockten Wagen einfach mit der Schraubenkupplung verbunden werden konnten. Das nicht ungefährliche Hantieren mit Kuppelstangen konnte so entfallen.

Zugleiter

Der Zugleiter in Bruchhausen-Vilsen stellt für den soeben aus Asendorf zurückgekehrten G 1542 den Fahrweg ein.

Rangierabteilung

Der hier an der Spitze laufende, 1906 für die Kreisbahn Emden-Pewsum-Greetsiel gebaute, Kesselwagen 152 diente in der Vergangenheit als Löschfahrzeug – nachdem das Feuerlöschkonzept geändert wurde, kann der Wagen wieder für historische Verkehre genutzt werden.
Im Vordergrund einer der beiden Rollwagen des DEV, welche 1940 bei der Maschinenfabrik Deutschland, Dortmund (MFD) gebaut und zuletzt bei der Wandsbeker Industriebahn in Hamburg eingesetzt worden sind.


HERMANN

Die Lok HERMANN muss umsetzen, um die Güterwagen für die Nachmittagsleistung umzurangieren, hierzu wird in den Bereich des Schuppens vorgezogen.

HERMANN

Wegsetzen nach Gleis 11a.

HOYA

Der Nachmittagszug GmP 187 erreicht von der Lok HOYA gezogen den Bf Heiligenberg. Die Sonne hatte nun öfter ein Einsehen mit den Fotografen.

HOYA

Die Herrschaften haben Heiligenberg erkundet, ein Picknick gemacht und wollen nun nach Asendorf weiterreisen, doch ohne den Tratsch vor Abfahrt geht es nicht.

Bf Asendorf

Der Bahnhofsvorsteher von Asendorf stellt derweil das ín den GmP 188 zu ladende Stückgut bereit.

Autofahrer

Zur Abholung der Herrschaften fährt ein stilvoller Studebaker Big 6 Sport Phaeton vor, 1923 gebaut. Da muss der Bahnhofsvorsteher natürlich schauen.

HOYA

GmP 187 erreicht den Bf Asendorf.

HERMANN

Wenn der Zug gefühlt schneller als der Fotograf ist (oder genauer gesagt der Fotograf den Fahrplan nicht lesen kann…), entsteht eine solche Aufnahme, die erst einmal nicht dem üblichen Ideal einer Streckenaufnahme entspricht. Eine aufziehende Schauerzelle hinter dem G 1543 und der Lok HERMANN am einsam gelegenen Feldweg-Bü Vilser Heide am Scheitelpunkt der Strecke nach Asendorf bei Homfeld.

HERMANN

Diffuse Stimmung bei Durchfahrt durch den Hp Klosterheide.

HERMANN

G 1543 erreicht den Bahnhof Asendorf. Die hier fehlende Sonne hat Vorteile, denn die Sonne würde hier jetzt fast im Gegenlicht stehen und die nahe B6 macht Aufnahmen von der „Sonnenseite“ fast unmöglich.

HERMANN

Die Lok HERMANN stellt zwei der Wagen von G 1543 in Asendorf zur Beladung auf Gleis 1c ab, während sie drei fertig beladene Wagen aus Gleis 2 aufnehmen wird.

HERMANN

Zunächst einmal umlaufen…

HERMANN

…die abzustellenden Wagen nach Gleis 1c wegsetzen…

HERMANN

…und die drei auf Gleis 2 am Bock stehenden Wagen aufnehmen…

HERMANN

…um den Zug auf Gleis 1c neu zusammenzustellen.

HERMANN

Nachdem der in Asendorf verbleibende vierte Wagen aus Gleis 2 wieder nach Gleis 2 gestellt ist, kann die Zugfertigmeldung erfolgen und der Zug G 1544 gen Bruchhausne-Vilsen abfahren.

HERMANN

Der Zug G 1544 wieder sichtbar am Scheitelpunkt der Strecke am Bü Vilser Heide bei Homfeld…

HERMANN

…und auf den letzten Metern vor dem Bf Bruchhausen-Vilsen am Bü Bollenstraße.

Fotos in Google Earth © 2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben